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Kuhls Kolumne: DIE WEISHEIT DES VOLKSEMPFÄNGERS

ob-kuhl-0206Zwischen Goebbels Wochenschau und Merkels Tagesschau liegt ein ganzes Menschenleben. Geändert hat sich wenig. Täglich um 14 Uhr telefonieren sich Parteien-Marionetten, Sende-Chefs der zurecht so genannten ARD-„Anstalten“ zusammen, wie den zu verblödenden Deppen draußen am Empfänger die Welt einzufixen sei. Gehirnwäsche als Aufklärung. Die Wirklichkeit ist nicht so wichtig für die ach so seriösen über GEZ-Drückerbanden finanzierten Verlautbarungstäter öffentlich-rechtlicher Filialen des Reichspropagandaministeriums. Je mehr unsere Demokratur sich als Diktatur „der Märkte“ vermummt, desto religiöser das Ritual der medialen Götterboten. So wird das Tor nach dem Furz des Präsidentenhundes zur heiligen Kuh des Tages, präsentiert vom flimmernden Hausaltärchen.

Jahrelang wurde uns der Völkermord im Irak als inneres Problem der USA dargestellt, was insofern, als der Wahn des Überfall-Täters tatsächlich eine psychopathische Selbstreferenz darstellt, sogar stimmt. Nach dem Völkermord an den Indianern, der Versklavung halb Afrikas und 50 Jahren Bürgerkrieg zieht der „Weltpolizist“ jetzt schon hundert Jahre mordend über den Planeten. Korea, Vietnam, Grenada, Kuba, Irak, Afghanistan. Für uns kann doch egal sein, ob unsere Freunde Hirohito, Mussolini oder Bush heißen – solange der Volksempfänger das richtig er-„klärt“.

FALSCHMELDUNGEN

Dabei sind Falschmeldungen leicht zu erkennen. „Steuerentlastung“ bedeutet zusätzliche Steuerbelastung für die meisten. Wenn ein Politiker „wir“ sagt, meint er sich und seinen Hundehalter. Was ist es also, was uns so oft denken lässt, nach den Nachrichten könne man sich richten? Obwohl uns tief im Inneren ja klar ist, dass wir verarscht werden…

Die „Seriösität“ der Tagesshow besteht zum großen Teil aus dem richtigen Sakko (obwohl wir wissen, dass die meisten Vertreterkuttenträger Betrüger sind), der unorthopädisch versteiften ölgötzenhaften Sitzhaltung des vorlesenden Lügners und den herrlich bunten Bildern nach der „Die Stimme seines Herrn“-Anfangsmelodie. Jedesmal, wenn diese Hundepfeife ertönt, machen zehn Millionen „brav Platz!“.

LORIOTS HUND

So sitzen sich allabendlich der Hund auf der Couch und der im Fernsehen pünktlich um 20 Uhr für genau 15 Minuten gespannt gegenüber. Diese beiden armen Köter sind – tiefenpsychologisch gesprochen – die Wahrheit und Sinn vorgaukelnde Wirklichkeit eines Loriot-Bildes. Comedy-Konsumenten können das nicht merken und Kabarett-Publikum weiß es sowieso. Denn solche Rituale kennt man aus der Kirche. Das jedenfalls meinte Ex-RTL-Chef Thomas mit seiner Scottise, man könne „die Tagesschau auch auf Latein verlesen“.

HÜTCHENSPIELER

Daß das äußerliche Brimborium vom betrügerischen Akt ablenken soll, das ist dasselbe bei Hütchenspielern, Priestern und Nachrichtensprechern. Bunte Bildchen, Tortendiagramme und das Gesülze irgendwelcher Wichtigtuer mit ihren „Aufsagern“ vor Regierungsgebäuden in JWD oder „Interviews“ mit Politikern, die vier Minuten brauchen, um zu sagen dass sie nichts zu sagen haben, schrauben den Erkenntniswert unter Null. Nebelwerfende Lallrituale: harekrishnaharerama-ramaramaharihari oder einfach ommmmmmm…. Tagesschau Lesung, Tagesthemen Predigt, Talkshow täterä!

Da bei den Privaten die Sendungen eigentlich nur als Umfeld für die Werbeblöcke fungieren, kann man denen ihre Prostitution nicht vorwerfen – sonst hätten sie ja nix zu fressen.

Die öffentlich-rechtlichen konnten mit unseren Zwangsabgaben geradezu monarchische Bürokratien aufbauen. Wenn sie gar kein Programm brächten – alleine dieses Testbild würde zwei Drittel der Gesamtkosten von über sieben Milliarden erfordern. Und das GEZ-Schutzgeld-System wird noch ausgebaut zu einer Steuer, die kommende Erhöhungen erleichtert. Warum sichert die Politik nur die Pfründe dieser vorgeblich so kritischen Medien?

