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Duisburg Marxloh: Stadtteilrundgang mit dem Lions Club Duisburg Hamborn

Treffpunkt: Marxloh Pollmann. Es ist brütend warm. Ein markanter Punkt in Marxloh. Hier pulsiert der Stadtteil. Ich sehe mich um und summe innerlich den Song „Summer in the City“ von Joe Cocker vor mir her. Passend. Claus Krönke, stellvertretender Bezirksbürgermeister empfängt an diesem Nachmittag den Lions Club Duisburg Hamborn zu einem seiner berühmten Statdtteilrundgänge. Diesem schloss sich auch Oberbürgermeister Sören Link als interessiert an.

Duisburg Marxloh ist über alle Stadtgrenzen hinaus bekannt für seine Brautmeile. Doch oftmals berichten die Medien auch von sogenannten „No-Go-Areas“. Dieser Stadtteil verfügt tatsächlich über die berühmten zwei Seiten der Medaille. Claus Krönke scheut sich auch nicht, beide Seiten seinen Besuchern zu zeigen. Zunächst zieht es uns zu einem Herrenausstatter. Hier werden die edelsten Stoffe in Maßkonfektion verarbeitet.Die Besucher sind begeistert von der Auswahl hochwertiger Krawatten. Der Oberbürgermeister  gibt sich als Experte für Stoffqualitäten zu erkennen. Weiter geht es über den August-Bebel-Platz zum Istanbul Markt. Fester Bestandteil der Tour seit Jahren.OB Link und der Besitzer begrüßen sich herzlich. Was die Wenigsten wussten: Der Oberbürgermeister ist Stammkunde hier, vor allem wegen des Pastramischinkens, von dem es gleich auch eine Kostprobe gibt.

Dem „Reiseleiter“ werden diese Detailkenntnisse langsam unheimlich. Der Oberbürgermeister lüftet dann auch gleich ein kleines Geheimnis. In der Vita findet man den Hinweis, dass er in Hamborn geboren wurde. Hamborn ist groß. Die elterliche Wohnung war in der Emmastraße, mitten in Marxloh. Genau zwischen der Weselerstraße, dem heutigen Medienbunker und St. Peter. Sören Link ist also ein Marxloher Junge und das erklärt, warum er hier jede Ecke kennt.

Nächste Station ist ein Brautmodengeschäft. Im unteren Bereich des Geschäftes lässt es sich kaum erahnen, welch ein Traum in Weiß die Besucher im 1. Obergeschoss erwartet. Ein Hochzeitskleid nach dem anderen aneinander gereiht. Die Besuchergruppe ist fasziniert, trauen kaum ihren Augen. Es kam die Bemerkung auf: „Hier wird man ja fast schneeblind“

Nach einer kurzen Verschnaufpause geht es wieder zurück zum Pollmannkreuz in die Kaiser-Wilhelm Straße. Dort betreten wir einen Süsswarenladen, der seine Waren selbst herstellt. Claus Krönke reicht eine Auswahl an Leckereien. Schräg gegenüber eine durch die Stadtverwaltung geschlossene  Schrottimmobilie. Wir befinden uns an der Grenze zu den „No-Go-Areas“ von denen viel erzählt wird. Wir erreichen eine Plattform. „Die Platte“ wird diese von den Anwohnern genannt. In der Projektbeschreibung aus Mitte der 2000er hieß die Platte noch „Piazza“ Das Konzept hier Veranstaltungen durchzuführen schlug fehl. Zumal an dieser Stelle die Straßenbahn die Veranstaltungsfläche kreuzt. Heute ist der Platz vergessen. Er wird zum Fußballspielen genutzt. Hier fand zuletzt im Mai ein umstrittener Polizei-Großeinsatz statt, bei dem 200 Schaulustige die Polizei behindert haben sollen.

Nächstes Jahr läuft die Fördermittelbindungsfrist aus. Dann sollte der Platz umgestaltet werden. In diesem Punkt sind sich Link und Krönke einig. Die Besucher schauen irritiert auf die Szenerie und verstehen nicht, wie man so etwas noch vor 15 Jahren an den Bedürfnissen der Bürger vorbei planen konnte. Es waren damals halt andere Zeiten, erklärt Krönke. Damals ging es darum Menschen aus dem Uni-Viertel nach Marxloh zu locken. Da hätte so ein Platz Sinn gemacht an dem man sich trifft, der von Cafes umgeben ist und wo regelmäßig Konzerte statt finden.

