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CDU Duisburg – ganz aktuell: Eine Abwahl ist eine Wahl, und Liebe ist Arbeit, Arbeit, Arbeit: Keine Experimente!

Eine Abfahrt ist zunächst einmal eine Fahrt. Ein Abgang ist zunächst einmal ein Gang. Selbst ein Abort ist freilich irgendwie auch ein Ort. Doch darauf wollte ich nicht hinaus. Ich möchte – aber so ist das mit dem Alphabet, sie ist erst jetzt dran – auf die Abwahl zu sprechen kommen. Sie wissen schon: Duisburg, Sauerland und so. Nicht das Sauerland, sondern der Herr Sauerland. Der soll doch abgewählt werden. Am 12. Februar. Jetzt habe ich mich aber verzettelt. Wo war ich stehengeblieben?

Ach so: bei der Abwahl … Also: eine Abwahl ist zunächst einmal eine Wahl. Oder? Oder ist sie etwa nur, wie der Abzuwählende jetzt in die Debatte geworfen hatte, nur eine Abstimmung? Und wenn sie eine Abstimmung ist, was hieße dann eigentlich „nur“? Und wenn ja, also wenn eine Abwahl tatsächlich nur (?) eine Abstimmung wäre, müsste man dann nicht auch sagen: eine Abstimmung ist zunächst einmal eine Stimmung. Nachtigall, ick hör Dir trapsen.

Für die Nicht-Berliner unter den Lesern: mich beschleicht eine Vorahnung, dass sich hinter der Abstimmungs-Abwahl-Korinthenkackerei eine Absicht verbergen könnte. Tja, Herr Sauerland, so sieht´s aus: „Wir sind auch nicht ganz blöd!“ – Verdammt! Jetzt habe ich schon wieder den Faden verloren. Wo war ich stehengeblieben? Ach so: bei der Abstimmung … Also: eine Abstimmung ist zunächst einmal eine Stimmung. Oder? Und wen interessieren schon Stimmungen? Na also!

Mich interessieren keine Stimmungen, mich interessieren nur die Stimmen. Sagte auch schon Helmut Kohl. Aber wer ist schon Helmut Kohl?! Helmut Kohl, um Himmels Willen! Diese Birne. Abgewählt worden ist er. Das sagt ja wohl schon alles. Kohl, dieser Loser! Wahrlich kein Vorbild. „Weiter so!“ Lächerlich. Noch einmal so eine Loveparade könnten wir hier ja wohl kaum hinkriegen. Bloß keine Experimente! Womit wir beim Großvater wären …

 

Sie wissen schon: der Kohl war doch der selbsternannte Enkel Adenauers. Und „der Alte“, wie er liebevoll genannt wurde, hatte den Bogen raus. „Keine Experimente“ hatte er plakatieren lassen. Das war 1957. Meine Mutti hatte sich ganz offensichtlich diesen Spruch nicht zu Eigen gemacht. Da hatte sie den Salat. Da blieb ihr nur noch „Zukunft gestalten“. In diesem Fall: vor allem auch meine.

Aus Schaden klug geworden lehrte sie mich: „Werner, wenn es irgendwo gefährlich wird, geh weg! Oder noch besser: geh am besten erst gar nicht hin!“ Loveparade – so etwas gab es damals natürlich noch nicht. Aber dass so etwas gefährlich werden kann, das hätte sie sich schon gedacht, meine Mutti. Keine Experimente, sage ich immer. Adolf Sauerlands Mutti – ich weiß es ja nicht. Aber es sieht ganz so aus, als habe sie diesen Leitsatz nicht ganz so entschlossen in ihren Filius eingetrichtert.

Vielleicht hat sie sich auch nur gedacht, mit der Wahl des richtigen Vornamens sei es schon getan. Wie gesagt: ich weiß es nicht. Alles reine Spekulation. Jedenfalls ist der Bursche heute in der misslichen Lage, sich zunächst einmal auf halsbrecherische Experimente einzulassen, um dann hinterher „Keine Experimente“ plakatieren lassen zu müssen. Immerhin hatten seine Experimente nicht seinen Hals gebrochen; aber trotzdem: für eine Mutti ist so etwas nicht schön.

Verflixt! Und schon wieder den Faden verloren. Wo war ich denn diesmal stehengeblieben? Ach so: immer noch bei der Abwahl … Also eine Abwahl ist zunächst einmal eine Wahl. Stimmung hin, Abstimmung her. Und weil eine Abwahl immer auch zunächst einmal eine Wahl ist, ist auch ein Abwahlkampf nichts Anderes als ein Wahlkampf. Und ein Wahlkampf hat – das ist so ähnlich wie im Fußball bei einem Lokalderby – seine eigenen Gesetze. Bloß keine Experimente!

