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Redakteure der Jugendpresse Baden-Würtemberg kritisieren die Zeitungen “Yaez” und “Spiesser”

Frau kauft amerikanische Zeitungen
Image by sebastian_sebastian via Flickr

Sie liegen kostenlos an vielen Schulen aus und bieten einen scheinbar seriösen Themen-Mix abseits von Glamourstars und Blümchensex.Doch die Jugendzeitungen „Yaez“ und „Spiesser“ verstoßen gegen journa- listische Normen: Sie publizieren bezahlte Artikel, die nicht als Anzeige gekennzeichnet sind, und veröffentlichen Anzeigen in Gestalt redaktioneller Beiträge. Das haben Redakteure des Magazins NOIR der Jugendpresse Baden-Württemberg recherchiert.

Der Tübinger Medienwissenschaftler und Werbeexperte Guido Zurstiege kritisiert die Zeitungen „Yaez“ und „Spiesser“: „Das sind Medienangebote, in denen sehr deutlich gegen die geltenden Normen der Trennung von Werbung und redaktionellem Inhalt verstoßen wird, und zwar nicht aus Zufall, sondern mit einem gewissen Kalkül.“

Sowohl die Spiesser GmbH als auch die Yaez Verlag GmbH vergrößern ihren Einfluss: Die Spiesser GmbH erstellt und betreut seit 2008 auch Schekker.de, das Onlinemagazin der Deutschen Bundesregierung. Der Yaez-Verlag wird in die- sem Jahr mit einer eigenen Nachrichtenagentur für Jugendthemen an den Start gehen und plant dabei seine Redaktionsstellen zu verdoppeln. Doch beide Verlage sind sich ihrer Verantwortung offenbar nicht bewusst, dabei hat Spiesser eine bundesweite Auflage von 800.000 Exemplaren, Yaez hat rund 360.000 Exemplare. Guido Zurstiege fordert, dass Schüler vor werblichen Attacken geschützt werden müssen, wenn deren werblicher Charakter verschleiert wird, wie dies bei Yaez und Spiesser der Fall ist.
Marieke Sobiech arbeitete drei Monate lang beim Spiesser. Heute ist sie Pressereferentin der Stadtmarketing Schwerin. Sie sagt: „Der Spiesser ist eigentlich ein Fall für den Deutschen Presserat.“
Eine Kritikerin von Yaez erklärt: „Im Laufe der Zeit fiel auf, dass die Yaez-Artikel von Werbung durchzogen waren. Man hatte das Gefühl: Es geht gar nicht mehr um ein Thema, sondern um schlichtes Product Placement.“

Die Jugendpresse Baden-Württemberg lehnt derartige Werbeformen ab. „Das ist eine Form des Journalismus, die wir nicht gutheißen können“, sagt Kai Mungenast, Vorstandssprecher der Jugendpresse Baden-Württemberg. „Jugendliche sollten weder als Journalisten noch als Rezipienten mit derartigen Praktiken konfrontiert werden, die gegen die Grundsätze des Deutschen Presserates verstoßen.“ Er fordert, die Jugendzeitungen müssen alle Beiträge, für die Geld geflossen ist, als „Anzeige“ kennzeichnen.
Der Artikel „Die Schulhof-Flüsterer“ erscheint als Beitrag in NOIR Ausgabe Nr. 14, dem Magazin der Jugendpresse.

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