Website-Icon xtranews – das Newsportal aus Duisburg

OB-Wahl Duisburg: Interview mit Frau Selic, SGU

Wir setzen unsere Reihe mit Interviews der OB-Kandidaten in Duisburg mit Frau Dr. Eva Selic fort. Die OB-Kandidatin der SGU wurde 1969 geboren, ist seit 1991 verheiratet und hat zwei Kinder.


Xtranews: Frau Selic, Sie sind in Oberhausen geboren worden, wohnen seit längerer Zeit in Duisburg und haben an der Uni nationale und internationale Projekte im Bereich der Abfallwirtschaft betreut. Im Oktober 2008 wagten Sie den Schritt in die Politik. Wie kam es zu dieser Entscheidung? War die Wissenschaft Ihnen auf Dauer zu langweilig?

Selic: Nein, ganz im Gegenteil. Leider wurde der Lehrstuhl Abfalltechnik mit der Emeritierung meines ehemaligen Chefs Prof. Herbell aufgelöst. Meine Stelle war von vornherein befristet. Durch Zufall bin ich durch einen Aushang an der Uni auf die Ratsgruppe der SGU und deren kommunalpolitisches Engagement aufmerksam geworden. Das hat mich so begeistert, dass ich von Anfang an mitgemacht habe.

Es ist nun bekannt, dass die Universität nicht unbedingt gut an die Stadt angebunden ist, obwohl wir hervorragende Wissenschaftler haben. Zu Recht bemerkten Sie schon, dass die Studenten kaum wahrgenommen werden und die Uni scheint hier in Duisburg eher unter “ferner liefen” zu rangieren. Wie möchten Sie erreichen, dass die Universität stärker wahrgenommen wird als bisher?

Den ersten Schritt haben wir schon getan. Die NRW School of Governance hat in ihrem Forschungsprojekt “Duisburger gesucht!” die problematische Vernetzung von Hochschule und Stadt untersucht und die Ergebnisse und Lösungsansätze am 23. April dem Rat der Stadt Duisburg präsentiert. Daraufhin haben wir in der folgenden Ratssitzung die zeitnahe Gründung eines Ausschusses aus Mitgliedern des Rates, der Universität und der Stadtverwaltung zur

Evaluierung, Koordinierung und Umsetzung der wegweisenden Ergebnisse des Projektes beantragt. Der Antrag wurde im Rat der Stadt einstimmig beschlossen. Lediglich das Wort Ausschuss wurde durch Gremium ersetzt. Nun ist die Verwaltung mit der Einberufung des Gremiums beauftragt. Wir hoffen auf eine zeitnahe Umsetzung. Ich möchte mich und meine Erfahrung an der Universität direkt einbringen.

Duisburg muss wachsen” ist eine Ihrer Aussagen mit denen Sie OB werden möchten. Jetzt hat man den Eindruck, dass Duisburg schon mit dem Forum genügend gewachsen ist – wo sehen Sie noch Potential für die Stadt?

Das Wort wachsen ist hier im übertragenen Sinne zu sehen. Mir geht es um die Einwohner und das Lebensgefühl in dieser Stadt. Ich fühle mich hier sehr wohl und sehe mit Erschrecken, dass Duisburg immer weniger Einwohner hat. Ich bin der Meinung, dass man den demographischen Wandel nicht hinnehmen darf, sondern diese Stadt so gestalten sollte, dass sich auch junge Familien hier ansiedeln bzw. wohnen bleiben. Dazu gehören sichere Betreuungs- und Ausbildungsplätze und natürlich genügend Arbeitsplätze. Das ist sicherlich ein Bereich in dem Duisburg wachsen muss! Wir brauchen neue Arbeitsplätze in zukunftsträchtigen Branchen. Weiteres Potential steckt in unseren Erholungs-,

[ad#ll]

Freizeit- und Sportstätten. Warum kennen die meisten Duisburg nur als Industriestadt? Wir bieten doch viel mehr.

