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Loveparade: Warum Duisburg nur gewinnen kann

Picture of the loveparade in Essen
Image via Wikipedia

„Was nichts kostet, ist nichts“, sagt der Volksmund. Zur Durchführung der Loveparade sollen „keine Haushaltsmittel der Stadt eingesetzt werden”, sagt die SPD. „Für die Außenwahrnehmung der Metropole ist das unbezahlbar“, sagte Hanns-Ludwig Brauser, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung metropoleruhr GmbH zur Loveparade 2007. „In 53 Ländern wurde live über das elektrisierende Ereignis berichtet, darunter Kambodscha, China, Australien und die Salomon-Inseln. Die Loveparade – ein Symbol des Miteinanders, egal wie man zur elektronischen Musik steht“, sagte der Westen. Und erwähnt noch so ganz nebenbei, dass 114 Millionen in die Kassen der Stadt Essen gespült worden sind. Also in die Wirtschaft, weil so direkt in den Haushalt ja eher nicht, aber immerhin wurde gegessen, getrunken, zeitweise auch gewohnt und so weiter.

Ja, aber – so die kritischen Stimmen – Duisburg kann sich die Loveparade nicht leisten, weil die Stadt bekanntlich pleite ist. Mindestens 840.000 Euro wenn nicht noch mehr müsste die Stadt aufwenden um die Loveparade zu stemmen. Dafür müsste die Stadt einen Kredit aufnehmen und das, das ist einfach nicht machbar. Denken Sie doch auch mal an die Schweineliste – pardon – die Sparliste! wird dann entegegengehalten. Bei all den geplanten Kürzungen kann man doch nicht eine Loveparade auf die Beine stemmen wenn ganze Einrichtungen auf dem Spiel stehen! Das geht nicht – deswegen der – sehr kurzfristige – Beschluss für den die SPD auch eine Mehrheit hat: „Keine städtischen Gelder ausgeben!“

Kostenlose Imagewerbung ist nichts?

Stellen wir doch mal die Frage, wieviel eine Imagekampagne für Duisburg so kosten würde. Nehmen wir doch mal die aktuelle Kampagne des Handwerks – Sie wissen schon, diese mit Slogans wie „Gott schuf Himmel und Erde. Den Rest schufen wir“ oder diesen Steinzeitmenschen. Kosten: Jährlich 10 Millionen Euro. Aber das ist Tinnef, das ist natürlich das Handwerk, das kann man nicht mit einer Stadt vergleichen. Richten wir dann doch mal das Augenmerk auf – Berrrllliiinn, wie ein ehemaliger Moderator des ZDFs enthusiastisch sagen würde. Berlin. Berlin ist pleite. Berlin ist arm, aber sexy. Duisburg ist auch arm, aber mit der Stadt schlafen, die Dreck, Schmutz und Gestank mit sich rumträgt? So Zeche und Pott?

Aber reden wir über Berlin. Dass die Stadt seit längerem pleite ist wissen wir also. 2008 aber leistete sich die Hauptstadt eine Imagekampagne namens „Be Berlin“. Über den Sinn und Unsinn des Slogans an sich und dessen Verwendung lässt sich natürlich trefflich streiten, aber „Weltstadt mit Herz“ war ja schon vergeben. Berlin also. Das damals schon rumkrebste und eigentlich kein Geld hatte. Schaut auf diese Stadt, sie leistet sich – so der SpON damals – eine Kampagne: Diese lässt sich die mit 60 Milliarden Euro verschuldete Stadt zehn Millionen Euro kosten. Übrigens eine Imagekampagne, die laut Wowereit damals vor allem auf Folgendes setzte:

„Viele Städte und Länder machen Imagekampagnen. Die meisten sind Erfindungen von Werbefachleuten und Marketingagenturen“, sagte er. „Wir machen das anders. Wir bauen auf die Berlinerinnen und Berliner.“

Berlin also. Berlin setzt auf die Berliner um das Image der Stadt für so um die zehn Millionen aufzupeppen. Was nicht so ganz funktioniert hat, wenn Sie mich fragen, aber immerhin war es ein ehrenwerter Versuch. Und wieviel Geld müsste Duisburg aufbringen? Haben Sie die Summe noch im Gedächtnis? Allerschlimmstens so um eine Million rum? Um eventuell dann vielleicht 114 Millionen einzuspielen? Und was müsste die Stadt nochmal machen? Das Geländer absichern? Für den Transport sorgen? Plakate drucken etwa auch? So, so… Ach, wieviele Journalisten waren nochmal in Essen anwesend?

Duisburg: Weltoffen und jugendlich

Zugegeben: Die Technokultur an sich mag sich jetzt wieder zurück in Clubs verzogen haben und die Loveparade und Innovationen in der Musik ist ja mittlerweile ein Paradoxon. Aber es ist doch eines: Kultur. Vor allem: Jugendkultur. Underground war das mal, Techno ist ja Mainstream aber Kultur ist Kultur und Duisburg ist der Hafen der Kulturhauptstadt. Ein Hafen, der sich mit der Loveparade als weltoffen und jugendlich erweisen kann. Duisburg, die Stadt mit Schimanski, Staub und Dreck könnte genau diesen wegblasen durch die Besucher der Loveparade. Duisburg wäre – sexy. Tatsächlich: Duisburg würde attraktiv sein – könnte man sich nichts Besseres wünschen als dann in der Ausstrahlung dieses Images zu baden? Als Stadt? Im Kulturhauptstadt-Jahr?

Ja, natürlich ist Duisburg auch so attraktiv. Genau. Wozu braucht man dann auch noch Werbung an sich wenn das sowieso jeder weiß. Dann braucht man kein Geld auszugeben, weil Duisburg landesweit als Perle des Ruhrgebiets bekannt ist. Stimmt. Haben Sie auch wieder Recht. Also lassen wir das doch gleich und sparen bei den Broschüren, bei den Plakaten, bei der Außenwerbung und bestimmt gibts genug Leute, die das positive Image der Stadt auch so weitertragen werden…

Die Loveparade kommt so oder so

Und wenn die Stadt keinen Etat haben wird am Samstag? Dann ist das zum Einen bedauerlich und fürs Image der Stadt vielleicht nicht ganz so förderlich – vor allem für die Politik selbst, die dann vermutlich und wahrscheinlich als Bremser eines der Events darstehen wird, das dem Image der Stadt nur gut tun könnte. Und natürlich nicht nur der, sondern auch der ganzen Region an sich. Aber selbst wenn kein Geld von der Stadt kommt – dann wäre es nicht zu spät und beharrlich an der Zeit sich nach Sponsoren umzuschauen. Warum man dies nicht längst getan hat liegt wohl an der Frage, wer in der politischen Auseinandersetzung das bessere Image behalten möchte. Die Wirtschaft wird sich sicherlich nicht das Event entgehen lassen – Sponsoren sollten in der Stadt ja zu finden sein.

A propos, was hatte der Wowereit da nochmal gesagt, damals bei „Be Berlin“? Man baue auf die Bürger der Stadt? Hmm, das wäre natürlich noch mal ein Ansatz. Ansonsten gäbe es noch die Möglichkeit, das Ganze einfach als Flashmob … ach, Sie meinen das würde nicht funktionieren? Na hören Sie mal, wenn es gelingt eine gewaltige Kissenschlacht über Internet zu inszenieren, dann kriegt man eine DIY-Loveparade doch locker hin. Einfach wenn am ersten Freitag im Monat die Orange Lounge im Hundertmeister stattfindet die Lautsprecher ins Freie stellen…

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