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Kuhls Kolumne: BANKENREPUBLIK DEUTSCHLAND

ob-kuhl-0206Die Einen müssen zahlen – und dafür arbeiten. Die Anderen lassen ihr Geld arbeiten. Wenn die Anderen sich verzockt haben, müssen die Einen zahlen. Und wenn die Einen das mit ihrer Arbeit nicht aufbringen können, müssen ihre Kinder und Enkel zahlen.

1 Prozent unserer Bevölkerung verfügt über 23 Prozent des Volksvermögens, 5 über 46, 10 über 61, 30 über 91 – und am anderen Ende 27 über gar nix. Gut zwei Drittel der Gesellschaft verfügen also über 9 Prozent und ein knappes Drittel über „den Rest“.

Dieser als „Mittelstandsgesellschaft“ vernebelte Skandal realisiert sich z.B. darin, dass weniger als zehn Prozent Aktien besitzen. Diese Gruppe konnte in den letzten Monaten Griechenland-Anleihen mit 16% Verzinsung erstehen. Zwar war bekannt, dass Griechenland die nicht einlösen kann, doch setzte man darauf, dass die Bundesregierung „systemrelevante“ Banken stützt, um „die Einlagen der Sparer“ zu schützen. Wie schon 2008. Und das tut sie ja auch gerade. Profitsicherung für Spekulanten auf Steuerzahlerkosten.

Kurz vor der Tagesschau sieht man die Zockertips von der Börse. Da erfährt man dann, dass im letzten Jahr die Preise für Weizen und Mais glücklicherweise um bis zu hundert Prozent gestiegen seien, was wiederum deutsche Traktorenaktien zu einer lohnenden Investition mache. Eigentlich sollten unsere öffentlich-rechtlichen Volksempfängerbestücker darauf hinweisen, dass Spekulation mit Grundnahrungsmitteln Mord an denen ist, die sie dann nicht mehr bezahlen können.

DIE DESTRUKTIVE DEUTSCHE

Als Angestellter der Deutschen Bank in Bonn hat mein Vater in den 70er Jahren seinen Kunden verklickert, wo sie ihre – nicht selten schwarze – Kohle gewinnbringend anlegen können. Nach Insidertips aus der Politik hat er dann in eigener Sache schon mal vierzigtausend Mark in Howaldtswerke-Deutsche-Werft gesteckt, kurz bevor die mit Steuermilliarden gestützt wurden, um wenige Tage später mit astronomischem Gewinn wieder zu verkaufen. Andererseits hat die Bank ihm schlechte japanische Papiere untergejubelt, die er schnell losschlagen solle. Sein schlechtes Gewissen ließ ihn nachts nicht schlafen. Diese Achterbahnfahrt endete 1981 im endgültigen Infarkt.

Wie üblich in Weltwirtschaftskrisen gehörte „Die Deutsche“ 1930 zu den Gewinnern. Dann eröffneten massenhafte „Arisierungen“ von jüdischen Vermögen und blendende Kontakte zur NSDAP eine Option im KZ-Business. Die Abrechnungen der KZ-Insassen-„Tagelöhne“ zwischen dem Reichssicherheitshauptamt und den ausbeutenden Unternehmen übernahm man genauso gerne wie das Schmelzgold der ermordeten Juden. Später verkaufte man Krügerrand-Goldmünzen des Apartheid-Staates Südafrika.

AMIGO ACKERMANN

Als die krummen Geschäfte der Hypobank zu Fragen führten, gründete man die Hypo-Real-Estate als Bad Bank für die krummen Dinger. Die Deutsche ging dann gleich mit 12 Milliarden rein. Das tut eigentlich nichts zur Sache. Nur als Ackermann sagte, er würde sich schämen, Geld vom Staat zu nehmen, da hat er gelogen. Mit dem Auffangen der HRE hatte er seine 12 Mrd. wieder.

Hierzulande lassen sich Regierungen von ihm „beraten“. Er ist Co-Autor von Gesetzen, die ihn betreffen. Auch Kohl ließ sich von der Deutschen Bank beraten. Und Schröder erklärte sie zum Tafelsilber der Republik. Hierzulande profitieren Banken als Erste von Krisen die sie mitverursacht haben. Europa gilt als „overbanked“, was Ackermann nicht jucken muß. Zwar richtet ihm die Bundeskanzlerin seine Geburtstagsparties nicht mehr auf Staatskosten aus – aber wenn’s um die Eurorettung oder um Griechenland geht, sitzt er selbstverständlich mit am Tisch. Der Bock als Gärtner.

