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Antifanten auf der Pyjamaparty

Antifanten Huch, was ist das denn für ein Foto?! Schreck, lass nach! Hat da ein Terrorregime in einem muslimischen Land KZ-Häftlinge vor einer Moschee vorgeführt? Aber was sucht dann die Fahne der IG Metall auf dem Bild? Außerdem kommt mir die Moschee irgendwie bekannt vor.

Also heißt es: Recherchieren. Im Internet die Presse durchwühlen, und siehe da: bei der Welt Online werde ich schnell fündig. Und sehe noch ein Foto: unschuldige junge Menschen in KZ-Kleidung, traurig dreinblickend, allerdings blond und in Anbetracht der nicht ganz unkomplizierten Umstände recht hübsch.
Ach so, jetzt verstehe ich. Klar, das sagt ja schon die Überschrift: „Antifaschistische KZ-Mode“. Das sind gar keine echten KZ-Häftlinge, sondern nur Models. Okay, das sehe ich ein. Models sehen ja in aller Regel auch besser aus als KZ-Insassen, wenngleich freilich Schönheit immer nur im Auge des Betrachters stattfindet.
Doch für eine Modenschau gelten nun einmal gewisse Standards. Wir wissen das aus dem Fernsehen, Germanys Next Topmodel. Die Heidi Klum mag das nämlich gar nicht, wenn sich so ein Möchtegern Topmodel ein Gramm zu viel angefressen hat. So gesehen wären vielleicht echte KZ-Insassen doch gar nicht so ungeeignet für den Laufsteg.

Aber ich will die Erwartungen nicht unnötig in die Höhe schrauben. Die Mädels auf dem Foto in Welt Online sehen schon ganz gut aus, finde ich. Wahrscheinlich durften sie deswegen auch vorneweg gehen; denn wie wir auf dem Foto bei uns sehen, handelt es sich bei den meisten Models doch um Jungs.
Und zwar um Antifa-Jungs, und abgezogen haben sie ihre Show am letzten Sonntag in Marxloh. Am 28. März fanden bekanntlich eine ganze Reihe von Veranstaltungen statt, auf denen gegen die Rassisten von pro-NRW und die Nazis von der NPD demonstriert wurde.
Ich war auch dort, und zwar auf der Hauptkundgebung direkt gegenüber der Moschee. Also irgendwie am richtigen Ort, aber offenbar nicht ganz zur rechten Zeit. Jedenfalls war es mir nicht vergönnt, diese lustigen jungen Leute persönlich in Augenschein nehmen zu können.

Schade, mir hätte es gewiss ganz viel Freude bereitet, diese finster blickenden, hübschen jungen Menschen in ihren Schlafanzügen zu sehen. Ein bisschen Spaß muss sein! So hat es damals schon der Roberto Blanco gesungen, und der ist ja, obwohl er Blanco heißt – will sagen: ein antirassistischer Song:

Ein bisschen Spaß muss sein,
dann ist die Welt voll Sonnenschein.
So gut wie wir uns heute verstehn,
so soll es weitergehn.

Und gegen den Rassismus sind auch unsere jungen Antifaschisten in ihren Pyjamas. Sie wollten mit dieser spaßigen Nummer zum Ausdruck bringen, dass, so wie damals die Juden, heute die Türken und / oder Muslime – oder so … – jedenfalls in Ansätzen. Und die standen ja auch ein paar Hundert Meter weiter, die Ansätze – etwas mehr als 150 ältere Herrschaften, die die Islamisierung kommen sehen, und etwas weniger junge glatzköpfige Herrenmenschen, die sich das Dosenbier in ihre Flachköpfe schütten.
„Wehret den Ansätzen!“ sagt man ja auch so, und deshalb war ich ja auch dort. Und es ist ja auch nicht schlecht, dass unsere jungen Antifanten auch schon einmal etwas davon gehört haben, dass es vor langer Zeit in Deutschland tatsächlich KZs gegeben haben soll. Ihnen nun vorzuhalten, ihre Klamotten seien aber keine Original KZ-Kleidung – ja, mein Gott, von wem hätten sie die denn bekommen sollen?!
Und dass das mit den Muslimen heutzutage irgendwie so ähnlich abgeht wie damals mit den Juden, irgendwie so etwas hatte auch der Geschäftsführer der jüdischen Gemeinde auf der Kundgebung gesagt. Und wenn die Muslime dran seien, seien danach noch einige andere dran, und danach dann bestimmt auch wieder die Juden, hat er gesagt. Irgendwie blöd.

Nach Ansicht seines Glaubensbruders Gideon Böss sehen die Antifanten die ganze Sache ganz ähnlich. In dem besagten Welt-Online-Artikel mit dem Foto schreibt er:
„Das Motto dabei lautet: Holocaust ist, was dich ärgert. Während die einen noch verbissen an der Singularität dieses Verbrechens festhalten, haben die „nie wieder“-Deutschen längst Fakten geschaffen. Alles, was gegen den aktuellen Antirassismus-Knigge verstößt, ist irgendwie Auschwitz.“
Nur Henryk M. Broder, um einen dritten jüdischen Mitbürger zu Wort kommen zu lassen, regt sich auf. Mal wieder, muss man leider sagen – und wird direkt beleidigend. Die Antifanten bezeichnet er einfach mal so als „Kretins in Streifen“. Eine Beleidigung, ganz klar; denn Kretin steht für Idiot, Schwachkopf, Trottel, Tölpel, Irrer, Psychopath, Verrückter, Wahnsinniger.
Nun dachte ich bislang, ein Kretin sei in der Regel auch schon etwas fortgeschrittener im Alter, so dass unsere jungen Antifanten … aber nein, man lernt ja nie aus: „Der Kretinismus stellt eine Entwicklungsstörung des kindlichen Organismus durch Mangel an Schilddrüsenhormonen dar.“

Aha, also irgendwie angeboren, die ganze Sache. Aber die haben es doch nicht alle an der Schilddrüse. Das glaube ich einfach nicht. Unverkennbar: die haben sie nicht alle. Ich meine, da gehört ja etwas dazu, sich als junger Spund im Schlafanzug vor eine Moschee zu stellen und auf KZ-Insassen zu machen. Aber so etwas liegt nicht an der Schilddrüse. Ganz bestimmt nicht.
Und außerdem – ich weiß gar nicht, was der Broder immer hat: die meinen es doch gut, die Antifanten. Das muss er sogar selbst zugeben, hier:
„Es sieht aus, als würden die guten Deutschen an den Moslems das wiedergutmachen wollen, was deren Väter und Großväter an den Juden verbrochen haben. An sich keine schlechte Idee …“

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