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Auf den ersten Blick: Bürgerarbeit mit Thomas Keuer

Thomas Keuer

Thomas Keuer

 

Ja gut, ey, ich sach ma:
Recht hat er ja, der Thomas Keuer. Thomas Keuer ist hier in Duisburg der Geschäftsführer der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di. Und dann ist er auch noch Ratsherr, sozialpolitischer Sprecher der Linksfraktion. Und als solcher hat er die von der Bundesregierung ins Gespräch gebrachte „Bürgerarbeit“ kritisiert.

Bürgerarbeit“ – Sie wissen schon. Ursula von der Leyen findet, Hartz-IV-Empfänger könnten mal die Straße fegen oder im Stadtpark Müll aufsammeln. „Bürgerarbeit“. Sind das überhaupt „Bürger“, diese schwer vermittelbaren Langzeitarbeitslosen? Bürgerliches Gequatsche. Egal. Jedenfalls sollen diese „Bürger“, findet Frau von der Leyen, nicht nur ihre Stütze abkassieren, sondern – sozusagen als Gegenleistung – zu „gemeinnützigen Tätigkeiten“ herangezogen werden.

So sagte die Ministerin der Bildzeitung: "Hier geht es um diejenigen, die ganz miserable Chancen haben, einen regulären Job zu finden. Jeder bekommt eine Chance.“ Und Thomas Keuer meint, so steht es heute in der Duisburger WAZ, dahinter stecke die Idee des „Workfare-Konzeptes“ aus der neoliberalen Gruselkiste, die das Ziel verfolge: keine staatlichen Leistungen ohne Gegenleistung. „Die Erwerbslosen sollen wieder einmal dazu gezwungen werden, jede Arbeit anzunehmen, sonst drohen Sanktionen.“

Da hat er wohl recht, der Thomas Keuer. Und dann meint er auch noch, zunächst einmal höre sich der Begriff Bürgerarbeit ja gut an. Ja gut, ey, da empfinde ich anders. Wenn ich so etwas wie „Bürgerarbeit“ höre, kommt mir auf der Stelle so etwas wie „Reichsarbeitsdienst“ in den Sinn. Schließlich arbeiten andere „Bürger“ ja auch. Wenn es also darüber hinaus auch noch „Bürgerarbeit“ gibt, kann damit irgendetwas nicht stimmen, sollte man meinen.

Aber gut, vielleicht bin ich hier wieder einmal zu kleinkariert. Wie sich etwas anhört, ist schließlich eine sehr subjektive Angelegenheit. Wenn Sie so wollen: Geschmackssache. Eine andere Sache jedoch, da bin ich mir ziemlich sicher, ist keine Geschmackssache, sondern eine unumstößliche Tatsache.

Thomas Keuer sagt: „Auf den ersten Blick hört sich der Begriff Bürgerarbeit der Bundesregierung ja gut an.“ Hä? Wie bitte? „Doch sieht man genauer hin …“, müsste man eigentlich auf die Idee kommen, dass es sich beim Hören um eine Tätigkeit handelt, die in der Regel mit den Ohren erledigt wird, während so Dinge wie Blicken oder Hinsehen gemeinhin mit den Augen erfolgen.

„Auf den ersten Blick hört sich der Begriff Bürgerarbeit der Bundesregierung ja gut an.“ Ja gut, ey, ich sach ma: es ist völlig klar, was Thomas Keuer meint. Insofern sind der restringierte Code und der elaborierte Code vollkommen gleichwertig, was freilich von der bürgerlichen Soziolinguistik in Abrede gestellt wird.

Dass sich ein Gewerkschafter und Linkspolitiker der Sprache der Arbeiterklasse bedient, anstatt in bürgerliches Geschwafel zu verfallen, ist dabei nicht mehr als eine reine Selbstverständlichkeit. Und sollte es Thomas Keuer wirklich schaffen, mit den Augen zu hören, wäre der ultimative Beweis für die Überlegenheit des Proletariats über die Bourgeoisie – ich sach ma: eindrucksvoll – erbracht.

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