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Paech, Pinkwart und Pocher


Bild: NRW School of Governance

 

Erstens: an alle. Zweitens: an diejenigen, die über eine Suchmaschine den Weg hierher gefunden haben. Drittens: an die Stammkundschaft der treuen Leser.

  1. Der hier folgende Text besticht weder durch eine besondere Originalität seiner Gedanken oder Schönheit seiner Sprache. Dass er vermutlich dennoch recht häufig angeklickt wird, liegt einzig und allein an den interessanten Namen mit „P“.
  2. Diejenigen, die einen dieser „P“-Namen gegoogelt haben, seien an dieser Stelle ausdrücklich herzlich willkommen geheißen! Ich nehme an, dass die wenigsten von ihnen „Paech“ eingegeben haben. Etwas mehr Leute dürften den Namen des anderen professoralen Politikers eingegeben haben, nämlich „Pinkwart“. Beide – relativ kleine – Gruppen – sind hier nicht völlig verkehrt gelandet, wohl aber die große Zahl derjenigen, die noch etwas mehr über den beliebten Komiker Oliver Pocher erfahren wollen.
    Mit ihm befasst sich dieser Text im Grunde gar nicht; und das, obwohl er im Titel erwähnt wird. Dies liegt jedoch allein daran, dass Pocher gestern in Duisburg gewesen ist und etwas zur Loveparade zum Besten gegeben hat. Da müssen Sie sich schon eine andere xtranews–Seite ansehen, um den Bericht darüber zu lesen. Ich selbst pflege nicht, über Menschen mit einem derart schlechten Benehmen zu reflektieren. Ich befasse mich für gewöhnlich mit Wissenschaft und Politik, also mit Professoren und Politikern. P & P: Paech und Pinkwart. Zum Beispiel.
    3. Diejenigen, die sich – aus welchen Gründen auch immer – regelmäßig meine Texte zu Gemüte führen, dürften die Erwartung hegen, dass ich einige Bemerkungen über Herrn Prof. Paech zu Protokoll gebe. Doch warum sollte ich dies tun? Die Stammleser können sich doch auch so denken, dass ich mir Paechs Ansichten zum Nahostkonflikt nicht zu eigen mache. Soll ich also Reklame für seine Veranstaltung machen?
    Ich habe bei xtranews die Information über den Gastvortrag reingestellt, und damit soll auch gut sein. Warum sollte ich, wie mir mitunter vorgehalten wird, die „Antisemitismuskeule schwingen“? Wir haben doch bereits der WAZ die Einschätzung von Prof. Dr. Lothar Zechlin entnehmen dürfen, dass Paech zwar „Politik des Staates Israel kritisiert“, dies jedoch nicht mit „Antisemitismus“ gleichzusetzen sei. Und der UDE-Gründungsrektor ist immerhin Politikwissenschaftler. Na bitte …
    Deshalb sollte auch der Anonymus, der diesen WAZ-Artikel auf derWesten.de mit den Worten „Ich verstehe nicht so recht, wieso Kritik der Israelischen Staatspolitik, Antisemitismus sein soll“ kommentiert, sich auch keine großen Vorwürfe machen. Schließlich gibt es da gar nichts zu verstehen. Zechlin hat es erklärt: Kritik an der „Politik des Staates Israel“ ist nicht mit „Antisemitismus“ gleichzusetzen.
    Das hat zwar auch noch nie ein Mensch behauptet; es schadet jedoch nicht, dem dennoch entschieden zu widersprechen, zumal dann immerhin der Eindruck entsteht, es sei gemeinhin üblich, dass Kritik an der israelischen Politik als Antisemitismus diskreditiert wird.
    Leute wie Paech und Dierkes erscheinen als Lichtgestalten, die es unter den Bedingungen dieses Gesinnungsterrors wagen, israelische Politik zu kritisieren, weil andere Kritik im Grunde nicht zur Kenntnis genommen wird.

