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Neckermann: Ein Spammer erkauft sich das Recht, Mailboxen zuzumüllen?

Spam kommt stets aus dem Ausland und ist illegal? Und dagegen gibt es ja Spamfilter? Nein, wer Mitglied des Verbands der deutschen Internetwirtschaft e.V. ist, darf legal spammen – und darf vor allem nicht gefiltert werden.

Daß ich unter falschem Namen „persönlich“ angequatscht werde in Spammails, ist nichts Neues und passiert offensichtlich nicht nur mir. Mancher Adreßverticker ergänzt die unvollständigen Datensätze halt einfach nach Gutdünken, und es gibt auch Pappnasen, die zu blöd sind, ihre eigene E-Mail-Adresse zu wissen und sich stattdessen mit meiner anmelden – so bekam ich dann unter anderem die Aufforderung, in Jena eine Trabbi-Rundfahrt anzutreten oder bekomme regelmäßig Einladungen zu Castings des Unterschichten-Fernsehens. Allerdings keine Werbemails. Weder der Trabbi-Reiseveranstalter noch die Castingagentur treiben mit diesen Daten Schindluder.

Wo jedoch massiv geaast wird, das sind „iPad-Gewinnspiele“, wo es zwar meist gar kein iPad gibt, doch jede Menge Werbemails, wenn man daran teilnimmt. Weil das sogar dem dümmsten Apple-Fan klar ist, nehmen sie auch nicht mit der eigenen E-Mail-Adresse an der Verlosung teil, sondern mit einer fremden. Dem Gewinnspielveranstalter ist es scheißegal, ob die E-Mail-Adressen echt sind – Double-Opt-in haben solche Gewinnspiele prinzipiell nicht. Und so werde auch ich seit geraumer Zeit täglich xfach als „Lieber Herr Gerd Bauer“ zugetextet – anscheinend ist dieser Herr sehr gewinnspiel-geil, aber zu feige, seine eigene E-Mail-Adresse verpesten zu lassen.

Im Gegensatz zum „lamghaarigen Bombenleger“ habe ich allerdings bei GMX einen Spamfilter auf einem Bezahlaccount und kann die Nervensägen, die ihre Adressen beim E-Schrotthändler gekauft haben, ausblenden. Besser gesagt: ich konnte! Damit ist nun nämlich leider Schluß:

Seit einigen Tagen wird der auf allen Accounts vertretene, allgegenwärtige Neckermann-Spam nicht mehr ausgefiltert, sondern sogar optisch hervorgehoben. Und: Das Icon zum Markieren als Spam fehlt! 🙁

GMX hat auf meine Anfrage, was der Unsinn soll, immerhin promt geantwortet:

Sie teilten uns mit, dass Sie unerwünschte Newsletter von Neckermann erhalten und diese nicht als Spam markieren könnten.

Newsletter versender welche Sich über den Verband der deutschen Internetwirtschaft e.V. (http://www.eco.de/) legitimieren können so nicht als Spam markiert werden.

Selbstverständlich können Sie den entsprechenden Newsletter aber jederzeit abbestellen, wenn Sie diesen nicht weiter erhalten möchten.

Alle Versender die auf der sogenannten „Whitelist“ des Eco-Verbandes sind bieten die Möglichkeit sich direkt über einen Link im jeweiligen Newsletter abzumelden.

Sie erhalten Newsletter von diesen Absendern auch nur, wenn Sie diese selbst bestellten (z.B. bei einem Online-Einkauf).

Weshalb Sie bei den Newslettern allerdings mit einem falschen Namen angesprochen werden ist uns nicht ersichtlich. Zur Klärung diesbezüglich sollten Sie sich gegebenenfalls mit Neckermann direkt in Verbindung setzen.

Nun, abbestellen kann ich den Newsletter nicht, da ich ihn auch nicht bestellt habe. Alle Versuche, die Dutzende von „Gerd Bauer“-Newsletter abzubestellen, endeten bislang in einer Paßwortabfrage – und das Paßwort, um sich aus dem Unister-Panel und dem ganzen anderen Müll abzumelden, kennt nur Herr Gerd Bauer aus Stuttgart, der die Dinger bestellt hat – falls es ihn denn überhaupt gibt und er nicht nur ein Phantom von Adrom und Unister ist, um geklaute oder geratene E-Mail-Adressen zu kompletieren. Bei Neckermann lädt wiederum nicht einmal die Newsletter-Seite, die ein Gerüst aus Bildchen ohne nennswerten Text darstellt, womit man auch nciht abbestellen kann, und am Handy ohne Browser würde mir auch ein solcher Link nicht weiterhelfen.

Und Neckermann zu fragen, ist sinnlos – man wird mir da nur den Sermon erzählen, den ich seit Jahren zu hören bekomme – „wir haben eine CD erworben mit Adressen von 10 Millionen an Gewinnspielen interessierten Internetnutzern und dürfen das, denn wir haben dafür ja 30 € gezahlt“.

Erschreckend ist nur, daß sich solche Neckerspammer einfach mit der Mitgliedschaft in einem Verein die micht mehr zu ändernde Zwangseinstufung als „erwünschte E-Mail“ erkaufen können. Was habe ich von einem Spamfilter, in dem ich zwar sogar die eigenen Werbe-E-Mails von GMX wegfiltern kann, aber die der Spammer nicht mehr?

Aber das ist halt eine Frage des Geldes: Ich zahle 3 € im Monat, um Neckermann wegfiltern zu dürfen, und Neckermann bietet GMX dann etwas mehr, um sich wieder den Platz in meiner Mailbox zurück zu kaufen…

Übrigens, eine Lösung gibt es doch – danke an den GMX-Kundendienst:

– Den Absender manuell in Ihre Blacklist einzutragen (‚E-Mail‘ -> ‚Optionen‘ -> ‚Spamschutz‘ -> ‚Erweiterte Einstellungen vornehmen‘ -> ‚Blacklist bearbeiten‘)

Das hat Neckermann GMX also nicht abgekauft. Ebenso, wie man natürlich noch eine manuelle Filterregel anlegen kann, unabhängig vom Spamfilter.

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