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Sarrazin bei Hart aber Fair

Thilo Sarrazin

„Alle Juden teilen ein bestimmtes Gen.“, sagte Sarrazin in einem Interview mit der WELT und die Empörung schlug hohe Wellen. Unter dem Titel „Rechthaber oder Rechtsausleger – Deutschland streitet über Sarrazin“ diskutierte Moderator Frank Plasberg mit dem ehemaligen Vize-Vorsitzenden des Zentralrats der Juden Friedman, Thilo Sarrazin, der WDR-Journalistin Asli Sevindim, SPD-Sozialexperte Rudolf Dressler und dem Historiker Prof. Arnulf Baring über Sarrazins Thesen.

Gestern Abend relativierte er diesen Satz in unglaublicher Art und Weise. “ Es war eigene Dummheit. Dieser Satz war überflüssig, usw..“, versuchte er, der Medienprofi und Meisterprovokateur der Bundesrepublik, seine unsägliche Genlehre über das jüdische Volk zu entschuldigen.  Er verwies darauf, das ihn die fragenden Journalisten der WELT aufs Glatteis geführt hätten und er leider in diese Falle getappt wäre.

Völliger Unsinn! Sarrazin ist seit Jahren den Umgang mit der Presse gewohnt. Durch seine ständigen Provokationen in der letzten Zeit (Hartz-4-Empfänger-Speiseplan oder auch die angebliche Produktion von „Kopftuchmädchen“) ist er auch den besonders scharfen Umgang mit der Presse gewohnt und wusste sich bisher stets zu positionieren. Das er nun, quasi wie die Maus vor der Schlange, einem ihm angeblich überlegenen Reporterteam gegenüber sass, nimmt man ihm nicht ab. Ein Sarrazin weis zu gut, wie und vor allem, wann er was sagt. Michel Friedmann konterte und bezeichnete Sarrazin als „menschenfeindlich, gewalttätig und respektlos“. Und weiter sagte Friedmann zu den statistischen Erklärungsversuchen eines nervös wirkenden Sarrazin: „Sarrazin reduziert Menschen zu Zahlen.“

Der SPD-Sozialexperte Rudolf Dressler äußerte sich zu dem geplanten Parteiausschluss Sarrazins: „Er verkörpert nicht mehr die ideologischen Grundsätze der Partei“, sagte Dressler in Richtung des ehemaligen Berliner Finanzsenator Sarrazin und weiter: „Dabei geht es nicht um die Inhalte seines Buches, sondern um die begleitenden Äußerungen.“ Dressler verwies auf einiges an inhaltlich Richtigem in Sarrazins Thesen, wandte sich aber entschieden dagegen, in welcher Form und in welcher Weise dies von Sarrazin betrieben wird. Ausserdem beklagte er die jahrzehntelangen Versäumnisse der Politik, auch der seiner eigenen Partei, in der Frage der Integration.

Die türkischstämmige Journalistin Asli Sevindim machte aus ihrer Sicht deutlich, was sie von einer Sarrazinschen-Genlehre hält. Sie verwies auf ihre eigenen Bildung und berufliche Karriere und wandte sich vehement inhaltlich gegen Sarrazin. Arnulf Baring als fünfter Gast der Talkrunde gab sein Bestes, was hinlänglich bekannt ist und eigentlich einer Kommentierung überflüssig.

Das „Duell“ fand erwartungsgemäß zwischen Sarrazin und dem, wie stets, brilliant argumentierenden und geschliffen redenden Michel Friedman, statt. Und es ging, wie kaum anders zu warten, als glatter Punktsieg für Michel Friedman aus.

Sarrazin hat mit diesem Fernsehauftritt für mich folgendes erreicht: zum einen hat er die eigene ideologische Anhängerschaft zusammen geschweisst, zum anderen die Gräben in die andere Richtung weiter vertieft. Das Thema wird uns noch eine ganze Weile weiter beschäftigen. Eines ist aber sicher: nicht der Parteiausschluss eines Sarrazin, oder der Verlust seines Vorstandsjobs bei der Bundesbank, löst die Integrationsprobleme. Die Politik muss nun endlich entschlossen an diesem wichtigen sozialpolitischen Thema dranbleiben. Und zwar so effektiv, das allen Sarrazins dieser Republik die Munition für ihre geistigen Brandstiftungen ausgehen. Sarrazin hat diese Probleme nicht erschaffen, aber die Regierungen der letzten Jahre haben mit dafür gesorgt, das es heute einem Sarrazin möglich ist, darüber Bücher dieser Art zu verfassen. Bücher die die Welt nicht braucht.

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