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Das Frühjahr der Entscheidungen

Germany, Duisburg: building for opera and thea...

Germany, Duisburg: building for opera and theater (also „Deutsche Oper am Rhein“ Deutsch: Duisburg: Opernhaus und Stadttheater (in Kooperation mit Düsseldorf als „Deutsche Oper am Rhein“). Inschrift am Giebel: MIT ALLEN SEINEN TIEFEN SEINEN HÖHEN ROLL ICH DAS LEBEN AB VOR DEINEM BLICK WENN DU DAS GROSSE SPIEL DER WELT GESEHEN SO KEHRST DU REICHER IN DICH SELBST ZURÜCK (aus: Friedrich Schiller, Die Huldigung der Künste, 1804) DENordrhein-Westfalen47051 (Photo credit: Wikipedia)

Bislang, so glauben einige Bürger in Duisburg, konnte die Stadt ihr Gesicht wahren, obwohl die Schulden überwältigend sind, Jugendkultureinrichtungen ungefördert blieben, Schulen abbruchreif vor sich hin gammeln und die Zukunft der überregional bedeutsamen Festivals unsicher ist. Einen wesentlichen Beitrag leistete dazu der Erhalt der Operngemeinschaft mit Düsseldorf, die nach aktuellen Zahlen von Kulturdezernent Janssen für Duisburg mit 11 Mio. € jährlich zu Buche schlägt und den größten Anteil des ohnehin kleinen Kulturetats beansprucht.

Gemeinsam mit den Philharmonikern, die die Stadt 10 Mio. € jährlich kosten, verbrauchen diese beiden Institutionen weit über 50% des gesamten Kulturetats von 37 Mio. €. Weil sich nach vormaligen Sparrunden ein Betrieb dieser beiden Institutionen nicht mehr aufrechterhalten lassen würde, sollten die Etats weiter gekürzt werden, hat der Kulturdezernent die Politik zu Entscheidungen aufgerufen, besonders für oder gegen die Oper.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Operngemeinschaft in die Diskussion gerät, doch dass nun sogar vom Kulturamt aus die Frage nach der Zukunft gestellt wird, ist neu! Ich möchte diesen Anlass nutzen, um einen Vorschlag zu unterbreiten, der sowohl den Befürwortern als auch den Kritikern der speziellen vertraglichen Bindung entgegenkommt! Bevor ich jedoch diesen Vorschlag formuliere, ist einiges klarzustellen:

Für manche, in der Meinungsbildung allerdings gewichtige Personen, ist die Oper zu einer identitätsstiftenden Institution geworden. Unberücksichtigt blieb dabei jedoch, dass der primäre künstlerische Anteil in der Gemeinschaft aus Düsseldorf kommt. Dort residiert die künstlerische Leitung. Die Philharmoniker spielen zwar bei den Duisburger Aufführungen, das künstlerische Gewicht hat jedoch Düsseldorf. Sieht man von den Philharmonikern ab, die als eigenständiges Orchester fungieren, sich nicht auf den Opernbetrieb reduzieren lassen, bleiben in Duisburg die Werkstätten und die Bühnentechnik übrig, zudem die Administration. Das ist aus künstlerischer Sicht nicht viel!

Reicht dieses Engagement, um den finanziellen Umfang zu rechtfertigen, reicht dies für eine Duisburger Identität, die nach Hochkultur dürstet, sich präsentiert und bestätigt sehen möchte, vor dem Spiegel über die Abendgarderobe streicht, bevor es in die ‚Zauberflöte‘ geht, und zärtlich flüstert: Du gehörst dazu! – Wozu? Zu den Technikern, Handwerkern und Büroangestellten, die Duisburg dem Betrieb zur Verfügung stellt?

Es war schon immer eine Illusion, den Duisburger Anteil an der Operngemeinschaft kulturell zu deuten, und eine Farce, zur Aufrechterhaltung dieser Illusion Millionen auszugeben, während andernorts Betriebe eingestellt werden müssen und Gebäude verfallen. So lässt sich kein Gesicht wahren, es sei denn man verschließt bereitwillig die Augen.

Gibt es eine Alternative? Wieso belässt man die Düsseldorfer Oper nicht in Düsseldorf? Die Programmpräsentation und der lokale Vorverkauf könnten in Duisburg bleiben, zusätzlich richtet man einen Shuttle-Dienst ein. Eventuell kann eine bessere Auslastung Düsseldorf sogar helfen.

Ein Verzicht auf die Oper könnte bei den Philharmonikern Kräfte freimachen, die sich teilweise städtisch nutzen lassen. Wer versteht von den Opernliebhabern etwas von Musik, kann vielleicht sogar einige Noten lesen? Welche Rolle spielt Musik in den Schulen und Jugendeinrichtungen? Ich schätze, dass der pädagogische Bedarf gesellschaftlich äußerst groß ist. Weshalb sollten nicht Musiker, kleine Ensembles oder auch das gesamte Orchester unterhaltsame Programme entwickeln, die Mensch und Musik wieder zusammenführen, auch mit Musik und Klängen, die sich als zeitgenössisch bezeichnen ließen?

Die Duisburger Philharmoniker sind bereits Botschafter, haben sich regional und darüber hinaus als wichtige Vermittler auch der zeitgenössischen Musik entwickelt. Dort liegt tatsächlich ein kreatives Duisburger Potential, das nur genutzt werden muss. Und die Stadt könnte sich kulturell wieder um Aufgaben kümmern, die ihre überregionale Relevanz unterstreichen, wie auch ihr lokales Interesse an dem Wohl von Kindern und Jugendlichen.

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