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Gründe gegen Gelsenkirchen – Imagefilm 2010

View from the monument over the Ruhr valley
Image via Wikipedia

Nach rund 15 Minuten kommt mir die Erkenntnis, dass Gelsenkirchen ein Ort ist aus dem alle nur immer wieder weg und raus wollen. Ein Ort, der momentan offenbar so gar nichts Eigenes hat sondern Entwicklungspotential. Also auch irgendwie nicht so das Image der Weltstadt mit Flair hat. Was ein neuer Imagefilm ändern soll. Aber nicht tut.

Drei typische Vertreter der Bürgerschaft Gelsenkirchens sind als Neu-Hinzugezogene da eingespannt – na ja, 8 Jahre ist schon etwas arg langgezogen als Definition, aber gut. Typische Leute, die in Gelsenkirchen wohnen sind also entweder Ärztinnen, Professoren oder Werbemenschen. Genau. Davon müssen die Straßen in Gelsenkirchen ja überfüllt sein, man kann kaum noch durch vor laut Professoren, Ärzten und Werbefachleuten. Stellvertretend also erzählen die drei Personen jetzt also was sie an Gelsenkirchen so toll finden.

Zuerst aber: Fahrstuhlmusik wird unter Zusammenschnitten von Orten aus Gelsenkirchen gelegt. Und noch ein Ort. Und noch ein Ort. Und noch ein Ort. Und noch einer und weils so schön ist hauen wir noch einen Ort hinterdrein der toll ist. Dann kommt ein Statement. Dann wieder Orte, Orte, nichts als Orte.

GEMA-Gebühren sind auch teuer

A propos Musik: Es gelingt den  Machern in perfekter Knappheit mit zwei Musikstücken die ganzen 15 Minuten zu untermalen. Jedenfalls kommt es einem so vor. Überhaupt erinnert alles so irgendwie an eine dieser Dokumentationen im ZDF, die passend zum Sonntagsbraten produziert werden. Schöne Bilder unterlegt mit belangloser Musik und Informationen, die eigentlich ganz, ganz toll sein sollen die aber irgendwie dann in Beliebigkeiten untergehen.

Einkaufen – alles fussläufig zu erreichen. Und es gibt Parks. Und dann hätten wir noch einen Zoo. Eindrucksvoll. Und der Kulturwandel. Und überhaupt… Alles Dinge, die auf jede beliebige Stadt des Potts zutreffen könnten. Gut, ja, da wird hervorgehoben wie billig es ist in Gelsenkirchen zu wohnen. Ja. Und dass es dann noch Viertel gäbe, die ja auch nicht so toll seien, aber man habe ja… Ja, was hat man denn? Schnitt. Schönes Bild folgt. Und noch eins. Und noch eins.

Bieder, langweilig

Und dann haben wir immer wieder diesen klassischen Übergang von Bilderstrecke zum gedrehten Teil: Die Kamera schwebt irgendwo drüber, dann setzt die Stimme des Betreffenden ein und die Kamera gleitet dann gepflegt langweilig von oben nach unten und zoomt dabei heran. Kann man beim ersten Teil so machen. Aber dauernd? Wer hat hier Regie geführt? Jemand von der FH im ersten Semester seiner Ausbildung zum Regisseur?

Ein Imagefilm sollte doch die Highlights der Stadt vorstellen – aber darauf habe man ja, so liest man, verzichtet weil man ein realitätsnahes Bild der Stadt zeichnen wollte. Realitätsnähe in einer auf langweilige 15 Minuten aufgeblähte Imagebroschüre – schon klar. Das Ganze ist so bieder, so langweilig, so stumpfsinnig, dass es der Realität in Gelsenkirchen wohl recht nah kommen dürfte.

Der Versuch Geschichten zu erzählen

Will man ein Produkt verkaufen braucht man eine Geschichte. Eine Geschichte, die emotional anrührt, die mitnimmt, die berührt. Der Imagefilm erzählt keine Geschichten, er zeigt statische Bilder mit Kommentarton. Selbst die gespielten Szenen wirken steif und ungelenk und überzeugen weder durch Emotionen noch durch Fakten. Und was an Gelsenkirchen so toll sein soll: Man wohnt da billig. Und es gibt grün. Kulturbeflissene werden sich dann wohl eher ins Ruhrgebiet verirren wenn man den Kommentaren glauben schenken darf, aber Gelsenkirchen muss man ja flexibel erleben – und fährt dann halt raus. Klüger wäre es zu sagen warum man in Gelsenkirchen bleiben sollte.

Vielleicht hätte man einfach eine packende, spannende Geschichte erzählen sollen: Von jemanden, der heute in Gelsenkirchen lebt und in einem modernen Beruf lebt, der rein zufällig entdeckt, dass seine Vorfahren bedeutende Dinge in Gelsenkirchen getan haben… Okay. Sagen wir: Der den Zuschauer mitnimmt auf eine Reise durch Gelsenkirchen während er versucht seine Familienvergangenheit zu ergründen und dabei seine Eltern befragt, warum ausgerechnet Gelsenkirchen. Und deren Freunde. Und wie das war so unter Tage und warum das heute nicht mehr so ist… Gut. Hollywoodreif wäre das Ganze nicht geworden, aber es wäre interessant, spannend, brächte Fakten zur Stadt und hätte der gewiß ein Image verpassen können. Verpasst haben die Macher jedenfalls die Chance Gelsenkirchen als wertvolle Stadt herauszustellen.

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