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Duisburg Ruhrlights: „Mercaturm“ – farbenprächtige Lichtkunst

Photo: Xtranews-Pool

Eine atemberaubend schöne Reise durch die Geschichte unseres Landes bot im Rahmen von „Ruhrlights: Twilight Zone“ die Veranstaltung „Mercaturm“. Der Künstler Xavier de Richemont verwandelte die Mercatorfläche in ein spektakuläres Lichtfestspiel.

Zu Beginn tanzen Lichtfunken über die Front der Salvatorkirche, verwirren sich ineinander, ein blauer Balken fährt in die Höhe. Wenige Minuten später: Blaue Lichtflächen und rote Fronten wogen gegeneinander und aus der Konfrontation erwächst der Schattenriss einer Blume, wuchert am Turm empor um für einen kurzen Moment zu verharren. Wasser und Feuer, Natur und Industrie, Zwang und Freiheit – das sind die Themen, die Richemont in eine überbordenden Detailfülle auf den Mercatorturm wirft. Man muss es auf sich wirken lassen, einmal oder zweimal den Loop am Abend anschauen. Erst allmählich wird klar, dass Richemont auch Bezug auf die Geschichte Deutschlands nimmt – erst gegen Ende wird das etwas offensichtlicher wenn die Fassade in Schwarz-Rot-Gold erstrahlt, die Staatssymbole der DDR und der BRD herabfließen.

Ob Richemont zu Beginn der Installation sich auf die Schöpfungsbericht der Bibel bezieht? Möglich wäre dies, entstand das Werk doch zur Generalsynode der Evangelischen Kirche. Vor 400 Jahren wurden in Duisburg die Grundladen für die heutige evangelische Kirche im Rheinland gelegt. Der Einbezug des Mercatorturms der Salvatorkirche ist die sinnfälligere Referenz daran. Ebenso wie Richemont in den ruhigen Momenten die Struktur eines Kirchenfensters nachbildet, bevor die Farbquadarate verschwimmen und die Industrielle Revolution durch Zahnräder thematisiert wird. Ein weiterer Bezugspunkt zur Kirche selbst ist die Verwendung von Licht. Im Neuen Testament wird das Neue Jerusalem, das vom Himmel auf die Erde herabkommt als Stadt aus Licht, lichtdurchflutet geschildert. Kirchen haben immer versucht die Herrlichkeit des Lichts einzufassen – vor allem die gothischen Kathedralen.

Richemonts Kunstwerk begreift aber auch die Geschichte Deutschlands – dann, wenn die blauen Lichtfarben als Wasser durch die Berliner Mauer fließen, wenn Stacheldraht sich öffnet und der Blick auf die „blühenden Landschaften“ freigegeben wird. Der Gegensatz zwischen Zwang und Freiheit wird auch deutlich durch das Gegenüberstellen von Natur und Industrie. Feuer verzehrt die Blumen, macht den Weg frei für die Inustrie und ihre Schornsteine. Blut fließt über die Fassade als sattes Tiefrot herab. Allerdings: Am Ende steht die Hoffnung, recken sich weite Sonnenblumenfelder gegen einen strahlendblauen Himmel. Ein schöner Ausblick auf die Zukunft. Hoffen wir, dass dies so wird wie die Kunst das an diesem Abend mit ihren Farben malt.

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