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Schöne neue coole iPad-Werbewelt

Bild(Bild: Äppel Computers)

Neulich war ich zu einer Party eines größeren Verlagshauses eingeladen. Wunderschöne Aussicht, der Sonnenuntergang soll von dort aus dem 26. Stock wirklich sagenhaft aussehen. Dumm nur, daß die Party erst ab 19 Uhr war, Sonnenuntergang jedoch schon um 18.25. Naja, man muß ja sparen heutzutage, der Sonnenuntergang nutzt sich sonst viel zu sehr ab, wenn man den Kreti & Pleti zeigt.

Dafür trug der Geschäftsführer des Verlages etwas vor. Ich sah ihn allerdings nicht an, sondern aus dem Fenster. Warum?

Na ich konnte nicht ertragen, daß in dem extrem gedimmten Licht eine Fotografin mit Blitzgerät Leitzahl 295 oder so ein Foto des Geschäftsführers nach dem anderen schoß. Das war knapp am Heraufziehen des jüngsten Gerichts.

Übertroffen hat das vor Jahren nur mal die Fraunhofer-Gesellschaft, deren Vorsitzender sich in einer Pressekonferenz nur etwa 587-mal ablichten ließ – leider waren dazu insgesamt 4 große Studioblitze im Saal aufgebaut. Ich war froh, mit der Bahn gekommen zu sein und die auch ohne Blindenhund wieder zu finden nach der Veranstaltung. Es war ja ein heller Sommertag…

Doch zurück zur Party. Immerhin gab es was zu essen. Angeblich ja, warum Journalisten auf solche Events kommen. Vor allem die, die genau dies dann ständig ihren Untergebenen vorwerfen, damit sie selbst mehr vom Buffet plündern können.

Soweit war es aber durchaus nett – man sprach mit anderen Konjunkturgeschädigten, während der bewußte Verlagsgeschäftsführer erklärte, daß die Medien aus solchen Krisen weniger gebeutelt hervorgängen. Ja klar, bei den Medien ist immer Krise, ob nun gerade Krise ist oder nicht.

Es sollte auch noch eine Überraschung geben und ein Komiker auftreten. Der tapste auf die Bühne, holte ein EiPäd aus der Tasche. Und erklärte uns, daß er seine Eroberungen inzwischen mit dem Spruch Darf ich Dir meine Äpp-Sammlung zeigen? mache und wie toll Werbung in Äpps doch sei. Denn man kann ja nicht einfach die Zeitung auf dem EiPäd lesen – dafür ist es zu klein. Man muß sie schon als Äpp hineinladen. Äpp wie Äppel. Oder auch wie veräppeln.

Will man dann Werbung in dieser iPad-Zeitung schalten, so ist diese getrennt in Quer- und Hochformat anzulegen. Sonst wird sie nämlich gar nicht sichtbar, wenn der Trottel von Benutzer sein iPad grade falsch herum hält (also quer statt hoch – wenn man es ganz verkehrtrum hält, erscheint allerdings auch keine Werbung). Axel Springer verlange 8000 € mehr, wenn man Werbung hoch & quer schalte, so der Vortragende. Und man selber habe schon 200 iPad-Leser. Das lohne sich also wirklich.

(Wir haben hier weit über 200 Leser. Aber wir legen keine zweite Werbung für die an, die unsere Website hochkant drehen).

Doch es kam noch besser. Man könne dann ja auch Werbung mit Tönen und Filmen machen. Ja, das findet der Benutzer sicher super, das mag er ja schon im normalen Web so sehr. Pupsmaschinen sind doch der Renner bei den EiPadÄpps, wenn es dann auch noch aus der Zeitung pupst, na das ist doch schlicht der Brüller! Nur Geruch gehe leider nicht. Bäh, das fehlte noch, in einer überfüllten S-Bahn mit lauter iPad-in-der-S-Bahn-Surfern…

Und wenn man das iPad kippe, dann könne ja der in der Werbung in einer Kiste stehende Mann rausfallen. Total lustig. Man müsse dann aber auch einen roten Punkt hinmachen, damit der iPad-Nutzer wisse, daß er sein iPad kippen muß, um den Gag zu sehen. (Oder schütteln. Oder auf den Boden schmeißen).

Der Höhepunkt war dann aber eine Zeitung zum Durchblättern, in der plötzlich ein Hundefell auftauchte, mit Hundehecheln aus dem Lautsprecher. Und das Blättern blockierte.

Der iPad-Nutzer mußte nun erst dieses Hundefell streicheln, damit eine Hundefutter-Werbung erscheint – und er anschließend endlich weiterlesen kann. Aha. Na das können wir auch:

Werbung

Bitte brüllen Sie jetzt 3x laut Ich lese Xtranews, das Placeblog aus Duisburg, um weiterlesen zu können!

/Werbung

Als der Komiker dann auch noch meinte, diese Werbung sei wirklich total toll und werde garantiert bald einen Preis gewinnen, verließ ich die Party vorzeitig. Ohne den iPad-Hund zu streicheln. Und weiß auch, welche Zeitschrift ich garantiert nie auf einem EiPad Äpponieren werde. Falls ich mir denn so ein cooles Werbeteil je zulegen sollte.

Am nächsten Tag erfuhr ich von einem Kollegen übrigens, der Herr sei ein Chefredakteur gewesen, der angekündigte Komiker sei erst anschließend aufgetreten…

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