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Sparpläne der Krankenkassen gefährden Gesundheit von Kindern mit Diabetes

Mainz (ots) – Die geplante Streichung von schnell wirkenden Insulinanaloga für diabeteskranke Kinder aus dem Leistungskatalog der Krankenkassen stößt auf massive Kritik der diabetologischen Fachgesellschaften und Patientenverbände. Gegenüber dem ARD-Politikmagazin "Report Mainz" warnt der Präsident der Deutschen Diabetes-Gesellschaft, Prof. Thomas Danne, davor, erreichte Therapieerfolge aufs Spiel zu setzen. Danne, der auch Leiter des größten deutschen Kinderdiabeteszentrums in Hannover ist, befürchtet langfristige Gesundheitsschäden. Wörtlich sagte er: "Blindheit, Nierenversagen, vorzeitiger Schlaganfall – diese Risiken, die diese Kinder haben, sind durch die verbesserte Behandlung wesentlich kleiner geworden. Wenn ich also nun befürchten muss, dass Insulinanaloga für viele Kinder unerschwinglich wird, dann habe ich eigentlich nur noch Angst."

Der Gemeinsame Bundesausschuss, in dem unter anderem die gesetzlichen Krankenkassen und Krankenhäuser vertreten sind, hatte im Februar 2010 eine Beschlussgrundlage formuliert, in der es in Bezug auf schnell wirkende Insulinanaloga heißt: "Diese Wirkstoffe sind nicht verordnungsfähig." Die Begründung: Das langsamer wirkende Humaninsulin sei ebenso zweckmäßig, aber kostengünstiger. Der Gemeinsame Bundesausschuss stützt sich dabei auf eine Bewertung des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Es sollte prüfen, ob schnell wirkende Insulinanaloga für Kinder und Jugendliche einen zusätzlichen Nutzen haben. Institutschef Prof. Peter Sawicki in "Report Mainz": "Wir haben gefunden, dass es keine Überlegenheitsbelege für die kurzwirkenden Insulinanaloga gibt."

Die Fachgesellschaft der kinderärztlichen Diabetologen hält diese Einschätzung für völlig unverständlich. Sie gehe an der Therapieerfahrung hunderter Ärzte und tausender Patienten vorbei. Gerade bei Kindern, deren Ess- und Bewegungsverhalten nicht genau geplant werden könne, habe die schnelle Regulierung des Blutzuckerspiegels durch die Insulinanaloga erhebliche Vorteile. Dazu der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Pädiatrischer Diabetologie (AGPD), Prof. Andreas Neu: "In den letzten 15 Jahren, das belegen große Studien an mehr als 20.000 Kindern und Jugendlichen, konnte die Diabetes-Therapie ganz erheblich verbessert werden. Die mittlere Blutzuckerlage hat sich ganz dramatisch verbessert und das ist auch ein Ergebnis dieser veränderten Therapiemöglichkeiten, die wir haben mit den Analoga."

Derzeit leiden etwa 25.000 Kinder an Diabetes Typ I. In den vergangenen 20 Jahren hat die Zahl der Neuerkrankungen stark zugenommen. Über 50 Prozent der erkrankten Kinder werden mit Insulinanaloga behandelt. Das bedeutet, dass unter Umständen über 13.000 Kinder medizinisch umgestellt werden müssten.

Das ARD-Politikmagazin berichtet heute, 10. April 2010, 21.45 Uhr über die Debatte um die Insulinanaloga für Kinder und Jugendliche.

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