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From PUMA to PAN – Die Kunst von Ralf Metzenmacher

Ralf Metzenmacher mit dem Bild "Der Gehörnte"

Ralf Metzenmacher mit dem Bild "Der Gehörnte"

Pralle Melonen springen dem Betrachter entgegen, glitzernde Kronen mit Edelsteinen liegen auf dem Boden und schwarze Silhouetten sitzen in einem Korallenmeer – die Kunst von Ralf Metzenmacher ist auf den ersten Blick gesehen vor allem eins: Pop. Doch beschäftigt man sich etwas länger mit den Bildern, die jetzt in Emmerich in der Ausstellung „From Puma to PAN“ zu sehen sind, so schimmern unter der bunten Oberfläche Fragen an die Gesellschaft durch.

Es ist die Separierung der Gesellschaft, die Ralf Metzenmacher beschäftigt und die schon zu Beginn der Ausstellung durch die unterschiedlichen Eingänge für Frauen und Männer thematisiert wird. Vielleicht ist dies auch eine Anspielung auf die These des Konstruktivismus, dass sich jeder seine eigene Welt aus den persönlichen Erfahrungen zusammenstellt. So, durch diese zwei separaten Eingänge, die jeweils Damen und Herren zuerst nur einen ganz bestimmten Teil des Werkes sehen lassen, offenbart sich, dass die Ausstellung zwei Achsen besitzt. Diese laufen in einem Bild zusammen, dass die Quintessenz der Botschaft von Ralf Metzenmacher enthält: „Feuerbach 2008“.   Die Vorlage: Ein Bild des romantischen Künstlers Anselm Feuerbach, der zu den bedeutensten Künstlern in der letzten Hälfte des 19. Jahrhunderts zählte. Ein Mädchen, in den Farben des Himmels Blau und Weiß gekleidet, sitzt neben einem Jungen, dessen Gewand in Erdfarben enthalten ist. Beide Personen auf dem Bild von Feuerbach nehmen keinen Kontakt miteinaner auf – keine Berührung, kein Blick, nichts verrät, dass sie gerade gemeinsam interagieren. Nur die Gitarre des Jungen und die Töne, die auf dem Gemälde nicht hörbar sind stiften Identität und Gemeinsamkeit.

Verbindungslosigkeit der Gesellschaft

Der musikalische Aspekt der Vorlage wird von Metzenmacher in zweifacher Weise aufgegriffen – in  „Feuerbach 2008“ sind die Figuren auf die schwarzen Silhouetten der iPod-Werbung reduziert, die Fragmentierung unserer Gesellschaft, in der sich jeder sein eigenes Programm zusammenstellt wird durch die Einbeziehung des iPods verstärkt. Darüber hinaus erschuf der Künstler mit dem Gemälde „Der Gehörnte“ ein wahres Klang-Bild – auf Knopfdruck wird die Leinwand zum Lautsprecher. Doch nicht nur hier ist die Musik im Spiel. Eigens für die Ausstellung schrieben die Brüder Wingenfelder, die einst die Band „Fury in the Slaughterhouse“ gründeten und nun auf Solopfaden wandeln, spezielle Songs, die auf der Vernissage zu hören waren. Mussorkskys „Bilder einer Ausstellung“ grüßen von ferne.

„Feuerbach 2008“, die reduzierte Version des Original-Gemäldes, stellt dem Betrachter die Frage, was unsere Gesellschaft heute noch verbindet. Jeder hat seinen eigenen iPod, der Einzelne ist allein. Dieses Alleinsein ist eines der Merkmale unserer Gesellschaft. Was also, wenn es nicht unfreiwillig im Bus die Musik ist, die durch die Kopfhörer an die Passantenohren gelangt, verbindet uns? Und – hier geht Metzenmacher noch einen Schritt weiter – was verbindet Mann und Frau miteinander? Metzenmacher ist keiner, der die Fortschritte der Gleichberechtigung rückgängig machen möchte, doch ist die Gleichbehandlung der Geschlechter dort kritisch zu sehen, wo sie die Individualität und die Unterschiede des Einzelnen verwischt nur weil es so sein muss. „Die Krone der Schöpfung“ lautet einer der Zyklen, die im PAN zu sehen sind und in denen sich Metzenmacher mit Männermythen beschäftigt, doch auch die Weiblichkeit an sich bleibt von seiner teilweise ironischen Sichtweise nicht verschont. So baumelt eine Möhre zwischen zwei eisernen Melonen und einer Schnecke, deren Öffnung an das Blatt einer Guillotine erinnert. Eine simple Gleichmacherei ist Metzenmachers Sache nicht.

Gegen Scheinheiligkeit: „Der Mantel des Schweigens“

Man sollte sich beim Betrachten der Ausstellung Zeit lassen und hinter die bunte Oberfläche der Retro-Art schauen, sich Zeit nehmen für das neueste Werk des Künstlers – „Der Mantel des Schweigens“ ist ein Bild aus dem neuen Zyklus, der sich mit den Scheinheiligen der Gesellschaft beschäftigt und als Erstes hat sich Metzenmacher mit den USA und Guantanamo auseinandergesetzt. Ein Totenschädel, ein Kreuz und eine Friedenstaube auf schwarzem Grund fangen sofort den Blick des Betrachters ein. Die Form eines Triptychons wird durch die Darstellung eines Kreuzes in der Mitte noch verstärkt, von dem ein feiner Schleier über einen roten US-Soldatenhelm fällt. Der Totenkopf weist Einschusslöcher auf, der Friedentaube Picassos hat Metzenmacher eine Guantanamo-Haube übergestülpt. Subtile, aber dann doch sehr deutliche Kritik an dem, was die USA unter der Bush-Regierung getan haben und gleichzeitig auch eine allgemeine Kritik an denen, die Krieg immer noch für das beste Mittel der Wahl halten.

Ein Pumaschuh von Ralf Metzenmacher

Ralf Metzenmachers Kunst ist eine, die ihre Fragen nicht plakativ an den Betrachter bringt. Keine dumpfen Parolen, keine dreiste Propaganda – die Weltsicht des Künstlers erschließt sich dem Ausstellungsbesucher erst nach und nach. Erst einzeln, Männer und Frauen jeweils für sich, dann aber mit der Mitte der Ausstellung, dem „Feuerbach 2008“-Gemälde zusammen. Was uns trennt, so Metzenmacher, ist eigentlich gar nicht viel und es würde ein Weniges genügen uns wieder miteinander in Kontakt zu bringen. Metzenmachers Bilder liefern den ersten Anlass dazu.

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