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Scheitert Deutschland an Polen?

Kohlekraftwerk Jänschwalde

Image by fabnie via Flickr

Was man dieser Tage der Presse entnehmen kann, ist schon erstaunlich. So schreibt z. B. der Spiegel, dass die „Deutsche Energiewende“ durch Polen gefährdet sei, da man sich dort weigere Strom abzunehmen:

Hintergrund ist, dass der polnische Netzbetreiber PSE Operator plant, an der Grenze Stromsperren zu errichten. So soll verhindert werden, dass die Bundesrepublik überschüssige Öko-Elektrizität weiterleitet. Die Betreiber polnischer Kohlekraftwerke müssen in diesen Fällen ihre Anlagen plötzlich herunterfahren, um eine Überlastung zu vermeiden. In Warschau sorgt man sich, dass die Kraftwerke dem ständigen Hoch- und Herunterfahren nicht gewachsen seien und es durch einen unerwarteten Energieüberschuss sogar zu einem Blackout kommen könne.

In der Folge erwartet man dann für Deutschland übrigens auch, dass die Netze instabil werden:

„Wenn überschüssiger Wind- und Solarstrom nicht mehr ins Ausland abgeführt werden kann, dann wird das deutsche Stromnetz instabiler“, warnt der Chef der Deutschen Energie-Agentur (Dena), Stephan Kohler.

Was man hier erlebt, ist ein Musterbeispiel dafür, wie es eigentlich gar nicht sein dürfte. Denn zwischen den Zeilen ließt man doch etwas ganz anderes:

  1. Die „Energiewende“ scheint ein „lokales“ Phänomen zu sein – statt eines gemeinsamen Europäischen Kraftaktes, der letztlich ja der gesamten Welt zu Gute kommen würde.
  2. Die Polen scheinen nicht viel Wert auf die Modernisierung ihres Kraftwerkparks zu legen. Das macht natürlich unsere Bemühungen irgendwie… zu nichte. Denn was bringt uns der Umstieg, wenn von unserem Nachbar das Klima weiter strapaziert wird?
  3. Weder Polen noch Deutschland hat in den letzten Jahren die notwendige Modernisierung der Stromnetze in Angriff genommen – wohl wissend, dass es zu einer massiven Zunahme von dezentralen Erzeugern kommt und das sowohl Distribution, als auch Speicherung die großen Herausforderungen unserer Zeit sein werden.
  4. Es ist bemerkenswert, wie viel Strom wir in Deutschland scheinbar übrig haben – sollte mit dem Abschalten der AKW nicht die Versorgung den Bach runter gehen?

Insgesamt ist die Energiewende noch nicht so weit, wie sie eigentlich sein sollte. An dem Disput Polen – Deutschland zeigt sich sehr schön, dass unser Klima auch die nächsten Jahre und Jahrzehnte an Kleinstaaterei und Wirtschaftsprotektionismus leiden wird. Und das es nach wie vor die Betreiber von regelschwachen Großkraftwerken sind, die einer nachhaltigen Veränderung erfolgreich im Wege stehen. Von den Netzbetreibern, die den Ausbau und die notwendigen Investitionen bewusst verschlafen haben, gar nicht zu reden…

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