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Duisburg – Vorwürfe gegen Polizei

„Außerdem wurde den Frauen ihr ganzer Vorrat an Fiftyfifty-Zeitungen abgenommen. Für die sie wie üblich mit 90 Cent je Stück in Vorkasse getreten sind.“

„Außerdem wurde den Frauen ihr ganzer Vorrat an Fiftyfifty-Zeitungen abgenommen. Für die sie wie üblich mit 90 Cent je Stück in Vorkasse getreten sind.“

Vertreter der Obdachlosenzeitung fiftyfifty haben Anzeige gegen Beamte der Duisburger Polizei erstattet. In einer Pressemiteilung der Duisburger Polizei heisst es dazu:

“Der Geschäftsführer der Obdachlosenzeitung „Fifty Fifty“ aus Düsseldorf wirft der Duisburger Polizei zunächst nur telefonisch vor, am Freitag, dem 19.06.2009, bei der Kontrolle dreier rumänischer Zeitungsverkäuferinnen rechtswidrig gehandelt zu haben. Der Polizeipräsident hat das für Beamtendelikte zuständige Kriminalkommissariat beauftragt, die Vorwürfe im Rahmen eines strafrechtlichen Ermittlungsverfahrens aufzuklären. Dazu werden die beteiligten Beamtinnen und Beamte vernommen sobald das, von den betroffenen Frauen angekündigte Anwaltsschreiben mit den konkreten Vorwürfen eingeht. Die Staatsanwaltschaft Duisburg hat sich weitere Auskünfte zu diesem Verfahren vorbehalten.” 
Gegenüber dem Düsseldorfer EXPRESS äußerte sich der Duisburger Oberstaatsanwalt Detlef Nowotsch, dass die Staatsanwalt erst mal abwarten will, bis die Anzeige vorliegt. Die mögliche Zerstörung der Ausweise wertet er als Sachbeschädigung. Im Übrigen spricht er von Stimmungsmache.

Hubert Ostendorf, der Düsseldorfer Geschäftsführer von fiftyfifty beschreibt den Vorfall so:
„Am Freitag, den 19. Juni haben vor einem Plus-Markt in der Duisburger Innenstadt zur Mittagszeit extrem menschenverachtende Übergriffe von Polizisten gegen drei 17- bis 18-jährige rumänische Frauen ihren Anfang genommen. Maria M., Andreea-Monica L. und die im neunten Monat schwangere Maria D. verkaufen dort fiftyfifty. Detailgetreu schildern sie unter Tränen, was ihnen passiert ist. Zwei männliche Beamte fahren im Streifenwagen vor, telefonieren und warten auf vier Kollegen, zwei Männer und zwei Frauen, einer von ihnen offenbar türkischer Herkunft. (Dies sei nur erwähnt, um die Präzision der Erinnerung unter Beweis zu stellen.) Einer der Unformierten nimmt den Frauen ihre fiftyfifty-Ausweise ab und zerschneidet sie vor ihren Augen mit einem Messer, das er zuvor im Supermarkt besorgt hat. Außerdem nimmt man den Frauen ihren ganzen Vorrat an Zeitungen ab, für die sie – wie üblich – mit 90 Cent je Stück in Vorkasse gegangen sind. Einer der Staatsdiener verweist auf den Titel der konfiszierten Zeitungen und zeigt mit dem Finger auf die schwangere Maria, laut höhnend: „Ficki Ficki“. Die Frau wendet sich verschämt ab. Dann zwingt man sie, sich in eines er beiden Fahrzeuge zu setzen. Maria hat große Angst – auch um ihr ungeborenes Kind. Die anderen zwei Frauen werden in das zweite Dienstfahrzeug verfrachtet. Nun fahren sie zu einer Polizeistation. Da die drei Frauen sich in Duisburg nicht gut auskennen, wissen sie nicht die Adresse. Sie können den Bau und die Zimmer, in die man sie gebracht hat, aber genau beschreiben. Im Präsidium zwingt man sie in getrennten Räumen, sich bis auf den Slip auszuziehen. Sie müssen sich vor den Augen der zwei weiblichen Beamten einmal im Kreis drehen und begutachten lassen. Eine Beamtin öffnet die hochgesteckten Haare von Maria M. und Andreea-Monica; sie untersucht die Köpfe eingehend. Auch die Handtaschen der Frauen werden durchwühlt, die Personalien wurden schon vorher aufgenommen. Telefonieren dürfen sie nicht, man nimmt ihnen zeitweise die Handys ab. Schließlich dürfen sie sich wieder anziehen, man schubst sie in ein Polizeiauto und setzt sie irgendwo am Stadtrand von Duisburg wieder aus. Sie wissen nicht wo sie sind, finden nur mit Mühe wieder ins Zentrum zurück. Maria D. kann in ihrem Zustand kaum laufen. Sie weiß, dass sie stets mit dem Einsetzen der Geburtswehen rechnen muss. „Warum tut man uns das an?“, schluchzt sie. „Wir sind doch auch Menschen.“ Bei der Polizei in Duisburg ist der Vorfall nicht bekannt. Die Namen der drei Frauen tauchen in keiner Akte auf, obwohl doch ihre Personalien überprüft worden sind. Maria M., Andreea-Monica L. und Maria D. werden morgen mit Unterstützung eines fiftyfifty-Anwaltes Strafanzeige erstattet.“

 

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