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Duisburg Segelt: Elegante Wellenbezwinger und rasante Wettkämpfe – Fotostrecke

„Mit der linken Hand am Rand festhalten und dann einfach einen Schritt vorwärts“ – einfacher gesagt als getan. Zumal dann, wenn man eine gestandene Landratte ist, deren Kenntnisse über Segelschiffe gerade mal aus Hollywoodschinken wie „Meuterei auf der Bounty“ oder den „Piraten der Karibik“ stammen. Schließlich gelingt es mir dann aber doch ins Presseboot zu steigen, in dem schon Rouven Kasten hinterm Steuer sitzt. Wenn mir einer alles über das Segeln und die Regatten bei Duisburg Segelt, der „Duisburger Woche des Segelsports“ erklären kann, dann der Sportwart des DKSC. Schließlich ist der seit 30 Jahren dabei.

Was ich als erstes lerne: Der Countdown vor einer Regatta lautet 5, 4 und 1. „Das steht für die Minuten, die die Boote Zeit haben um sich aufzustellen,“ erklärt mir Rouven. „Zuerst gibt es ein Signal bei fünf Minuten, dann bei vier und schließlich bei einer Minute. Beim letzten Signal dürfen die Schiffe nicht mehr über die imaginäre Ziellinie fahren.“ Da wir gerade rechtzeitig zu einer weiteren Runde des Firmencup-Segelns kommen, sehe ich wie die Segelschiffe sich dichtgedrängt vor der Ziellinie versammelt haben. Ungeduldig sucht jeder den optimalen Startplatz. Wer darf eigentlich wen vorbeilassen will ich wissen und was passiert, wenn die Regeln verletzt werden. „Im Grunde ist es wie im Straßenverkehr: Es gilt rechts vor links.“ Und dann erfahre ich von den sogenannten Kringeln: Wenn ein Boot einem anderen die Vorfahrt nimmt oder es sonst zu Rangeleien im Rennen kommt, dann wird der Verursacher bestraft. „Er muss sich zweimal um sich selbst drehen und verliert dadurch dann natürlich viel Zeit.“ Dass man das allerdings auch geschickt ausnutzen kann um sich an den zweiten Platz zu fahren erleben wir hautnah. Einer der Segler musste ziemlich weit rausfahren, schlug dann aber einen geschickten Bogen zur Boje.

Eine Besonderheit bei der Firmenregatta sind die Segel. Arts on Sail, ein Projekt aus dem Kulturhauptstadt 2010, hat diese Segel für ihre Aktion gestalten lassen. Bis zum Ende der Segelsaison 2011/2012 wird mit ihnen noch gesegelt. Danach werden sie für einen guten Zweck im Spielcasino Hohensyburg versteigert. Der Reinerlös kommt der Nachwuchsförderung für Segler in NRW zu gute. Denn der Nachwuchs, so Rouven Kasten, der mich jetzt zu der Regatta der Opti-Boote, der Segelanfänger also, hinfährt, der Nachwuchs bleibt aus. Das erstaunt mich, denn auf den ersten Blick sind relativ viele Kinder mit ihren Booten unterwegs. „Das ist der Nachwuchs von allen drei veranstaltenden Clubs zusammen,“ korrigiert mich Rouven, „das sieht nach viel aus, ist aber eigentlich reichlich wenig. Beim DKSC gab es gerade einen Glücksfall: Von 12 Kindern, die alle am Kurs teilgenommen haben, sind auch alle dabeigeblieben. Das ist selten.“ Gerade deswegen sind Aktionen wie Duisburg Segelt so wichtig. „Der Segelsport hat immer noch das Image des Elitären, aber das hat sich geändert,“ sagt Rouven, während wir an den kleinen Wettkampfteilnehmern vorbeifahren. „Hex Hex“, „Seetiger“, „Hai“ heißen die Segelboote hier und bei der „Hex Hex“ gibt es ganz Bibi-Blocksberg-like auch Sternchen auf dem Rumpf zu sehn. Ab wann fängt man denn mit dem Segeln an, frage ich. „Mit sechs oder sieben, einmal hatte ich eine cleveren Fünfjährigen, aber das war eher die Ausnahme.“