Das wichtigste Gesetz: Optimismus verbreiten! Nein, das wäre zu viel; sagen wir mal: Zuversicht. Ja richtig: Zuversicht verbreiten! Aber bloß keine Siegesgewissheit. Das könnte die Wahlkämpfer – in diesem Fall also: die Abwahlkämpfer – demotivieren und die potentiellen Wähler von der Urne abhalten. Am besten sagt man also so etwas wie: „Eigentlich sieht alles ziemlich gut aus. Uneigentlich kann es aber auch verdammt knapp werden.“ So können Sie nichts falsch machen.

Nie. Auch diesmal in Duisburg nicht. Jedenfalls dann nicht, wenn Sie für die Abwahl Sauerlands sind. Sind Sie jedoch gegen die Abwahl, dann gilt die Regel: kein Gesetz ohne Ausnahme. Sie müssen bedenken: in diesem Fall hätten Sie ja bereits eine ganze Menge falsch gemacht. Ob Sie nun ein schlichter Sauerland-Fan sind (1) oder ein ganz normaler CDU-Parteigänger (2) oder einer von denen, die ihre politische Karriere an das Schicksal des Abzuwählenden gehängt haben (3).

 

 

Ausschnitt: Abwahlflyer Sauerland

 

(1) Der schlichte Sauerland-Fan: okay, ein Kumpel, der einem gleich auf die Schulter klopft. Ein Oberbürgermeister, mit dem ich auf Du und Du stehe. Dieses einmalige Erlebnis fehlt dann schon. Nur: diese Überlegungen hier müssen Sie nicht weiter interessieren. Was verstehen Sie schon von Regeln und Ausnahmen. Lassen Sie sich nicht die gute Laune vermiesen! Irgendwann werden Sie schon wieder einen echten Kumpel mit Wichtigkeitsfaktor finden.
(2) Der ganz normale CDU-Parteigänger: Sie sind treu. Sie stehen zu „Ihrer“ Partei. Auch und gerade dann, wenn es nicht einfach ist. Auf Sie ist Verlass. Das spricht für Sie! Was nicht so sehr für Sie spricht ist, dass Ihnen nicht nur das politische Denken fehlt, sondern auch eine kleine Portion dessen, was man gemeinhin als gesunden Menschenverstand bezeichnet. Stellen Sie sich doch nur einmal vor, das Abwahlverfahren würde  scheitern. Dann hätte „Ihre“ Partei den Sauerland immer noch an der Jacke kleben, wenn Wulff schon längst Geschichte ist.
(3) Sie hatten Ihre politische oder gar auch noch Ihre berufliche Karriere an das Schicksal Sauerlands geknüpft. Ja, da kann man nichts machen. Da weiß ich auch keinen Rat für Sie. Dumm gelaufen. Bei uns in der Familie wird in solchen Situationen dann immer der Satz bemüht: „Da darf man gar nicht drüber nachdenken.“ Der ist ziemlich weise und hilft auch eine ganze Menge. Weise wegen des sparsamen Umgangs mit Energie. Hilfreich, weil man sich ja sonst nur selbst fertig machte.

 

Eine beschissene Situation, wie die niederländische Paartherapeutin Evje van Dampen sagen würde. Und deshalb gilt hier ihr Arbeitsmotto: „Liebe ist Arbeit, Arbeit, Arbeit!“ Egal übrigens welche. Hauptsache, man unternimmt irgendetwas. Aber was?! „Ich bin überhaupt nicht in Wahlkampfstimmung. Es hat bisher keinen Wahlkampf meinerseits gegeben und das wird es auch in den nächsten Wochen nicht mehr“, sagt Sauerland, während die Wahlkampfflyer schon längst fertig sind und auch im Internet stehen.

Dann steht in der Zeitung, OB Adolf Sauerland steige nun doch in den „Abwahlkampf“ ein. „Beschissene Situation“, findet Evje van Dampen und kichert. Irgendwie so lieblos. Aber wir wissen ja: „Liebe ist Arbeit, Arbeit, Arbeit!“ Nötig ist sozusagen ein Festival der Liebe oder, wie wir auf Neuhochdeutsch sagen könnten: eine Parade der Liebe. Aber bitte: keine Loveparade. Denn Sie wissen ja: Keine Experimente!

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