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Schwarz-Gelb führt einen Bürgerkrieg gegen das eigene Volk" – Hengsbach in Duisburg

Die Besetzung des Podiums versprach eigentlich eine interessante Diskussion. Neben dem Duisburger DGB-Vorsitzenden Rainer Bischoff, der Sprecher der Duisburger Wohlfahrtsverbände, Andreas Fateh, Sozialdezernent Reinhold Spaniel war vor allem der streitbare Jesuitenpater Friedhelm Hengsbach, der etwa 150 Zuhörer in „Der kleine Prinz“ lockte. Das Sozialbündnis Duisburg hatte zu einer Diskussion mit dem Thema „Arme noch ärmer machen? – Nein zu unsozialer Sparpolitik!“ unter Moderation von  der WDR-Journalistin Stephanie Hajdamowicz, eingeladen.

In einem etwa 30Minütigen Impulsreferat stellte Hengsbach die sozialen Verfehlungen der Regierungskoalition dar. In seiner vom Blatt abgelesenen Rede, die streckenweise langatmig wirkte, spricht er über die festgestellte Verfassungswidrigkeit von Harz IV, er spricht vom Koalitionsvertrag in dem 99mal das Wort „Markt“ auftaucht, aber nur ein einziges Mal „Gerechtigkeit“. Seine Rede richtet sich gegen Guido Westerwelle, gegen Koch und auch gegen die BILD. Der 73Jährige ist wortgewaltig „Die Schwarz-Gelbe Koalition führt einen Bürgerkrieg gegen das einfach Volk“, „Schwarz-Gelb wird von den Unternehmen und der Finanzwirtschaft erpresst“ oder er prangert die „Großmannssucht“ eines Hartmut Mehdorns an. Der lange Zeit an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen tätige Gesellschaftsethiker watschte aber auch die Gewerkschaften ab und behauptete: „Die Gewerkschaften haben während der Wirtschaftskrise geschwiegen wie ein rostiger Nagel“. Er bemühte den Vergleich der Gegenmacht, die die Gewerkschaften gegen die Kapitalisten bilden müssen. Ja sogar das Wort Generalstreik spricht er mutig aus.

Doch dann stellte sich Friedhelm Hengsbach ins intellektuelle Abseits. „Die Arbeitslosen werden an der Rampe aussortiert. Sortiert nach wer ist vermittlungfähig und wer nicht“. Diese versuchte Assoziation zu der „Selektion“ an der Rampe in Auschwitz-Birkenau ist einfach nur degoutant. Viel erschreckender ist nur noch die „Nicht-Reaktion“ der anwesenden Zuhörer. Kein Raunen, kein Stöhnen, aber Gottseidank auch kein Applaus. Immerhin Alt-OB Josef Krings hat zeitnah die Veranstaltung verlassen.

Weniger geschichtsvergessen, dafür umso faktenreicher, war Andreas Fateh, der kurz und prägnant erläuterte, wie sich das Sparpaket auf die 35.000 ALG2-Empfänger in Duisburg auswirken würde. Es würden, so Fateh, keine weiteren Qualifizierungsmassnahmen und insgesamt 60% weniger 2-Euro-Jobber in 2011 geben. Er beschwor den sozialen Frieden in der Stadt, da es sich ja nicht nur um die gemeldeten 35.000 Langzeitarbeitslosen gehen würden, sondern in deren familiären Zusammenhang, um mehr als 70.000 Menschen, unter ihnen 20.000 Kinder.
Der Duisburger Sozialdezernent Reinhold Spaniel philosophierte in seinem fünfminütigen Statement über die vielfachen Möglichkeiten, Armut zu definieren, was den Anwesenden mehrheitlich nicht sonderlich gefiel. Dies wurde in der folgenden Fragerunde auch deutlich. Für den Abend scheint die Parole zur bildlichen Sprache ausgegeben worden sein. Zwar bemühte Spaniel keinen Auschwitz-Vergleich, aber er versuchte, seinen ansonsten sehr inhaltslosen Vortrag, mit einem lustigen Bild zur Ermittlung des Durchschnitts abzurunden. „Wenn sie mit der einen Arschbacke auf der Herdplatte sitzen und mit der anderen im Eiswasser, so haben sie eine durchschnittliche Körpertemperatur von 37Grad“.

Vor der Fragerunde hatte noch der DGB-Vorsitzende und SPD-Landtagsabgeordnete Rainer Bischoff die Möglichkeit ein kurzes Statement abzugeben. Wie seine Vorredner verurteilte der Sozialdemokrat das Sparpaket auf Kosten der Arbeitslosen. „9,5 Milliarden oder 30% sollen die Armen beitragen“, so Bischoff, während der, für die Wirtschaftskrise schuldige, Finanzsektor mit einem blauen Auge, respektive sechs Milliarden, davon kommt. Umso nötiger sei es, dass viele der Anwesenden am 13. November den Weg nach Dortmund finden, wo eine Grossdemonstration im Rahmen des „heißen Herbst“ geplant ist.

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