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Debakel für Israel, Sieg für die Hamas

Image by Getty Images via @daylife

„Israel hat sich selbst mehr geschadet, als es alle ,Freiheitskämpfer` zu träumen gewagt hätten: Das Militär stoppt eine Hilfsflotte für den Gazastreifen – mit verheerenden Konsequenzen.
Zugestanden: Der Gazastreifen ist kein Freiluftgefängnis; es gibt Gegenden auf der Welt – Darfur zum Beispiel –, in denen die humanitäre Lage weitaus dramatischer ist; die Israelis haben das Gebiet vollständig geräumt; die Macht übt dort die radikalislamische Terrororganisation Hamas aus; blockiert wird der Gazastreifen ebenso von ägyptischer Seite; dennoch erreichen die Bewohner wöchentlich rund 15 000 Tonnen humanitärer Hilfe; unter den rund 700 propalästinensischen Aktivisten an Bord der sechs Schiffe der „Free Gaza Bewegung“ waren wohl auch Militante und Islamisten; gut möglich, dass die israelischen Elitesoldaten beim Versuch, die Flotte zu stoppen, von ihnen attackiert worden waren.
Trotzdem war die Aktion ein katastrophaler Fehler. Dilettantisch in der Durchführung, blutig in der Konsequenz, verheerend im Echo: Israel hat sich selbst mehr geschadet, als es alle ,Freiheitskämpfer` zu träumen gewagt hätten.“ (Malte Lehming, Tagesspiegel).

„Die militärische Erstürmung eines Schiffes ist immer ein Risiko. Erst recht, wenn sich darauf auch Islamisten befinden, die bereit sind, die Situation eskalieren zu lassen. Die Israelis hätten sich dessen bewusst sein und von vornherein auf die Aktion verzichten müssen. Und im Falle einer Erstürmung hätten sie vermeiden müssen, dass Zivilisten getötet werden. Dass dennoch Menschen sterben mussten, ist nicht wieder gutzumachen.
So paradox es ist, aber das Blutbad spielt ausgerechnet der Terrororganisation Hamas in die Hände, gegen die Israel mit der Aktion vorgehen wollte.“ (Leitartikel der FTD, der die Meinung der Redaktion wiedergibt).

„Es ist eingetreten, was Israel vermeiden und die Hamas herbeiführen wollte. Völlig einerlei, dass die Aktivisten auf den Schiffen internationales Recht gebrochen, sich auf die Seite von Terroristen gestellt, ihr Gefolge wissentlich in Gefahr gebracht und selber Gewalt ausgeübt haben. Was zählt, sind die Schreckensbilder vom Deck der Marmara. Die Hamas hat mit fremdem Blut einen wertvollen Propagandasieg errungen, der dazu führen könnte, dass ein geächtetes und isoliertes Israel dazu gezwungen wird, die Blockade abzubrechen und die Islamisten einen Sieg feiern können. Jerusalem wird für seine Torheit einen Preis zahlen müssen.“ (Gil Yaron, WAZ).

„Israel hat fatale Fehler gemacht: Sein Geheimdienst hatte nicht vorhergesehen, dass die Friedensaktivisten physische Gewalt planten und Waffen an Bord gebracht hatten. Darauf waren die Soldaten nicht vorbereitet worden. Sie hatten geglaubt, nur mit Spucke und Flüchen konfrontiert zu werden, und trainiert, darauf „mit Zurückhaltung“ zu reagieren. Aus Angst um ihr Leben hätten sie das Feuer eröffnet, mit den entsprechenden Folgen.
Ein weiterer Fehler war der Beschluss, die Schiffe zu entern. Die israelische Marine hätte die Friedens-Flottille auf hoher See blockieren und belagern können, bis die Gaza-Befreier wieder abdrehen. Das hätte weder Tote noch Verletzte gekostet und Israel vielleicht ein Hagel schlimmster Verurteilungen, sogar von Angela Merkel erspart.“ (Ulrich Sahm, n-tv).

„Die Politik Israels ist aus freier Entscheidung dazu übergegangen, alles falsch zu machen, was man falsch machen kann – von der Fortsetzung der Siedlungspolitik jenseits der Ankündigung eines neunmonatigen Moratoriums über die deutliche Entfremdung zur US-Administration bis zur Liquidierung des Gründers der Izzedin-Brigaden – des militärischen Arms von Hamas – in Dubai, die einen diplomatischen Skandal sondergleichen nach sich zog. Es erstaunt deshalb nicht, dass israelische Marinesoldaten die türkische Fähre „Marvi Marmara“ stürmten. Wieder einmal hat das Militär das Kabinett vor vollendete Tatsachen gestellt. Nicht, dass die Regierenden in Jerusalem eine Konfrontation gern vermieden hätten. Aber die strategische Planungskompetenz liegt aufgrund der Rivalitäten zwischen den Ministerien und den Parteien allein bei den Generälen.“ (Reiner Bernstein, haGalil)

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