Dies jedoch ist nicht mein Problem. Ob die Universität Duisburg-Essen ein Problem mit diesem Zeugnis politologischer Kompetenz hat, wird man sehen. Es gehört nicht viel Phantasie dazu, sich vorzustellen, dass die Duisburger Politikwissenschaftler mit dem Paech-Auftritt in ihren Hallen genauso umgehen werden wie die Duisburger Kommunalpolitiker mit dem ihres Dierkes´ in den ihren.
Da kann vorher protestiert werden, da werden währenddessen Andersdenkende verbal und physisch angegriffen, da wird auch in Kenntnis des Gebräus aus Wahrheiten, Halbwahrheiten und Lügengeschichten streng nach dem Motto verfahren: nichts sehen, nichts hören, nichts sagen!
Na sicher: die Duisburger Uni hat zunächst einmal nichts mit der Duisburger Stadtverwaltung und –politik zu tun. Aber merkwürdig ist die – mit den beiden erwähnten Veranstaltungen nicht vollständig dargestellte – Häufung derartiger Ereignisse schon. Und mit der räumlichen Entfernung zu dieser tollen Stadt dürfte die Bereitschaft abnehmen, zwischen ihrer Kommunalverwaltung und ihrer Universität zu unterscheiden.
Und warum auch. Diesbezüglich scheinen sich ja auch keinerlei Unterscheidungen aufzudrängen. Die Hochschulverwaltung hat sich hinter die Einladung an Paech gestellt mit der Bemerkung, „dass es zum Selbstverständnis der Universität gehört, Studierende auch mit Hilfe von Gastreferenten an Zeitfragen heranzuführen, in argumentativer Auseinandersetzung zu schulen und so zum kritischen Dialog zu befähigen“.
Kritischer Dialog – gute Sache, will natürlich gelernt sein. Ob zumindest Uni-intern es der ein oder die andere politologische Kapazität wagen wird, mit Zechlin in einen kritischen Dialog zu treten? Wir wissen es nicht und werden es wahrscheinlich nie erfahren. Gut, dass die Uni immerhin eine Verwaltung hat, die zwar von ihrem Auftrag her weder mit argumentativer Auseinandersetzung noch mit einem kritischen Dialog befasst ist, die aber immerhin eine Sprecherin in ihren Reihen zählt, die es beherrscht, den Mehltau des Duckmäusertums als Befähigung zur Zivilcourage darzustellen.

Wie gesagt: das ist nicht mein Problem. Er ist nicht mein Problem, dieser Prof. Dr. Lothar Zechlin. Er ist das Problem der UDE, wo der Jurist (!) als ordentlicher Professor am Fachbereich Politikwissenschaften (!) in Duisburg sowie als Leiter des Zentrums für Hochschul- und Qualitätsentwicklung (ZfH) tätig ist. Ein hoch angesehener Ordinarius, zumal er von 2003 bis 2008 die Fusion der Universitäten Duisburgs und Essens verantwortet hatte. Mit diesem Amt betraut, also als Gründungsrektor ernannt wurde er von der damaligen Wissenschaftsministerin, was mich – ehe ich den Faden verliere – von diesen Randerscheinungen zurückführt zum Thema. Zum dritten „P“. Zu Professor Pinkwart.
Dieser hat nämlich vorgestern – das dürfte vor allem diejenigen Leser interessieren, die den Suchbegriff „Pinkwart“ eingegeben haben – in einem Gespräch mit der WAZ die NRW-Koalition beendet und hätte damit unser Land um ein Haar in eine schwere Krise gestürzt, weil … so ganz ohne Regierung, das ist ja klar …
Hätte da nicht die soeben angeführte damalige Wissenschaftsministerin sogleich die heraufziehende Gefahr erkannt, blitzschnell geschaltet, die Kollegin von den Grünen angerufen und gesagt – sinngemäß zitiert: „Okay, dann schmeiße ich eben den Laden!“ Mein lieber Mann! Dieser Pinkwart. Aber es ist ja noch mal alles gut gegangen.

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