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Löhne in Deutschland: Ein Trauerspiel

Manchmal liest man die Zeitung und fragt sich, wieso heute eigentlich nur noch das geschrieben wird, was eh jeder weiß.

Oder schreibt man es jetzt mit einem „wissenschaftlich offiziellen Anstrich“, weil es vorher halt nur ein Gefühl war?

Aktuelles Beispiel ist derwesten.de auf dem Sich der Artikel „Einkommen: Starke Lohneinbußen bei Geringverdienern“ finden lässt.

Dort erfährt der geneigte Leser unter Ausbleiben jeglicher Überraschung:

Die realen Nettolöhne von Geringverdienern sind seit der Jahrtausendwende stark gesunken. Bei Beschäftigten in den unteren Einkommensgruppen hätten die Einbußen 16 bis 22 Prozent betragen, […]. Im Durchschnitt aller Beschäftigten seien die Nettogehälter zwischen 2000 und 2010 preisbereinigt um 2,5 Prozent zurückgegangen.

Krass, oder?

Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger warf der Bundesregierung Untätigkeit vor.

Es waren nicht zu Letzt Wirtschafts-„Weise“ die immer wieder betont haben, man dürfe nicht das zarte Wachstumspflänzchen ersticken, durch „überzogene“ Lohnforderungen. Es waren die Berater aus der Wirtschaft, die darauf drängten, die Parität der KV-Beiträge aufzuheben, um die armen Unternehmen zu entlasten. Es war die Politik, die die Möglichkeiten für Lohndumping ausbaute und mit Hartz-IV ein Repressionssystem schuf, das hilft die Daumenschrauben bei den Geringstverdienern immer weiter an zu ziehen.

Jetzt fest zu stellen, dass es der Wirtschaft glänzend geht und sie in den letzten Jahren gut gewachsen ist, davon aber nichts bei den Mitarbeitern angekommen ist, ist an Heuchelei kaum noch zu überbieten. Dafür braucht es keine Presse, die erst jetzt berichtet. Dafür braucht es keine „Wirtschaftsweisen“, die nur offenkundiges preis geben. Dafür braucht es nur den gesunden Menschenverstand.

Die Alternative ist allerdings, dass die Beteiligten hier die letzten 10 Jahre in einem Atomschutzbunker verbracht haben – ohne Kontakt zur echten Welt.

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