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"Die Loveparade von Duisburg – Eine amtlich genehmigte Katastrophe?" am 23. Juli bei VOX

Köln (ots) – 24. Juli 2010: In Duisburg feiern hunderttausende Techno-Jünger die 19. Loveparade. Doch was als ausgelassene Party beginnt, endet gegen 16:30 Uhr in einer Katastrophe. Bei einer Massenpanik im Eingangsbereich kommen 21 Menschen ums Leben, mehr als 500 Menschen werden zum Teil schwer verletzt. Die Schuldfrage ist aber auch ein Jahr später nicht eindeutig geklärt. Die Samstags-Dokumentation "Die Loveparade von Duisburg – Eine amtlich genehmigte Katastrophe?" (am 23. Juli um 22:45 Uhr bei VOX) rekonstruiert mit zum Teil noch unveröffentlichtem Filmmaterial die Ereignisse und macht anhand von Interviews mit Experten deutlich, welche Fehler schon im Vorfeld und welche am Tag der Veranstaltung zu der tödlichen Tragödie führten. So erhebt der leitende Notarzt Laurentius Kolodziej in einem Exklusiv-Interview schwere Vorwürfe gegen die Stadt und den Veranstalter. Oberbürgermeister Adolf Sauerland und Veranstalter Rainer Schaller beziehen nach Monaten des Schweigens Stellung zu den Vorwürfen und berichten, welche Konsequenzen sie aus der Loveparade ziehen. So erklärt Oberbürgermeister Sauerland: "Ich bleibe so lange im Amt, bis man mir Fehler nachweist, die zu dieser Katastrophe geführt haben." Zu Wort kommen aber auch Angehörige der Opfer, wie Stefanie und Klaus Mogendorf, die in Duisburg ihren Sohn Eike verloren haben. In einem Exklusiv-Interview reden sie offen über die schlimmen Stunden zwischen Hoffnung und trauriger Gewissheit.

Schon als der leitende Notarzt Laurentius Kolodziej am Samstagmorgen in Duisburg eintrifft, ist er geschockt: Ein meterhoher Zaun riegelt das Partygelände hermetisch ab. Doch als der Arzt seine Bedenken bezüglich der Absperrungen äußert, lassen ihn die Verantwortlichen von der Stadt und der Veranstalter im Stich: "Als ich dann mittags einem ranghohen Mitglied der Feuerwehr gesagt habe, ich kann als leitender Notarzt nicht die Sanitätsstellen anfahren, also auch nicht im Notfall da eingreifen, weil dieser Zaun da ist, da wurde mir gesagt: Wissen wir!", berichtet Kolodziej erstmalig und exklusiv im Gespräch mit SPIEGEL TV. Auch Bianca und Nicole Ballhauser, die beide als Ordnerinnen am Fuß des Osttunnels arbeiteten, äußern sich zum ersten Mal zur Loveparade und erheben schwere Vorwürfe. Niemand habe den beiden erklärt, dass die Rampe nicht nur als Eingang, sondern auch als Ausgang fungiert. Die beiden Frauen quälen bis heute Schuldgefühle: "Wir haben die Leute nach unten zur Rampe getrieben, denn da unten war ja die Party. Wir kommen damit immer noch nicht klar, denn wir haben die Leute einfach in den Tod geschickt", erzählt Bianca. Bis heute sind die beiden in therapeutischer Behandlung, können kaum noch in vollbesetzten Bussen oder Zügen fahren.

Stefanie und Klaus Mogendorfs 21-jähriger Sohn Eike stirbt im Gedränge auf der Rampe zum Veranstaltungsgelände. "Um 1 Uhr nachts stand die Polizei vor der Tür und dann wussten wir, was passiert ist. Das war der Abend, den ich niemals in meinem Leben vergessen werde. Nie!", sagt Klaus Mogendorf unter Tränen. Mirjana Zafirovski erfuhr im Griechenland-Urlaub vom tragischen Tod ihrer Schwester Lidia: "Ich denke die ganze Zeit, wie sie gegen die Wand gedrückt wurde und wie sie geschrien haben muss. Diese Angst in ihren Augen, die sehe ich bis heute jeden Tag vor mir."

Sicherheitsforscher Dirk Oberhagemann filmte das gesamte Geschehen von einem anliegenden Hochhaus, weil er die Besucherströme für ein Forschungsprojekt auswerten wollte. Nach der Katastrophe ist er einer der wichtigsten Zeugen. Erst vor wenigen Wochen hat er sein umfangreiches Material ausgewertet. In der Samstags-Dokumentation stellt Oberhagemann seine neuesten Erkenntnisse der Öffentlichkeit vor. Sein Fazit lautet: "In Duisburg war das Gelände ungeeignet für diese Veranstaltung in dieser Größe. Die Loveparade hätte da nicht stattfinden dürfen. Es sind 21 Menschen gestorben, weil eine Veranstaltung auf einem nicht durchführbaren Gelände gewollt wurde."

Nach vielen Monaten äußert sich auch Veranstalter Rainer Schaller im Interview mit SPIEGEL TV wieder in der Öffentlichkeit. Der 43-Jährige hat nach der Katastrophe persönlich mit Angehörigen gesprochen und mehr als eine Million Euro Soforthilfe aus eigener Tasche zur Verfügung gestellt: "Als Veranstalter trage ich ohne Frage eine moralische Verantwortung, da ohne diese die 21 jungen Menschen nicht gestorben wären. Die Katastrophe war auch keine Naturkatastrophe, es wurden definitiv Fehler gemacht und diese gilt es nun schonungslos aufzuarbeiten."

Die Samstags-Dokumentation "Die Loveparade von Duisburg – Eine amtlich genehmigte Katastrophe?" am 23. Juli um 22:45 Uhr bei VOX

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