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Schloß Burg und der Ostermarkt: Was für eine elende Kommerzkacke!

W4090137crNeulich war ich mal im Bergischen Land. Das heißt so, weil es da Berge hat. Auf einem davon, in der Nähe von Solingen, steht die Burg Schloß. Nein, das Schloß Burg. Sowas habe ich übrigens auch zuhause, damit sperre ich den Briefkasten auf und auch wieder zu.

Das Schloß Burg im Bergischen Land ist allerdings etwas größer als mein Briefkastenschloß. Im Bild links übrigens das Schloßgespenst Bu. Bu wie Burg. Ich durfte es (das Schloß, die Burg, und auch das Gespenst) kostenlos besichtigen, wenn ich darüber schreibe. Dieses Versprechen löse ich jetzt ein. Leider muß ich auch sagen: Schloß Burg ist auch nicht mehr wert als kostenlos, jedenfalls wenn man zur Zeit des Ostermarktes dort hin schaut.

Nicht nur, daß einen schon im Tal die totale Touri-Athmosphäre empfängt – nur ein Verkaufsladen für Schwarzwälder Kuckucksuhren fehlt noch – und man nur mit einem Sessellift hochkommt, der mir als Flachlandtiroler ohne Skiambitionen recht unangenehm war – die Zahnradbahn hat man vor Jahrzehnten schon abgebaut. Und dann oben wieder alles ausschaut wie in Disneyworld. Aber ok, das ist ja auch was für Touris, da schleppt man die Schwiegermutter aus den Staaten hin.

Aber nein, es war auch noch alles zugepflastert mit dem Ostermarkt, den man uns extra empfohlen hatte. Und wenn ich sage „alles“, meine ich absolut alles. Ob den Bratwurststand, ob die Innenhöfe des Schlosses, oder ob praktisch sämtliche Museumsräume.

Nichts gegen Osterschmuck, auch wenn viel Kitsch dabei war.

Aber wenn ich 5 Euronen abdrücke (ok, nicht ich, aber jeder sonst, der da rein will), um alte, historische Sachen anzuschauen, dann will ich doch nicht sämtliche Museumsräume vollgepropft haben mit irgendwelchem Flohmarktkrempel! Dafür zahle ich doch keinen Eintritt!!

Ich kann mir jetzt vorstellen, wie Jesus zumute war, als er die Händler aus dem Tempel jagte.

Hätte ich am liebsten auch gemacht, vielleicht würde mich dann in 2000 Jahren jemand anbeten. Vorzugsweise eine hübsche, junge Frau. Oder zwei. Aber erstmal würde ich aufgehängt oder ins Verlies geworfen. In dem man dann für 50 Cent ein abgenudeltes, kaum mehr verständliches Tonband anhören kann. Echte Folter. Besucherfolter. Und die blechen dafür auch noch!

(Wesentlich effektiver, um die erwähnten jungen, hübschen Frauen zu erschrecken, ist es übrigens, sich im Verlies auf die Heizung zu setzen und beim Eintreten neuer Besucher in die Finsternis zwei Sekunden nach Schließen der Verliestür laut „Buh!“ zu rufen! Zwei der Mädels mußten sich daraufhin erstmal eine Viertelstunde in die Sonne setzen und ihre Beinkleider wieder trocknen…)

Da ich eigentlich lieber jetzt angebetet würde als in 2000 Jahren, und die Damen mit nassen Hosen bedauerlicherweise irgendwie auch nicht mehr in Flirtlaune waren, habe ich die Händler dann doch nicht rausgejagt. Sondern mich selbst.

Ok, kein Einheimischer wird dort selbst freiwillig hingehen. Aber mit diesem Affenstall blamiert man sich ja sogar vor der Schwiegermutter. So, wie das als Einzigstes noch erreichbare Schild von der „eingestellten Jagd“ als Verhohnepiepelung einer Jagd berichtet, so ist Schloß Burg nur eine ziemlich miese Karikatur einer Sehenswürdigkeit. Für die Schwiegermutter möglicherweise trotzdem ein guter Griff – wenn man sicher sein will, daß sie niemals wieder zu Besuch kommt!

(Alle Bilder: Jo Frank)

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