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Zoom+: Medienkompetenz und eine Minute Ärger

Es ist gut, dass das ZDF sich dem Thema Datensicherheit widmet. Ebenso dass der Beitrag – den ich nicht verlinken möchte, da der nach 7 Tagen in der Mediathek bekanntlich im Datennirwana aufgeht – über Daten und Soziale Netzwerke am Ende dafür plädiert, sich eine Medienkompetenz zu erarbeiten. Wenn jetzt Stimmen aufkommen, die dem Beitrag unseriöses Verhalten vorwerfen kann ich das ehrlich gesagt nicht nachvollziehen.

Warum auch? Die Ausgangslage ist doch genau die, die viele Menschen momentan bewegt – was von meinen Daten schwirrt eigentlich im Netz herum. Und dem geht die Journalistin mit kompetenten Sachleuten nach. Thomas Hoeren zum Beispiel schätze ich sehr, denn dessen Skript zum Thema Urheberrecht im Internet ist DAS Standardwerk zum Thema. Bei den anderen Experten konnte man sich auch sicher sein, dass sie Fachleute waren. Hier ist absolut nichts unseriöses daran, das Vorgehen wird im Beitrag immer offengelegt und transparent dargestellt.

Falls sich jemand noch nicht intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt hat, ja, der ist mit Sicherheit schockiert. Wenn man alle Daten, die man ins Netz stellt zentral an einer Stelle bündelt, dann ist das natürlich gefährlich. Und wir Deutschen haben in der Vergangenheit gleich zweimal erlebt, was passiert wenn Daten über einen so zentral zusammengefasst werden wie es im Film am Beispiel des Facebook-Kontaktes geschieht. Das ist erschreckend. Das bestreitet aber auch niemand. Das ZDF geht seriös und kompetent an diese Sache heran und in den knapp 30 Minuten erfährt man eine Menge an teilweise bestürzenden Details.

Aber das ZDF betreibt kein generelles Bashing. Sondern macht darauf aufmerksam, dass man Eigenmedienkompetenz entwickeln muss. Dass man immer genau überlegt, was man wo online über sich veröffentlicht. Zugegeben, in der schnuckelig-heilen Welt der „Freunde“ vergißt man das mal – auch, dass Facebook generell das Recht hat die Daten von allem was man postet zu verwenden. Das steht allerdings auch in den AGBs drin und bevor man sich für Facebook entscheidet kann man das auch an diversen Stellen im Netz nachlesen. Ab und an sollte man ja auch mal das Programm Brain.exe anschmeißen – wer jeder Applikation auf Facebook allen Zugriff auf seine Daten erlaubt darf sich nun nicht wundern… (Ja, ihr lieben Glücksnuss- und Farmville-User, ihr seid gemeint.) Man hat sich natürlich nicht immer im Griff, aber mit etwas Gehirn sollte man an die Sache schon herangehen. Gerade hier aber versagen momentan Politiker: Statt das Fach „Medienkompetenz“ – das dann auch so etwas umfasst, wie man den Rechner einschaltet natürlich, das gehört dazu – einzuführen, liebäugelt man mit dem Fach „Wirtschaft“. Ich bin gespannt, wann wir das in den Schulen sehen werden… (Ein Nebenproblem ist natürlich, dass es momentan noch keine Lehrer gibt, die Medienkompetenz unterrichten könnten. Aber auch das müsste die Politik endlich angehen.)

Zweitens fand ich den Satz sehr treffend, dass das Problem meistens nicht das ist, was man selbst online stellt sondern das, was andere über einen online stellen. Richtig ist: In dem Moment, in dem ich etwas ins Netz stelle verliere ich die Kontrolle darüber. In gewissem Maße kann man die noch wahren, aber was online ist, ist online. Das trifft auch auf Inhalte zu, die Freunde online stellen und von denen ich nichts weiß. Manchmal bekommt man das noch nicht mal mit. Deswegen wäre es ja durchaus opportun sich wenigstens einen Google-Alert anzulegen um zu schauen, was über einen geschrieben wird im Netz.

Ärgerlich ist natürlich der Standesbeamte, der kurz vor Schluss etwas vom „rechtsfreien Raum Internet“ faselt. Den gibt es natürlich nicht. Das Internet ist kein rechtsfreier Raum, eine Korrektur wäre hier von Nöten gewesen. Aber: Das ist eine Minute von knapp dreißig. Darüber kann man sich jetzt groß aufregen, ich tue das nicht. Stattdessen müsste man sich jetzt fragen, wie man den Umgang mit Sozialen Netzwerken lernen kann. Und Leute, wenn ihr Facebook so scheiße findet – warum finde ich euch nicht bei Diaspora? Und wenn ihr Twitter nicht mögt, warum seid ihr nicht bei Identi.ca?

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