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Die Frauenquote – warum wir sie (noch) nicht brauchen

Image by Getty Images via @daylife

Da ist sie wieder: Die Diskussion über die Einführung einer Frauenquote in der Wirtschaft. Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hat vorgeschlagen, per Gesetz zu verfügen, dass in Zukunft mindestens 30 Prozent der Führungspositionen in Unternehmen von Frauen bekleidet werden.

Natürlich wäre es sehr wünschenswert, wenn mehr Frauen in der Wirtschaft Führungspositionen besetzen würden. Schließlich ist das weibliche Geschlecht auf den Führungsetagen deutscher Unternehmen Mangelware. Und ein Blick auf die Gehälter von Angestellten zeigt, dass noch immer eine Ungerechtigkeit herrscht: Frauen verdienen in vielen Fällen weniger als Männer in gleichen Positionen mit vergleichbarer Qualifikation.

Aber die Einführung einer Frauenquote wäre zum jetzigen Zeitpunkt keine gute Entscheidung. Denn noch immer mangelt es an gut qualifizierten Frauen in verschiedensten Fachbereichen. Die Gräben zwischen typischen Männer- und Frauenberufen sind noch immer tief. Ein gutes Beispiel: Ingenieursberufe. Ein Blick in die Hörsäle verschiedener Fächer im technisch-mathematischen Bereich zeigt, dass man die anwesenden Frauen an ein bis zwei Händen abzählen kann. Und auch in anderen Bereichen sieht es leider nicht sehr anders aus.

Warum sollte man also eine Frauenquote einführen, wenn genügend qualifiziertes, weibliches Personal fehlt? Die Unternehmen würden sich ins eigene Fleisch schneiden (müssen), wenn sie eine weniger gut qualifizierte Frau einem besser qualifizierten Mann vorziehen müssen – nur um eine gesetzlich vorgeschriebene Frauenquote einhalten zu können. Wenn wirklich 30 Prozent weibliches Fachpersonal vorhanden wäre, wäre eine Frauenquote eine durchaus sinnvolle Entscheidung, um zu gewährleisten, dass die Männer in den Führungspositionen nicht versuchen könnten, der Frau den Mann nur auf Grund des Geschlechts vorzuziehen.

Es steht nicht zur Debatte, dass Frauen eine große Bereicherung für die Führungsetage eines jeden Unternehmens wären. Um dem weiblichen Fachkräftemangel entgegenzutreten, müssen von Beginn an bessere Voraussetzungen geschaffen werden. So muss frühzeitig das Interesse an Fächern wie beispielsweise Mathematik oder Physik gefördert werden. Darüber hinaus müssen Frauen ermutigt werden, Berufe – in denen sie eigentlich in der Unterzahl sind – zu erlernen.

Das Problem muss man an der Wurzel anpacken, also im Bildungssektor. Eine Lösung des Problems werden wir aber nicht finden, indem wir den Unternehmen heute diktieren, ihre Führungspositionen zu einem Drittel mit Frauen zu besetzen.

Frauen, die heute bereits eine gute Qualifizierung mitbringen, setzen sich bei Bewerbungen in aller Regel genauso durch, wie es ihre männlichen Kollegen tun.

Unsere Wirtschaft wird nicht weiterkommen, wenn wir nicht nach Qualifikation, sondern nach Geschlecht einstellen.

Für eine größere Gerechtigkeit zwischen Mann und Frau kann man aber auch jetzt schon etwas tun: Nämlich die Angleichung der Gehälter der Frauen, wenn diese dieselbe Position wie ihre männlichen Kollegen einnehmen.

Und in der ganzen Debatte vergisst man noch eines: Es gibt auch einen Mangel an Männern in zahlreichen Berufen – zum Beispiel im Sozial- und Gesundheitssektor. Wenn man schon beim Einführen von Geschlechterquoten ist, dann kann man in den vorgenannten Bereichen gleich weitermachen. Eine Männerquote könnte hier nämlich auch Abhilfe verschaffen! Aber auch hier muss gelten: Es muss genügend qualifiziertes Personal vorhanden sein.

Man sieht: Ungerechtigkeit gibt es an vielen Stellen. Es gibt also noch viel zu tun.

Tim Schmitz

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