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Mythos Metropole Ruhr

Ruhr

Image via Wikipedia

Verabschieden wir uns doch einfach mal von dem Mythos, das Ruhrgebiet sei wie Berlin oder New York. Lassen wir doch einfach mal den ketzerischen Gedanken zu, dass die Städte des Ruhrgebiets sich nicht als Mitspieler in einem großen Verbund sehen sondern als Einzelkämpfer, als Sicherer von Pfründen. Geben wir auch ferner zu: Ja, das Kulturhauptstadtjahr 2010 war super für die Außenwirkung – aber nach innen hin hats so gut wie nichts gebracht weil Geld für Dinge ausgegeben wurde, die keine nachhaltige Wirkung haben. Wenn wir diesen Traum und diese Vision platzen lassen – was bleibt dann eigentlich noch übrig? Vielleicht endlich die Anerkennung der Realität.

Der ewige Vergleich mit Berlin tut dem Ruhrgebiet in keinster Weise gut. Von der Fläche her ist das Ruhrgebiet ja tatsächlich vielleicht noch vergleichbar, aber das ist auch alles, damit hört auch schon jeder Vergleich auf, ja, er muss sogar aufhören. Natürlich kann man in Berlin auch eine Stunde fahren und ist imme noch in Berlin. Im Ruhrgebiet fährt man eine Stunde ist auch immer noch im Ruhrgebiet. Doch schon der Versuch die Stadtbezirke Berlins metaphorisch aufs Ruhrgebiet zu übertragen nach dem Motto: „Auch der Ruhri muss nur eine Stunde fahren um woanders Kultur zu erleben“ muss scheitern. Berlin konnte nach und nach im Laufe seiner Geschichte die Stadtgrenzen erweitern und schluckte, ähnlich wie London, die kleien Vororte und Städte rund um sich her, machte sie zu einem großem Ganzen, das allerdings auch nicht immer mit einer Stimme spricht. Aber dennoch begreift sich der Berliner als Teil der Stadtentwicklung, wenn er auch in einem Bezirk wohnt ist er doch in erster Linier eines: Berliner. Der Bewohner des Ruhrgebiets dagegen ist in erster Linie Duisburger, Oberhausener, Mülheimer, Bochumer … und vielleicht erst dann Ruhrgebietler. Er würde das Ruhrgebiet natürlich mit Händen und Füßen gegen jeden Anwurf von außen verteidigen. Doch in erster Linie ist der Ruhri Teil der Stadt in der er lebt.

Wer sich in Berlin einmal eingerichtet hat, sein soziales Umfeld im Kiez festgezurrt hat ist sicherlich auch in erster Linie mit diesem Umfeld verwurzelt und hat sich seine eigene Comfortzone geschaffen. Dennoch ist der Berliner offenbar imstande, zwar diese Comfortzone zu behalten, sich aber dennoch mit Berlin als Stadt zu identifizieren und als Botschafter für sie zu fungieren. Berlin lebt auch von seiner Geschichte. Das Ruhrgebiet lebt auch von seiner Geschichte, aber in erster Linie von der Geschichte der einzelnen Städte und nicht in erster Linie von der Geschichte des Ballungsraumes an sich. Allenfalls in Klischees und schlechten Kabarett-Comedy-Veranstaltungen wird der Ruhri sich selbst als Teil des Ganzen erkennen. Als Ruhrgebietsbürger aber fehlt die Identifikation mit der Region, denn für den Ruhri steht erstmal die Stadt an erster Stelle in der er lebt. Danach kommt vielleicht noch die Region. Aber dass sich ein Ruhrgebietsbürger tatsächlich dazu herablässt, eine Stunde zu fahren um irgendwas Besonderes außerhalb der eigenen Stadt zu erleben ist selten. Da müssen es schon Großereignisse sein wie bei der Ruhr2010, deren Nachhaltigkeit zu bezweifeln ist. Das erzwungene Gemeinschaftsgefühl des Jahres 2010 bricht 2011 auseinander, anstatt dass man Geld in nachhaltige Förderungsprojekte investiert hätte dominierte das Event mit plakativen Bildern für die Medien.

Verabschieden wir uns doch einfach von diesen Vergleichen mit New York, mit Berlin, mit Metropolen von Weltrang. Das Ruhrgebiet denkt immer noch in Baumstrukturen und Machtabhängigkeiten, wenn es eigentlich längst begriffen haben sollte dass eine Kooperation wie in einem Rhizom ihm besser zu Gesicht stünde. Aber im Ruhrgebiet gibt es zu viele Eigeninteressen, zu viele die im Laufe der Jahre Pfründe angesammelt haben. Jede Stadt für sich sucht ihren Vorteil. Dies ist legitim. Doch Städte haben noch nicht begriffen, dass sie im Zeitalter der Kooperation, in einem Zeitalter, in dem Soziale Netzwerke im Internet allmählich die Gesellschaft beeinflussen und ein neues Verständnis von CoWorking entsteht, dass sie also in diesem Zeitalter als Einzelkämpfer nur begrenzt vorankommen. Bis es soweit ist, wird der Ruhri seine eigene Comfortzone allenfalls dann verlassen, wenn seine Fußballmannschaft auswärts spielt.

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