ARSCHKRIECHER & INNEN

Als Hitler nicht mehr im Industrieclub in Ärsche kriechen musste, stieg Goebbels in seinem Gedärm auf. Kaum war der wieder draußen, gebar er den Volksempfänger. Die emanzipatorische Version der historischen Koprophilie sieht so aus: Aus Honnekers Enddarm im ICE-Tempo durch Kohls Saumagen in Bushs Sitzfleisch – und schon ist Kohls Mädchen Kandis Bunzlerin. Doch kaum draußen ist ihr schon Moni reingekrochen. Haben sie das gesehn, wie ARD-Chefin Monika Piel das Merkel eine Stunde lang „interviewt“ hat, bis beide von einer Schleimlawine weggespült wurden? Die Tagesschau gilt den meisten als verlässlich. Witze über die Tagesschau gibt’s keine – im Gegensatz zum Volksempfänger.

LESEN MACHT SCHLAU

Statt sich nach „Nachrichten“ zu richten, könnte man ja auch mal ein Buch lesen. Walter von Rossum hat mit „Die Tagesshow“, Untertitel „Wie man in 15 Minuten die Welt unbegreiflich macht“, das Wort zum Thema geschrieben.

Da kann man dann en detail nachlesen, dass der Unterschied zwischen Tagesschau und Lindenstraße lediglich eine Frage der Besetzungsliste sei. Wobei die 20-Uhr-Soap mit Merkel, Westerwelle, Ackermann, Obama, Schweinsteiger und Konsorten nicht unbedingt unterhaltsamer ist.

INVOLUTION

Wenn ein NDR-Intendant positiv von einem „optimalen Konsensverstärker“ spricht, dann erinnert mich das an einen alten Schinken in meinem Bücherregal. Klappentext:

„Die "Transformation der Demokratie", Johannes Agnolis erstes Hauptwerk, das er 1967 zusammen mit Peter Brückner im Voltaire Verlag vorlegte, war die einflussreichste und nachhaltigste Staats- und Parlamentarismuskritik für die außerparlamentarische Opposition. Agnoli beschreibt darin den Prozess der Involution demokratischer Staaten, Institutionen und Parteien in antidemokratische Formen, eine Rückbildung der bürgerlichen Demokratie zu mehr Herrschaft, Unterwerfung und Kapitalabhängigkeit des Staats, die Entwicklung zu einem autoritären Staat. Die liberale repräsentative Demokratie ist für Agnoli allenfalls liberal im Sinne der Befreiung kapitalistischer Interessen, sie war nie demokratisch im Sinne der Beteiligung aller oder auch nur ihrer angemessenen und verlässlichen Repräsentation.“

Da finde ich dann auch die „Technik des sozialen Friedens“, Blödhaltetechniken und vernebelnde Ästhetik. Und das passt dann wieder zur heutigen ARD-aktuell-Chefredakteursaussage, man müsse den Zuschauer „fit für den nächsten Tag machen“, damit sie dann sagen können „das habe ich doch schon mal gehört“…

MISSION ACCOMPLISHED

Tom Buhrow berichtet aus Washington. Kommentarlos lässt er den US-Präsidenten Bush in einer Ansprache von der USS Abraham Lincoln seine allseits bekannten Lügen wiederholen, man habe durch den Sturz der irakischen Regierung einen großen Erfolg im Kampf gegen den Terrorismus erreicht, da Irak nun keine Waffen mehr an Al Kaida liefern könne.

Kein Wort über den Völkermord an einer Million Menschen – hauptsächlich Zivilisten. Solche und andere Geschichtenändern wenig an der Tatsache, dass die meisten hier hartnäckig glauben, es gebe einen qualitativen Unterschied zwischen ARD-News und BILD. Ob der Bush jetzt ob seiner dauernden Counter-Strike-Daddelei eine göttliche Erscheinung gehabt hat…

TÄGLICH SCHLAU

soll sich der Zuschauer fühlen nach Teilinformationen, Halbwahrheiten, Falschmeldungen, Propaganda und Horoskopgeschwurbel. Eine exzellente Inszenierung, dieser News-Fortsetzungsroman seit jetzt 59 Jahren. Der Trick ist denkbar simpel: Was die Tagesschau behauptet, ist egal – Hauptsache Tagesschau. Zuschauer als Zaungäste einer Welt – als Produkt einer Sendung, die sich standhaft weigert, diese zu begreifen. Eine Redakteurin ist „zufrieden, wenn der Zuschauer sagt, das hat mich interessiert – und jetzt der Tatort.“

Rituale, Präsidenten, Helikopter, Händeschütteln, Börsenkulisse, weinende Frauen, geile Tore, Bundeskanzleramt, Kabul, tolle Autos, der Papst, der Mars – und morgen wieder schönes Wetter!

KOMPASS KAPUTT

Ich erwarte von Nachrichten Orientierungswissen, will mich danach richten können. Zusammenhänge sollten nicht zerschnitten werden. Auf Stereotypen und Polit-Ikonen kann ich verzichten. Dieser ohrfeigenhafte Wechsel „ Schlechte Nachricht – gute Nachricht – MSV steigt ab – aber morgen scheint die Sonne“, diese ewig-gleiche Sandkasten-Idylle, diese Puppenstubenromantik…

Genau!

Jetzt fällt mir ein, woher ich die Tagesschau als kleines Kind schon kannte:

KASPERLE-THEATER

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