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Anatol Chari: „Undermensch" – Überleben um jeden Preis

In den vergangenen Jahren haben einige Überlebende der Shoah ihre Erinnerungen veröffentlicht. Sie möchten und sie müssen sich Gehör verschaffen. Anatol Chari ist einer von ihnen. Er überstand die Jahre im Ghetto Lodz, den Konzentrationslagern Groß Rosen, Kaltwasser und Auschwitz. Und doch ist seine Geschichte anders als andere. In dem Buch „Undermensch“ erzählt er sie.

Anatol Chari: „Undermensch: Mein Überleben mit Glück und Privilegien“ Mit Timothy Braatz, Deutscher Taschenbuch Verlag, 2010, 238 Seiten, 14,90 Euro, ISBN 978-3-423-24770-2

Eine Rezension von Doreen Tiepke (Auszug)

Mit dem Überfall der Deutschen auf Polen, am 1. September 1939, änderte sich Anatol Charis Leben grundlegend. Er war 16 und lebte behütet bei seinem Vater, einem anerkannten politisch und sozial engagierten Mann in Lodz. Schon in den ersten Tagen nach dem Einmarsch verhafteten die Deutschen vor allem wichtige Führungspersonen des Landes, darunter Piotr Chari. Seinem Sohn sagte man, der Vater würde bald wiederkommen, doch dies geschah nicht. Die Situation der Juden in Lodz war ausweglos. Schon 1940 wurde das Ghetto errichtet. Auf sich allein gestellt versuchte Anatol Chari zu überleben und seinen Großeltern zu helfen.

Charis Wille zum Überleben in dieser extremen Situation war unbändig. Inmitten von Tod und Verwüstung gelang es ihm, sich und seine Großeltern zu schützen. Er zahlte den hohen Preis der Schuld. Nach der Liquidierung des Ghettos im Jahr 1944 führte ihn eine Odyssee durch mehrere KZ. Sein Überleben führt er darauf zurück, dass er im Ghetto von Lodz genügend Nahrung hatte, um kräftig genug für die kommenden Strapazen zu sein.

Charis Lebensbericht ist eine schonungslose Abrechnung, er verschweigt nichts. Gerade das macht seinen Bericht zu einem seltenen Zeitzeugnis, denn er rührt an Themen, die bisher in der Shoa-Literatur selten zu finden sind.

 

Doreen Tiepkes  vollständige Rezension finden Sie auf Vorwärts Online.

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