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Cemil Sahinöz im Gespräch: der Islam ist eine friedliche Religion

…..„Der Mensch mag das nicht, was er nicht kennt.“  …Ali, der vierte Khalif und Schwager des Propheten Muhammed

Gespräch mit Cemil Sahinöz, Autor, Dipl.-Soziologe und Islamwissenschaftler

Cemil Sahinöz, ein ausgewiesener Kenner und Experte auf dem Gebiet Integration und Islam sieht die Integration in Deutschland als nicht gescheitert an. „Wenn wir mit Integration das Zusammenleben der verschiedenen Kulturen meinen, bin ich der Meinung, dass auf dem Gebiet einiges erreicht wurde. Allerdings wurden einige politische Ziele bisher nicht erreicht“, meint Cemil Sahinöz. Für ihn sind daher auf dem Gebiet der Integrationspolitik die Schwerpunkte Bildung, Erziehung und interkulturelle Begegnungen verschiedenster Art, von großer Bedeutung.

Bildung ist in den Ausführungen des türkischstämmigen und 1981 in Halle/Westfalen geborenen Sahinöz einer der Schlüssel zum Erfolg auf dem Themenfeld der Integrationspolitik.

„Viele hier lebende Türken investieren immer noch zu viel in ihre Heimat, finanziell wie auch ideell. Hier sollte ein Paradigmenwechsel stattfinden, zumal viele türkische Menschen bereits in der 3., manchmal sogar 4., Generation in Deutschland leben“, appelliert Cemil Sahinöz an die vielen türkischstämmigen MitbürgerInnen in Deutschland. Es erscheint ihm daher auch hierbei sehr wichtig, dass die Eltern in die Schul-und Weiterbildung ihrer Kinder hier investieren, um ihnen damit zu gewährleisten, an der Gesellschaft teilzuhaben. „Teilhabe an der gesamten Gesellschaft geht nur mit entsprechender Bildung“, sagt er folgerichtig.

Die derzeitige Debatte um die richtige Integrationspolitik war ein weiterer Punkt unseres Gespräches. „Natürlich hat Thilo Sarrazin mit seinen Veröffentlichungen eine richtige und wichtige Debatte angestossen. Doch sein Populismus war ohne reine Absichten“, so Cemil Sahinöz. Allerdings sei aber bis jetzt noch nichts wirklich positives aus dieser von Sarrazin verursachten Debatte entstanden. Hier wünscht sich Sahinöz weitergehende Diskussionen und politische Debatten.

Im weiteren Verlauf sprachen wir auch über die Befindlichkeiten von Menschen aus der Türkei, von hier geborenen türkisch Stämmigen und von Moslems allgemein. Cemil Sahinöz hob hevor, dass gerade die so genannten „deutschen Tugenden“ wie Fleiß, Disziplin oder Pünktlichkeit große Anerkennung bei vielen MigrantenInnen aus islamisch geprägten Ländern findet. Nicht so gut weg kommen die Deutschen bei dem Punkt „Nachbarschaftskultur“. Dort wird oftmals nicht verstanden, das viele BürgerInnen lieber unter sich bleiben wollen und die Nähe zu anderen Menschen, Nachbarn, meiden. Das dies gerade in der Türkei eine ganz andere Tradition hat, ist bekannt. Gerade die Gastfreundlichkeit der türkischen Menschen wird immer wieder besonders, und vollkommen zu recht, hervorgehoben.

Auf die Frage, warum viele Deutsche Angst vor dem Islam haben, meint Sahinöz: “ Es ist die Fremdartigkeit, die den Menschen Angst macht. Hier muss wesentlich mehr, auch von muslimischer Seite, getan werden um solche Berührungsängste abzubauen. Ein jährlicher „Tag der offenen Moschee“ reicht da nicht.“ So begrüßt Sahinöz auch die neuerdings mögliche universitäre Ausbildung von Imame in Deutschland, wie es derzeit u.a. in Münster angeboten wird. Er betont, dass ein Imamstudium in Deutschland letztlich auch der hier lebenden moslemischen Jugend zugute käme, da sich ein solches Studium eben auch daran orientiert, dass die Muslime in Deutschland leben und deren Anliegen und Probleme also auch von daher beleuchtet werden. Cemil Sahinöz plädiert auch für einen islamischen Religionsunterricht an deutschen Schulen.

Angst vor dem Islam in Deutschland muss niemand haben, sagt Cemil Sahinöz und belegt dies mit einem Zitat von Ali, dem Schwager des Propheten Muhammed, welches zu Beginn der Artikels steht. Der Sinn dieses Zitates gilt für vieles im Leben, eben auch für das Zusammenleben von Menschen verschiedenster Herkunft und Religionszugehörigkeiten.

Zum Ende des Gespräches mit mir sagt Cemil Sahinöz: „Der Islam ist, wie jede große Weltreligion, eine friedliche Religion!“

*Der Autor Cemil Şahinöz (Dipl. Soziologe; Doktorand der Theologie, Religionswissenschaft und Philosophie; geboren 1981) ist Gründer und Chefredakteur der Zeitschrift “Ayasofya”. Er hat verschiedene Bücher übersetzt und verfasst.

*Artikel auch erschienen im VORWÄRTS

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