CHAOS-CHRONIK

In den frühen 70ern hatten ein paar US-Ölkonzerne den Weltmarktpreis durch die Erpressung der Erdöl-exportierenden-Länder OPEC angekurbelt, was uns Guido Knopp und wenig reflektierte Geschichtsbücher als „Ölkrise“ verkaufen. „Krisenmanager“ Helmut Schmidt fand hier eine dankbare Aufgabe. Er wollte 50 Kernkraftwerke bauen und gab der Wirtschaft den Vorrang vor der Politik

Ein Jahrzehnt später waren sich Thatcher, Reagan und Kohl einig darin, den Kapitalismus anzukurbeln, die Gewerkschaften kaputtzumachen und das soziale Netz zu löchern. So schwenkte die westliche Welt auf Milton Friedmans „Appeasement-Politics“ ein. Mit dem Zusammenbruch des „real existierenden Sozialismus“ brach das Gegengewicht weg und der Osten fiel der Mafia-Wirtschaft zum Opfer. Globalisierung.

Schröder machte in Deregulierung, verbrach Hartz4 und Eichel öffnete den Heuschrecken die Tür während Westerwelle uns erklärte, der Markt werde schon alles regeln, man müsse nur die Steuern senken.

Mit der großen Koalition kam die Krise und die erste große Bankenrettung.

Nun bringt sich „Krisenmanager“ Steinbrück dank Steigbügelhalter „Krisenmanager“ Schmidt in Kanzlerwahl-Position. Den Banken ist egal, ob er oder die Merkel ihnen die „Euro-Rettung“skohle in den Arsch schiebt.

Die Politik hat die Gier der Märkte entfesselt. Wer investiert noch in einen mittelständischen Betrieb, wenn im Casino fette Dividende winkt? Die Blase der Finanzmärkte, deren Zockerbude die reale Wirtschaft um ein Zigfaches übertrifft, wird platzen. Die Politik hat nach und nach die Gitterstäbe aus dem Käfig des Drachen gezogen. Jetzt muß sie sie wieder reinstecken. CDUSPDFDPGrüne sollten zu dem stehen, was sie verbrochen haben.

KRIMINELLE KRISENGEWINNLER

In Amerika geht man jetzt gegen Banken mit genau den Abhörmethoden vor, die bislang gegen Mafiabanden, Terroristen und Drogenhändler eingesetzt wurden. Staatsanwalt Bharara verfolgt die Deutsche Bank, die sich über ihre US-Tochter Mortgage IT Garantien der US-Regierung für Hypothekenkredite erschlichen haben soll. Anfang des Jahres tauchte die Deutsche in einem Bericht des US-Senats über die Ursachen der Finanzkrise als einer der übelsten Bösewichte auf. Inzwischen haben die französisch-belgische Bank Dexia und der Lehrer-Pensionsfonds TIAA Klagen gegen das Institut eingereicht. Auch die britsche Finanzaufsicht ermittelt. In einer Sammelklage in den USA geht es auch noch um faule Hypothekenpakete.

Inzwischen behauptet Ackermann nicht mehr, dass immer alles mit rechten Dingen zuging. Die Bank, die in Los Angeles als „Slumlord“ verschrieen ist, setzt auf Vergleich. Die paar Milliarden, die das dann kostet, wird die Deutsche Bank Bande allein an Griechenland wieder reinholen.

LÜGE, BETRUG UND RÜCKSICHTSLOSIGKEIT wirft Preet Bharara der Bank vor, die er auf eine Stufe mit der organisierten Kriminalität stellt: Wir werden diejenigen verfolgen und bestrafen, die glauben, über dem Gesetz zu stehen und zu klug zu sein, um gefangen zu werden.

Wenn das in Deutschland Schule machen würde, dann wären wir ein Rechtsstaat…

PS für Mathelehrer: Lassen Sie ihre Schüler mal ausrechnen, wievieltausend Jahre ein anständiger Ladendieb malochen müsste, bis er den gleichen Schaden verursacht hat, den die Deutsche Bank jährlich anrichtet.

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