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Lucia di Lammermoor – Premiere in Dortmund: Jubel für Sopranistin Christina Rümann und das musikalische Ensemble

Copyright: Thomas M. Jauk/www.stage-picture.de/

Schon das Titelbild des Programmheftes zeigt eine Lucia hinter vermeintlichen Gitterstäben. Dieses Gittermotiv zieht sich durch die gesamte Inszenierung der Donizetti-Oper Lucia die Lammermoor, die am 5.3.2011 im fast ausverkauften Dortmunder Opernhaus eine musikalisch bejubelte Premiere hatte.

Die Inszenierung von Regisseur Christian Pade und Alexander Lintl, der für Bühnenbild und Kostüme verantwortlich war, zeigt eine Frau, die in einer Männerwelt scheinbar hilflos gefangen ist und zum Spielball von männlicher Macht und Gier wird. Romantisch träumend ihrer Liebe zu Edgardo anhängend, dem verhassten Feind ihres Bruders Enrico, versucht sie mit kleinen Mitteln ihr eigenes Glück zu bewahren. Letztlich aber zerbricht sie an der Realität. Einer intrigrant inszenierten Hochzeit mit dem einflussreichen Arturo, welche ihr Bruder zu seinen eigenen Zwecken einfädelte, muss sie letzten Endes resignierend zustimmen. Noch in der Hochzeitsnacht erdolcht sie den verhassten Bräutigam im gemeinsamen Bett und verfällt dem Wahnsinn. Sie sieht sich als Braut ihres Geliebten Edgardo und bereitet daher ihm das Hochzeitsbett. Das Bett mit blutigen Laken wird zu ihrem Sterbebett. Edgardo, der von Lucias Tod erfährt, sucht daraufhin verzweifelt die einzig ihm möglich erscheinende Vereinigung mit seiner Lucia –  im Tod.

Die Dortmunder Premiere der Oper Lucia di Lammermoor wurde vom Publikum, unter ihnen viele junge Opernfreunde, ambivalent aufgenommen. Während die SängerInnen, der Chor und das Orchester unter der musikalischen Leitung von Motonori Kobayashi gefeiert wurden, ernteten Christian Pade und Alexander Lintl reichlich Buh-Rufe und Ablehnung für ihre szenische Umsetzung dieses musikalischen Meisterwerks.

Bereits in der Pause, nach der einige Plätze im Opernhaus leer blieben, vernahm man in den Gängen des Foyers kritische Stimmen für die Regie, und vor allem, für das Bühnenbild. Das Bühnenbild, bestehend aus einer großen drehbaren Gitterwand, quasi als das Synonym für menschliche Zwänge, wurde Schauplatz einer scheinbar zeitlosen Inszenierung. Bei der Wahl der Kostüme war der Zuschauer bereits gefordert. Während Raimondo (gesungen von Bart Driessen), der Priester, in klassischem Gewand auftrat, wurde Edgardo (dargestellt von Charles Kim) als Businessman in dunklem Anzug mit moderner Brille eingekleidet. Der Bräutigam Lucias, Arturo (verkörpert durch Fausto Reinhardt) wirkte wie ein eiskalter Mafioso. Weshalb ihm die Regie vier Begleiter an die Seite stellte, die wie neuzeitliche Prolltypen wirkten, wurde nicht völlig schlüssig. Dennoch gab es in der Inszenierung einige szenische Höhepunkte. Die Gestaltung der Wahnsinnsszene war sicher so einer. Hier verstand es Christian Pade, zusammen mit der großartigen Lucia-Darstellerin Christina Rümann, nachhaltig Akzente zu setzen. Das sich Lucia am Ende dieser Szene in das blutverschmierte Bett- an die Seite des zuvor von ihr getöteten Bräutigams- legte, war eindrucksvolle Regiekunst. Eher still endete so der Auftritt der Lucia, wo sonst der Jubel eines Publikums der Sängerin gewiss gewesen wäre.

Quelle:Wikimedia Commons

Gaetano Donizettis Oper Lucia di Lammermoor ist ein Werk mit hinreissender Musik, großer Dramatik und ebenso großer Herausforderungen für die Sängerinnen und Sänger. Diese Oper steht und fällt mit der Besetzung der Hauptrolle. Und so waren die Erwartungen des Premierenpublikums an die Darstellerin der Lucia entsprechend groß. Sie wurden nicht enttäuscht. Mit der jungen Koloratursopranistin Christina Rümann hat das Dortmunder Opernhaus auf ganzer Linie überzeugt. Sie scheint förmlich in dieser hochdramatischen Rolle aufzugehen. Schauspielerisch, und vor allem, gesangstechnisch. Zarte Pianissimi und perlende Koloraturen vermag sie ebenso wie kraftvolle Spitzentöne nahezu mühelos zu produzieren. Gesanglich ist sie dieser Rolle, einer der anspruchsvollsten der gesamten Opernliteratur, hervorragend gewachsen. Die Interpretation der Wahnsinnsszene gelingt ihr höchst überzeugend. Der einsetzende Jubel des Publikums danach war die verdiente Bestätigung für ihre Leistung. Frau Rümann wurde für ihre Interpretation der Lucia vom Premienpublikum frenetisch gefeiert, und das völlig zu Recht. Mit ihr kann Dortmund mit einer Lucia aufwarten, die auch an größeren Häusern die Konkurrenz sicher nicht zu fürchten hat.

Der Tenor Charles Kim, der den Geliebten Edgardo verkörperte, erlebte ebenfalls einen persönlichen Triumph. Auch ihm galten viele der Bravo-Rufe der anwesenden Zuschauer. Seine gesanglichen Höhepunkte hatte er im Abschiedsduett mit Lucia, sowie im letzten Bild der Oper mit der Arie des Edgardo. Simon Neal, der den Gegenspieler von Edgardo und den Bruder Lucias darstellte, überzeugte mit kraftvollem, voluminösen Bariton in bester Belcantotradition. Bart Driessen als Pater Raimondo lieferte eine überzeugende Interpretation seiner Rolle ab.

Insgesamt waren alle Rollen der Oper gesanglich bestens besetzt. Eine insgesamt großartige musikalische Ensembleleistung des Dortmunder Theaters. Ebenfalls, zu Recht, viel Applaus für den Opernchor des Dortmunder Theaters und für die Dortmunder Philharmoniker, unter der Leitung des jungen Dirigenten Motonori Kobayashi. Kobayashi führte die Sängerinnen und Sänger, ebenso wie das Orchester souverän durch diese italienische Oper und hinterliess damit einen sehr positiven Gesamteindruck seiner musikalischen Gesamtleitung.

Wieder einmal eine Sternstunde des Dortmunder Opernhauses, was der enthusiastische Schlussapplaus  des Publikums belegte. Szenisch, wie so oft, wird diese Aufführung wieder viel Anlass zu nachdenkenden Diskussionen, Lob und Kritik geben.

Ein Besuch dieser Dortmunder Lucia-Aufführung lohnt sich aber allemal für Liebhaber des italienischen Opern-Belcanto!

Die nächsten Aufführungstermine HIER. (Aufführung in italienischer Originalsprache mit dt. Übertitelung)

*Foto Christina Rümann (Lucia) und Simon Neal (Enrico)

Trailer der Aufführung

*Detlef Obens

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