Das Motorboot gleitet jetzt an den kanadischen Wildgänsen vorbei, ein Reiher stakst gemächlich im Wasser. Während hier Ruhe herrscht, liefern sich die Inhaber der Micro Magic Segelboote einen erbitterten Wettstreit um die Punkte für die Weltmeisterschaft. Doch während bei den anderen Regatten die Kapitäne mit an Bord sind, ist das hier anders. Auf dem Steg stehen heftig diskutierende Menschen, die mit der Fernbedienung ein Modellsegelschiff um die Boje fahren lassen. Zahlen werden gebrüllt. Hektisch wird an den Fernbedienungen herumgespielt bis endlich das Modell so reagiert, wie es wohl hätte sein müssen. Modellfahren und gemütliches auf dem See schippern? Nicht bei Duisburg Segelt. Und auch bei den anderen Regatten schenken sich die Segler nichts. Es kommt sogar zu einem kleinen Zusammenstoß bei der Firmenregatta, Materialschaden nur, nichts Ernstes. „Richtige Unfälle? Die passieren wirklich sehr selten. Das hängt damit zusammen, dass man als Erstes lernt, wer wann Vorfahrt hat.“ Und es hängt auch mit einem gewissen Sportsgeist zusammen, der trotz der Wettkämpfe spürbar ist. Sicherlich – das ein oder andere Manöver sieht sogar mein Landrattenauge zumindest als kritisch an. Dennoch scheint die Umgebung und das Wasser irgendwie einen sehr beruhigenden Einfluss zu haben. Mißgelaunte Gesichter sehe ich an diesem Tag kaum.

Der schönste Anblick allerdings an diesem Tag bietet sich mir um 14:00 Uhr – der Start der „klassischen“ Segelregatta, bei der die Schiffe mindestens 25 Jahre alt sein und zumindest ein Holzverdeck vorweisen müssen. Die schlanken, eleganten Rümpfe, die durch die Wellen gleiten, sind wahrlich eine Augenweide. Mit dabei sind auch Schiffe, deren Mast noch aus Holz besteht. Eines fällt nochmal besonders auf: Am Mast hängt noch ein Leinen-Segel. 57 Jahre alt ist das Schiff, antwortet der Besitzer auf die Nachfrage. Kopfzerbrechen macht mir nur die Tatsache, dass hier unterschiedliche Schiffe an den Start gehen. Bei den anderen Regatten waren die Typen gleich, wie also berechnet man hier die Segelleistung? Das eine Schiff ist ja wohl schneller als das andere, oder? „Es gibt da ein internationales System,“ erklärt mir Rouven geduldig. „Bei jedem Schiffstyp wird ein individueller Handicap-Wert errechnet, der dann mit in die Punkte einfließt. So können auch unterschiedliche Segelboote an einer Regatta teilnehmen.“ Wir fahren während einer Pause durch das Feld, steuern einen Steg an auf dem sich etliche Zuschauer es sich bequem gemacht haben. „Das ist ein wirklich tolles Bild“, zeigt man sich begeistert. „Zuerst waren wir ja da drüben,“ die Frau deutet mit einer Geste auf den Duisburger Yacht Club, „aber da war es uns dann einfach zu voll. Hier ist es besser, wir haben freie Sicht auf die Schiffe.“

Bei der Siegerehrung des Firmen-Cups am Abend frage ich bei den Teams der teilnehmenden Unternehmen nach, wie es ihnen gefallen hat. Die Antworten sind übereinstimmend positiv: Es sei super gewesen, man komme im nächsten Jahr auch gerne wieder. Aussagen, die Rouven Kasten sichtlich erfreuen. Auch er zeigt sich zufrieden mit der Veranstaltung. „Klar, natürlich hätte es besser Sonne gegeben, aber mir ist eine frische Brise lieber – letztes Jahr war es umgekehrt, da hatten wir Sonne und keinen Wind. Dann Rennen zu fahren, das war schon eine Herausforderung.“ So fahren wir langsam wieder zurück zum DKSC-Gelände. Eine Gegenfrage hat Rouven allerdings noch, bevor ich mich mehr schlecht als recht wieder auf festes Land begebe: „Lust aufs Probesegeln bekommen?“ Ich muss nicht lange überlegen bevor ich eine ehrliche Antwort gebe: „Ja.“

EIne Fotostrecke finden sie unter http://xtranews.de/imagedesk/index.php/Duisburg/Duisburger-Segeltage-2011

 

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