Website-Icon xtranews – das Newsportal aus Duisburg

SEO: Von Rosenverkäufern und anderen Vorurteilen

Oder River. View from island Ziegenwerder in F...

Image via Wikipedia

Die Konnotation ist bestimmt rein zufällig, da ich den Tweet von HappyBuddha1975 nur gefavt habe. In dem vergleicht er SEO-Treibende – oder überhaupt Leute, die im Internet Geschäfte machen – mit Rosenverkäufern im wirklichem Leben. In seinem Blog hat er dazu noch ein paar Zeilen geschrieben und die haben mich nachdenklich gemacht. Der Vergleich mit den Rosenverkäufern hinkt natürlich weil alle Vergleiche hinken und ich werde da auch auf die sprachliche Ebene jetzt nicht eingehen. Mich interessiert vielmehr, wie man zu dieser Auffassung kommt.

SEO hat einen sehr schlechten Ruf. Ebenso aber haben den Versicherungsvertreter. Oder die Zeugen Jehovas. Oder Leute, die in der Fußgängerzone mit Zettel und Stift stehen und diesen „Wo ist der Nächste, den ich belästigen kann“?-Blick drauf haben. Offenbar gibt es hier Gemeinsamkeiten, die zum schlechten Ruf führen – denn an und für sich ist SEO wie jede Dienstleistung an sich erstmal vollkommen wertneutral. Deswegen verstehe ich auch nicht, wie man Sätze schreiben kann wie: „Wir müssen nun mal damit klarkommen, das einige es nur nützen um ihre Ware an den Kunden zu bringen.“

Ja. Damit muss man klar kommen und wir kommen jeden Tag damit klar. Und das ist auch nichts, was an sich verwerflich ist.

Ebenso wie der Supermarkt Milch anbietet, die Tankstelle Benzin, die Blumenläden Rosen – 😉 – machen SEO-Experten in der Regel erstmal etwas, was völlig legitim ist: Sie befriedigen ein Bedürfnis. Wenn es keine Nachfrage gäbe, gäbe es die Dienstleistung nicht – sicherlich kann man begrenzt auch künstliche Bedürfnisse wecken, ja, aber in der Regel ist das nur ein Stohfeuer. SEO-Dienste sind aber so alt wie das Internet und mit Sicherheit hat schon Berners-Lee auf diese Spacken geschimpft, die im Internet nur das Verkaufselement gesehen haben. (Wir wissen ja: Schon die alten Griechen haben die Jugend in Verruf geredet. ;-))

Dass SEO so in Verruf geraten ist, liegt daran, dass a) nicht ganz klar ist, was dieses Gebiet nun eigentlich genau beinhaltet – „Das ist was mit Google.“, „Das ist das Optimieren der Webseite“, „Nee, moment SEO ist doch dieses Linkkaufen, oder?“ – und b) natürlich an den schwarzen Schafen der Branche, die es aber immer gibt. Zum Punkt A: Es ist unheimlich schwer schon allein die Begriffsdefinition, die Fachsprache für diesen Bereich SEO zu verstehen. Links – klar. Page-Impressions – okay. On-Page – okay. Da kommt man vielleicht noch mit, aber Pay per Click, Readvertised Campaigning? Da wirds schwer verständlich, weil die Begriffe erstens nicht so ganz fassbar sind – und weil zweitens nicht geklärt ist, was man darunter versteht. Der eine meint mit On-Page-Optimierung alles, was auf der Webseite ist, der andere versteht darunter alles, was man halt Online für die Webseite tun kann. (Ja, ich weiß, normalerweise ist das klar, aber ich hatte schon Kunden, die das echt so gesehen haben…)

Da ist dann auch das, was beim letzten SEO-Stammtisch von einem Außenstehenden sinngemäß so formuliert wurde: „Im Grunde genommen verwendet ihr eure Kenntnisse doch, um zu manipulieren. Und ihr versteckt das Wissen darüber, damit keiner drankommt.“ Auf die Frage, ob wir wirklich nicht nicht manipulieren können gehe ich hier mal nicht ein, das ist ein Kommunikationsaspekt. Aber das Wissen steht generell allen offen zur Verfügung. Die Methodik ist hier nicht das Problem: Das Problem ist die Einstellung des einzelnen Menschen. Und da gibts auch durchaus Leute, denen ich nur so weit trauen würde wie ein Klavier werfbar ist. Also wenn ich es werfen würde. Spacken, die halt kurzfristigen Erfolg für hohe Preise versprechen.

Jetzt frage ich aber: Werde ich als Kunde, der ich mich informiere – der ich Google habe – der ich jetzt etwas darüber lese und dann die Preise vergleiche – werde ich da nicht misstrauisch? Wenn mir jemand eine Rolex für den Preis einer Plastikuhr von Woolworth anbietet, sollte ich eigentlich den Verstand einschalten und sagen: „Stopp. Da KANN doch was nicht stimmen.“ Dass hier natürlich die Motivation der Gier den Verstand außer Kraft setzt, das ist in der Regel so. Aber nimmt man im normalen Leben auch gleich den erstbesten Handwerker fürs kaputte Dach? Die erstbeste Architektin? Natürlich nicht. Eigentlich nur dann, wenn man partout in Zeitnot ist. Und ich bezweifle, dass Leute die eine Webseite haben jetzt nicht die Zeit haben um zu prüfen, wie gut der Mensch ist, dem ich das SEO anvertraue. (Und selbst dafür, wie man das machts gibts Quellen im Netz.)

Ich habe – und das klingt hart, ich weiß – keinerlei Mitleid mit Leuten, die zu dumm oder zu faul sind sich Informationen zu besorgen und die das Gehirn nicht einschalten. Gute Leistung hat ihren Preis. Wenn man den nicht bereit zu zahlen, dann bekommt man halt das, was man bezahlt hat: Schrott. Ganz einfach. Natürlich verstehe ich es auch, wenn man als junges Unternehmen erstmal unter Preis arbeitet oder für gar nichts, um sich eine Reputation aufzubauen – aber selbst dann stellt man in der Regel fest, dass man irgendwann die Preise erhöhen muss, weil man sonst nicht leben kann. (Das es noch darauf ankommt welche Kunden man haben möchte ist ein weiterer Aspekt, natürlich.) Und wenn jemand meine Preise nicht bezahlen möchte, dann muss ich das akzeptieren. Vielleicht ist das ja auch jetzt nur nicht der Fall, aber eventuell erinnert man sich später an mich um eine Karre aus dem Dreck zu ziehen. Wer weiß das schon…

Jedenfalls: Es kommt halt immer darauf an wie man etwas macht. Es gibt sehr aufdringliche Rosenverkäufer, die dann halt auch die Kunden bekommen die sie verdienen, nämlich gar keine. Und es gibt durchaus Meister, die es schaffen genauso freundlich, höflich und diskret zu sein wie die Barbesucher. (Mist, doch auf die Metapher eingegangen. ;-)) Ich möchte dann sehen, wer am Ende des Tages den volleren Hut hat…

Die mobile Version verlassen