Das ganze Leben ist ein Spiel – Und wir sind nur Gewinner oder Verlierer?

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Zum Thema Spielen gibt es bekanntlich sehr viele Zitate. Angefangen mit dem deutschen Sprichwort: „Spielen ist keine Kunst, aber aufhören mit spielen.“ bis hin zu der spielanimierenden Feststellung „Wer nicht spielt, der nicht gewinnt“ scheint das ganze Leben diesen Wortspielen eine große Bedeutung beizumessen. Das Verwirrende an dieser ganzen Wortklauberei ist die Tatsache, dass es für das Wort spielen, allein in Abhängigkeit seiner Verwendung, weit über fünfzehn verschiedene Bedeutungen gibt. Diese Kontextabhängigkeit eines einzelnen Begriffes ist insofern interessant, wenn wir die gesellschaftlichen Entwicklungen mit in dieses Wortspiel einbeziehen.
Zunächst erst einmal bedeutet Spiel, laut seiner Wortherkunft aus dem althochdeutschen spil, so viel wie Tanzbewegung. Damit wird dem Wort Spiel eine Form der Tätigkeit zugewiesen, welches mit der Ausübung einer Sache einhergeht. Ich spiele Violine, Fußball oder Theater wäre ein Beispiel dafür. Diese Tätigkeit lässt sich sowohl als Zeitvertreib oder Vergnügen an der Sache selbst verstehen. Im Gegensatz dazu kann ich auch ein bestimmtes Spiel beherrschen und demzufolge auch in einer bestimmten Weise spielen. Des Weiteren kann ich als Person ein Glücksspiel in einem Casino Club spielen oder ich nehme einen bestimmten Posten ein, z.B. die des Torwarts. Wie sich zeigt, gibt es somit unzählige Kontexte, indem das Wort Spiel einen großen Faktor spielt.
Die moralische Diskrepanz des Wortes Spiel!
Die moralische Diskrepanz, die in dem Wort Spiel allein steckt, ist die Tatsache, dass einige Menschen gerne mit ihrem und dem Leben anderer spielen. Sinnführend sollte es demnach heißen: „Mit Menschleben spielt man nicht!“ oder um es im Kontext der Religionen auszudrücken: „Das Leben ist heilig!“. Doch gilt diese Aussage überhaupt für alle Religionen? Anscheinend nicht, wenn zum Beispiel zwischen einem Mord, also das Töten einer anderen Person sowie dem Selbstmord, also sich das eigene Leben zu nehmen, unterschieden wird. So verbieten die meisten Religionen den Mord, Selbstmord hingegen ist zum Beispiel im Judentum erlaubt, wenn dadurch ein Götzendienst, ein Inzest oder ein Mord verhindert wird. Dementsprechend müsste gleichermaßen definiert sein, was als Leben und lebenserachtenswert angesehen wird, da sich in diesem Zusammenhang eine Trennung zwischen Mensch und Natur vollzog.
Die Zufallsabhängigkeit des Begriffes Spiel!
Die Zufallsabhängigkeit, welche mit dem Begriff Spiel im Verlauf unserer Geschichte verbunden wurde, ist eine philosophische Betrachtung unserer Welt. Der bereits seit dem 7. und 6. Jahrhundert vor Christus durch die Vorsokratiker eingeführte Begriff des Determinismus folgt den Gedanken einer Naturphilosophie, die davon ausgeht, dass sämtliche Prozesse in der Natur bestimmten Naturgesetzen folgt und somit nachvollzogen werden kann und in ihren exakten Werten (Geschwindigkeit, Länge etc.) eindeutige Lösungen anbietet. Im Gegensatz dazu widersprechen, die am Anfang des 20. Jahrhunderts gemachten Entdeckungen Chaostheorie, Quantenphysik und Relativitätstheorie dieser deterministischen Vorhersagbarkeit und warfen die Welt somit in den Fokus des Chaos, dem zum Beispiel die Wettervorhersagen folgen.
Unserem eigenen Denken gemäß, wird selbst unserem eigenen Willen, nämlich dem freien Willen, die Nähe zum Zufall zugesprochen. Im Zufallsuniversum gibt es demzufolge keinen freien Willen und der Mensch sowie sein Denken sind teilweise, wenn nicht komplett, äußeren und inneren Einflüssen unterworfen. In Anbetracht dessen könnte man jedoch allenfalls von einer Entscheidungsfindung sprechen, die stets zu einem anderen zufälligen Ergebnis führt, was jedoch nicht der Fall ist, da es kognitiv möglich ist, seine vorherigen Entscheidungen nochmals zu überdenken und in der Zukunft eine andere Wahl zu treffen.