Ein Thema ist in diesem Wahlkampf in allen Parteien präsent: Der enorme Schuldenberg den Duisburg angehäuft hat. Seit kurzem wacht der Regierungspräsident kritisch über jede Ausgabe der Stadt. Wie möchten Sie den Abbau dieses Schuldenbergs erreichen?

Diese Frage lässt sich nicht kurz beantworten und ich bemühe mich meine Ideen zusammen zu fassen. Die Entschuldigung der Stadt wird sich nicht kurzfristig durchführen lassen, erfordert allerdings sofortige Maßnahmen. Dreh- und Angelpunkt ist zunächst der Haushalt. Wir haben nur die Möglichkeiten: Ausgaben senken und/oder Einnahmen steigern. Letzteres braucht seine Zeit. Deshalb kommen wir nicht um sofortige Einsparungen herum, die wahrscheinlich jeder Bürger spüren wird.
Im ersten Schritt gilt es die Ausgaben der einzelnen Haushaltsbereiche gemäß: „was muss, was soll, was kann finanziert werden“ zu überprüfen. Es ist zu befürchten, dass für „was kann finanziert“ werden, kein Geld mehr da ist. Hier sind die Dezernenten gefragt! Der zukünftige OB muss hier Druck machen, um eine ehrliche Aufstellung zu erhalten! Ich würde es tun. Keine Einsparungen darf es in den Bereichen Kinder und Jugend, Ausbildung und Soziales geben. Hier herrscht in Duisburg bereits eine große Schieflage. Wichtig ist eine offene und verständliche Darstellung der Situation, damit jeder einzelne Bürger die Maßnahmen nachvollziehen und somit akzeptieren kann. Ohne die Unterstützung der Bürger wird es nicht funktionieren. Diese sind auch im nächsten Schritt gefragt, wenn es um die Steigerung der Attraktivität unserer Stadt geht, denn nur so können wir der stetigen Abwanderung aus Duisburg entgegen wirken und damit einen Schritt in Richtung Erhöhung der Einnahmen machen. Eine Stadt kann nur dann attraktiver werden, wenn man Geld in die Hand nimmt oder Arbeitskraft. Da wir über wenig Geld verfügen, müssen wir umso mehr persönliche Arbeit in unsere Stadt stecken. Wir wünschen uns Stadtteilinitiativen vom Bürger für den Bürger.Hier steckt ein großes Potential, dass mit Motivation und angemessener Unterstützung allen Stadtteilen, zu einem schönerem Erscheinungsbild und damit zu mehr Lebensqualität verhelfen kann. Gleichzeitig, muss das Marketing für Duisburg besser werden. Wir haben bereits viele schöne Seiten in unserer Stadt, nur leider kennt sie kaum einer! Warum ziehen Dozenten der Uni-Due überall hin, nur nicht gerne nach Duisburg??? Hier ist jahrelang geschlafen worden. Unsere Universität bietet auch die Möglichkeit neue Unternehmen in Duisburg anzusiedeln.
Wir verfügen über starke Naturwissenschaftliche und Ingenieurstechnische Fakultäten die nicht nur Deutschlandweit hohes Ansehen genießen. Was uns fehlt sind An-Institute, die die Ergebnisse der Universität vermarkten, wie es in vielen anderen Ländern üblich ist. Umweltschutztechnologie und alternative Energien sind zukunftsträchtige Branchen, auf denen in Duisburg intensiv geforscht wird. Wir müssen Universitätsabgängern die Gründung von Unternehmen in Duisburg erleichtern, z.B. durch günstige Büroflächen und optimale Anbindung an die Infrastruktur. So können neue Arbeitsplätze geschafft werden. Duisburg als „Zentrum für innovative und nachhaltige Energie- und Umweltschutztechnologie“, so stellen wir uns ein zukünftiges Image unserer Stadt vor. Unsere Universität, die zu den zehn größten unseres Landes zählt, ist außerdem ein Aushängeschild der Stadt. Dieses enorme Werbepotential für unsere Stadt wird nach wie vor nur randständig genutzt. Duisburg sollte seine reichen Facetten einsetzen, um eine Stadt mit Universitätsflair zu werden, damit nicht 70% der Studierenden woanders wohnen. Das bringt Leben und Umsatz nach Duisburg. Allerdings ist die Uni nur eine der Möglichkeiten, die genutzt werden können. Wir müssen den Mittelstand stärken und so weitere Arbeitsplätze ausbauen. Hier sind Kreativität, innovative Ideen und Offenheit sowohl von der Stadtverwaltung als auch von den Arbeitgebern gefordert. Wir müssen alle an einem Strang ziehen. Ich glaube, dass es noch viele weitere Möglichkeiten gibt, die nur engagiert angegangen werden müssen.