Die Besuchergruppe wird nun auf die Kehrseite des Stadtteiles vorbereitet. Claus Krönke führt die Gäste zunächst in Richtung Rolfstraße. Von dort aus geht es zum „Hotspot“ des Stadtteiles, der Hagedornstraße. So allmählich schwindet das Glitzern aus den Augen der Besucher. Denn sie werden mit den Problemen des Stadtteiles konfrontiert. Armut, Menschen ohne Zukunftsperspektive, herunter gekommenen Häusern und Fassaden und ein sich türmender Müllberg am Rande des Schulgeländes. Oberbürgermeister Sören Link wirkte auch hier betroffen. Ihm wurde klar, dass auch hier deutlicher Handlungsbedarf besteht. Krönke lebt hier, mitten drin. Hagedornstraße 11. Mit einer Unterbrechung seit dem 18. Lebensjahr. Hier muss etwas passieren, da ist er sich mit dem Oberbürgermeister einig. Seine Hoffnung ist der Abriss einer großen geschlossenen Immobilie, die an den Schulhof grenzt. Hier wird gerade geprüft, ob man dort den Elternlandeplatz aus dem 50-Millionen-Programm hin setzen kann. Am liebsten würde Krönke gleich die kleine Straße mit schließen und so den Kinderspielplatz mit dem Schulhof verbinden.

Was hier auf jeden Fall hin muss ist eine enge Präsenz der Ordnungsbehörden. Genau so wie Sozialprojekte, die direkt vor Ort ansässig sind, statt Kilometer um den Brennpunkt herum.

Die Menschen müssen direkt eng begleitet werden, wenn sie ankommen. Dazu gehört auch, dass das wirkliche Aufenthaltsrecht überwacht wird. Bei EU Zuwanderern ist das ja ganz einfach: Sie brauchen innerhalb von 6 Monaten einen Job. Das zu erreichen muss doch gemeinsam zu schaffen sein.

Für die Besucher, die in hohen Positionen arbeiten, eigene Firmen haben oder Pensionäre sind ist dieses eine fremde Welt. Besser gesagt: hier prallen in der Tat zwei Welten aufeinander.

Krönke wirbt für Verständnis. „Wir dürfen nicht davon ausgehen, dass diese Menschen schmutzig sind oder sogar kriminell. Wir müssen schauen, ob das Verhältnis dieses Menschen in seiner Situation normal ist und dann schauen, was an der Situation nicht normal ist. Da haben wir dann Ansätze was zu ändern. Natürlich gibt es auch diejenigen, die nur hier sind um Profit aus dem deutschen System zu ziehen, ohne irgend etwas zurück geben zu wollen. Denen müssen wir dann auch klar sagen, dass sie hier nicht willkommen sind und Ihnen den Ausgang zeigen“, so Claus Krönke.

Durch die Wolfsbahntrasse, einer ehemaligen Werkseisenbahnlinie, die heute ein Park ist, geht es zurück zur Weselerstraße. Es ist einer der Lieblingsorte von Claus Krönke. Hier kann er den ganzen Stadtteil wie auf einer grünen Fußgängerautobahn durchqueren. Demnächst soll die Strecke beleuchtet werden, um Angsträume abzubauen.

Als Kind hat er hier zählen gelernt. Mit dem Opa von der Henriettenstraße zum Bahnübergang an der Wolfstraße. Hier fuhren alle 15 Minuten die langen Güterzüge mit Kohle vom Schacht zum Stahlwerk. „Wir Kinder standen hier und zählten die großen Waggons“. Einige Jahre später stand ein Junge am Bahnübergang zwischen Marxloh und Fahrn an der Weseler Straße und zählte Waggons. Hier fuhren die leeren Güterzüge vom Stahlwerk zum Schacht zurück. Seine Name: Sören Link.

Nach dem Rundgang ging es ins Lokal „Selale“. Dort wurde sich von der langen Tour erholt und gestärkt. Währenddessen ließen die Mitglieder des Lions Club Hamborn den Stadtteilrundgang Revue passieren und sind sich einig, das der Stadtteil ihrer Unterstützung bedarf. Hierbei legten sie sich auf die Gemeinde St. Peter und Pater Oliver fest. Denn er versorgt die Obdachlosen dieser Stadt in Marxloh. „Es wird uns eine ganz besondere Herzensangelegenheit sein“, so Präsidentin Devrim Ermis.

Hintergrund zum Lions Club Hamborn:

Im gesamten Duisburger Stadtgebiet gibt es 7 Lions Clubs. Im Norden der Stadt sind die Hamborner Lions bekannt für ihr soziales Engagement. Zahlreiche soziale Projekte wurden in den vergangenen Jahren von den Löwen aus Hamborn unterstützt. Ihr Leitgedanke: „Helfen, wo andere nicht helfen“ und „Hilfe zur Selbsthilfe. Zu den Hamborn Lions zählen rund 50 engagierte und engagierte Mitglieder. Gegründet wurde der Club im Jahr 1967. Seit der Gründung haben sie im Norden der Stadt mehr als 1,3 Mio. EUR gespendet und gesammelt. Zu ihren zu unterstützenden Gruppen zählen Behinderte, Alte und sozial Benachteiligte. Die Lions versuchen die Mitglieder des Club in Zusammenarbeit mit ihren Familienmitgliedern die sozialen Probleme im Duisburger Norden zu erkennen, in den Griff zu bekommen und die Menschen mit ihren Spenden zu unterstützen. Zu einigen ihrer namenhaften Projekten zählen unter anderem die Stadtteilküche in Bruckhausen und die kulturelle Förderung des Parkkonzert im Hamborner Jubiläumshain.

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