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10 Jahre netzwerk recherche – 10 Jahre Sisyphos-Arbeit mit Kollateralnutzen

Hamburg (ots) – "Was Journalisten anrichten" – dieses Tabu-Thema wurde Mitte April vom Zeit-Magazin (16/2011) in allen Facetten durchbuchstabiert: Fehleinschätzungen, hysterische Meinungsmache, Kritik an der eigenen Profession. Was Journalisten anrichten – dieses Leitmotiv prägt auch im Jubiläumsjahr von netzwerk recherche (nr) das Programm der Jahreskonferenz der Journalistenvereinigung am 1. und 2. Juli 2011 beim NDR in Hamburg.

Schriftsteller Günter Grass und Ringier-Chefpublizist Frank A. Meyer werden das Thema in Grundsatzreden analysieren. Debatten gibt es unter anderem zu Wikileaks, zur Flut der Talkshows und zum Trend einer politikfreien Politikberichterstattung. Zugesagt haben rund 200 Referenten, darunter die Chefredakteure von Spiegel und Zeit, Georg Mascolo und Giovanni di Lorenzo, SZ-Investigativjournalist Hans Leyendecker, der Verleger des Freitag, Jakob Augstein und die Leiterin des ZDF-Hauptstadtstudios, Bettina Schausten.

Zu den Höhepunkten zählt auch in diesem Jahr die Verleihung der Verschlossenen Auster, des Negativpreises für den Informationsblockierer des Jahres. Die Laudatio auf den Preisträger, der vor Ort bekannt gegeben wird, hält Heribert Prantl, Innenpolitik-Chef und Mitglied der Chefredaktion der Süddeutschen Zeitung.

In Erzählcafés und Workshops berichten renommierte Rechercheure wie zum Beispiel David Crawford vom Wall Street Journal und Mark Schapiro vom Center of Investigative Reporting über ihre Recherchewege. Vertreter des Reporter-Forums widmen sich dem Reportage-Genre. In Lessons können die Teilnehmer einen Blick über den Zaun wagen und von Erbenermittlern, Statistikern, Krimi-Autoren und anderen Rechercheberufen lernen. Von der Lage von Journalisten in Belarus handelt ein von Reporter ohne Grenzen und n-ost organisiertes Gespräch mit weißrussischen Journalisten. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Online-Recherche.

"Die Jahreskonferenz von netzwerk recherche hat sich binnen eines Jahrzehnts zu einem ‚hot spot‘ der Medien-Konferenzen entwickelt. Transparenz entwickelt sich zunehmend zu einem Leitwert unserer Gesellschaft. Diesem Anspruch müssen sich deshalb verstärkt auch die Medien stellen. In Hamburg wird dieses Transparenz-Gebot praktiziert: in Rede und Gegenrede, mit Kritik und Selbstkritik der Medienbranche und vor allem mit ermutigenden Anregungen für die tägliche journalistische Praxis", so Thomas Leif, Vorsitzender von netzwerk recherche.

Bei der Konferenz "von Journalisten für Journalisten" geht es um die Innenausstattung des Journalismus, um Haltungen und um Begründungen der Relevanz von Themen, Konflikten und Ereignissen. Zweifel hegen, Fragen stellen, nach konstruktiven Antworten für die Praxis suchen. Diese Trias von netzwerk recherche wird im hanseatischen Sommer 2011 der rote Faden in einem überraschenden Programm mit rund 100 Einzelveranstaltungen sein. Das Medientreffen auf dem Campus des NDR ist Kontaktbörse und Handwerksmesse, Wundertüte und Versuchsstation. Hier gibt es noch die Chance, kontrovers zu streiten, echtes Fachwissen aus erster Hand zu bekommen und Reden zu hören, die lange nachwirken. Hier begegnen sich Typen und Talente jenseits der bunten-boulevardesken Medienprominenz.

Zum Konferenz-Motto:

Sisyphos, der König von Korinth – so die griechische Sage – errang durch List fragwürdige Erfolge und musste zur Strafe einen Felsblock immer wieder einen Berghang hinaufwälzen. Nachdem er den Gipfel fast erreicht hatte, rollte der Stein immer wieder hinab. Albert Camus konnte der vergeblichen Mühe jedoch auch etwas Positives abgewinnen: "Der Kampf gegen Gipfel vermag ein Menschenherz auszufüllen. Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen." (Der Mythos des Sisyphos, Ein Versuch über das Absurde) In Hamburg besteht am 1. und 2. Juli 2011 zumindest die Chance, den Fels gemeinsam über den Gipfel hinaus zu rollen.

Informationen zu Programm und Anmeldung: http://jahreskonferenz.netzwerkrecherche.de

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