Sie sind ehrenamtliche Tauchlehrerin und Mitglied in der Tauchausbildungkommission in NRW. Ist das ein Hobby, dass Sie schon seit Ihrer Kindheit ausüben wollten? Oder kam es erst im Laufe der Zeit dazu?

Dieses Hobby wurde mir durch meine tauchenden Eltern in die Wiege gelegt. Ich tauche seit meinem 10. Lebensjahr und bin seit 12 Jahren Ausbilderin. Ich konnte durch ehrenamtliche Arbeit eine kostenlose Ausbildung in meinem Tauchverein in Mülheim genießen und möchte nun als Ausbilderin einen Teil von dem zurückgeben, dass ich selber genossen habe.

Ehrenamtliche Arbeit ist wichtig sagt die SGU und hat sich die Unterstützung der Sportvereine auf die Fahnen geschrieben. Heißt das, die SGU konzentriert sich nur auf diesen Bereich anstatt auf den gesamten Aspekt der ehrenamtlichen Arbeit in Duisburg zu schauen? Schließlich hat die Stadt ja nicht nur ihre sportlichen Seiten.

Die SGU unterstützt jede Form der ehrenamtlichen Arbeit. Ich habe nur persönlich miterlebt wie sehr Sportvereine heute um ihr Überleben kämpfen müssen, da die Unterstützung auf kommunaler und Landesebene immer mehr zurück gefahren wird. Letzten Endes muss der Bürger durch erhöhte Beiträge dieses kompensieren. Dies gilt sicherlich auch für alle anderen Vereine. Vereine und ehrenamtliche Initiativen leisten einen enormen Beitrag bei der Kinder-, Jugend- und Seniorenarbeit und zeigen täglich wie Jung und Alt miteinander ihr Leben gestalten können.

Bemerkenswert ist, dass die Wahlplakate der SGU nicht von einer externen Agentur sondern praktisch „Do it yourself“ sind. Waren Sie beim Entwerfen der Plakate beteiligt und wenn ja, welche Ideen stammen von Ihnen?

Bei der Kommunalwahl gibt es entgegen der landläufigen Meinung keine finanzielle Unterstützung. Als junges Wählerbündnis mussten wir deshalb selber Ideen entwickeln, da wir die Werbung aus eigener Tasche finanzieren müssen. Ich war beim Entwurf aller Plakate beteiligt. Die Ideen zum OB-Kandidaten Plakat und zu dem Plakat: „Schön gehört: SGU“ sind von mir. Außerdem habe ich alle Fotos beigesteuert. Verfeinert wurde alles von unserem 1. Vorsitzenden, der Werbefachmann ist.

Zum Schluss des Interviews möchte ich Sie fragen: Wenn Sie einen Wunsch hätten, der sofort in Erfüllung gehen würde, welcher wäre das?

Ich wünsche mir, dass kein Kind dieser Stadt in Armut oder an der Grenze dazu leben muss.

Wir bedanken uns herzlich bei Frau Dr. Eva Selic für die Beantwortung der Fragen und wünschen viel Erfolg bei der Kommunalwahl.

Die mobile Version verlassen