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Hundertmeister – ein Opfer der Duisburger Parteipatronage

Das Ende war absehbar: Das Duisburger Kulturzentrum Hundertmeister, schon längst gesunkener Stern des Dellplatzes, mußte in Konkurs gehen. Von Thomas Meiser.

Pleitezentrum Hundertmeister

Dabei ist eher die Frage, ob nicht gar der Tatbestand der Konkursverschleppung einschlägig ist. Mindestens Monate, wenn nicht Jahre, dürften Geschäftsführung, Trägerverein und kommunale Kontrollinstanzen vom gigantischen Schuldenstand, von der Überschuldung des Hauses, gewußt haben.

Die Geschichte des Hundertmeister-Scheiterns ist aber auch symptomatischer Teilaspekt der Ämterpatronage der Duisburger Sozialdemokraten.

Schon der erste Geschäftsführer des Hundertmeister, Frank Jebavy, mußte zwingend ein Sozi sein. Das hatte der mittlerweile verstorbene sozialdemokratische Kulturdezernent Gerd Bildau zur Bedingung gemacht, damit seine Ratsfraktion das Ding zusammen mit den Grünen überhaupt durchwinkt.

Frank Jebavy wechselte direkt vom Mitarbeiter des Duisburger Bundestagsabgeordneten Hans Pflug in den gutbezahlten Job des ersten Hundertmeister-Geschäftsführes, mittlerweile hat er sich weiter verbessert:

Der Sozialdemokrat Jebavy hat nunmehr das SPD-Ticket der zwischen Grünen, CDU und SPD aufgeteilten Imagepolierfirma Duisburg Marketing inne.

Zuvor jedoch unternahm der Machtpolitiker Bildau so ziemlich alles mögliche, um die freie, die parteiunabhängige Szene zu schwächen.

Aktivisten wie Ralf Klein, der heute folgerichtig in Berlin lebt, unterhandelten jahrelang mit der Stadt. Sie hatten das Ziel, in der Mittelmäßigkeitskommune ein neues autonomes Zentrum in der Nachfolge des legendären Eschhauses zu etablieren.

Sie schlugen Standorte, Häuser und seriöse Rechenwerke zur Finanzierung vor. Doch die Sozen verhandelten nur zum Schein, sie wollten die Szene zermürben, sie wollten die volle Kontrolle.

Ich hab‘ das damals von einer Protagonistin im kommunalen Kulturausschuß und aus anderen Quellen aus erster Hand mitgekriegt – und ziemlich viele Geschichten, etwa für MARABO und die taz-ruhr, darüber geschrieben.

Ich hab‘ den langen Atem und den pragmatischen Politikansatz der Kulturaktivisten bewundert, die sich mit der Verräterpartei SPD auseinander setzten.

Und die trotz des Wissens darum die Kröte mit dem szene- und fachfremden Start-Geschäftsführer Jebavy für ihre Ideale fraßen.

Doch diese Ideale wurden schnell zerschrundet:

Der Duisburger Künstler Jörg Zboralsky (Zappo) prägte in der Anfangsphase des Hundertmeister das Programm entscheidend:

Als Booker holte er die Zukunft gestaltenden Bands, als Galerist machte er seine Ausstellungen. Die damalige Galerie ist die heutige Raucherlounge des Hauses.

Für diesen zeitintensiven Enthusiasmus wurde Zappo, der natürlich keiner Partei angehört, mit einem äußerst mies bezahlten ABM-Vertrag entlohnt. Dieser war befristet und wurde nicht verlängert. Angeblich wäre ein weiterer Vertrag nicht finanzierbar gewesen.

Das ist schon lange her – und man kann sagen: Ab da gings bergab.

Als das Ende nahe war – da haben sie dann praktisch nur noch Comedy und Parties veranstaltet.

Daß der jetzige Geschäftsführer des Hundertmeister, Reifenberg, dem weder kaufmännische noch soziolkulturelle Expertise nachgesagt wird, ausgerechnet der Sohn eines hiesigen Stadtsparkassen-Vorstandsvorsitzenden ist – das ist zumindest ein grotesker Treppenwitz.

Ich finde, allein aus öffentlich zugänglichen Informationen ist in der Causa Hundertmeister und dessen Insolvenz der Anfangsverdacht der Insolvenzverschleppung herleitbar.

Das ist ein Straftatbestand, sofern nachvollziehbar ist, „daß die handelnden Personen“ NICHT „ohne schuldhaftes Zögern spätestens aber drei Wochen nach Eintritt der Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung, einen Insolvenzantrag“ gestellt haben.

Nach meinen Information war die Überschuldung des Hauses den zuständigen handelnden Personen schon mindestens seit Monaten bekannt.

Ich finde, die Staatsanwaltschaft sollte das endlich ausermitteln.

(Wird fortgesetzt.)

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