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Song of the Week: Wenn man bei jedem Treffen eine Zeitreise erlebt

Quelle: pixabay.com/Wendy Corniquet

Vorgestern kam ich mit einigen ehemaligen Schulkameradinnen und Schulkameraden zu einem Treffen zusammen. Wir haben uns bereits vor Wochen zu diesem kleinen Klassentreffen verabredet. Als ich so mitten in der Runde saß und allesamt beobachtet habe, ist mir mal wieder klar geworden, was für eine schöne Zeit wir hatten. Auch, wenn man in der Schulzeit zwischendurch seine Differenzen untereinander hatte. Je älter und erwachsender wir wurden, um so mehr standen wir zusammen. Wenn es hart auf hart kam, rückten wir immer zusammen und ließen niemanden alleine. Und was uns alle auch immer zusammen brachte war eine bestimmte Sache: die Musik!

Nach der Grundschule wechselte ich zur Gesamtschule Duisburg Mitte in der Pappenstraße. Es war ein aufregender 1. Schultag. Zumal man nicht wusste, wen oder was einen erwarten würde. Es war ein merkwürdiges Gefühl, nicht mehr mit den Klassenkameraden zusammen zu sein, mit denen man die ersten vier Jahre gemeinsam verbrachte. Ich fand es wirklich blöd. Kinder, an die man sich gewöhnt hatte, sah man nur noch auf den unterschiedlichen Schulwegen die man antrat. Man verlor sich nicht aus den Augen, aber den Bezug zueinander. Es blieb einem nichts anderes übrig, als sich der neuen Situation anzupassen und sich an neue Gesichter zu gewöhnen. Die Klasse blieb zu 90% von der 5. bis zur 10. Schulklasse beisammen. In den ersten 3 Schuljahren auf der Gesamtschule kamen nicht nur fast 30 neue Gesichter zusammen. Zwei Klassenlehrerinnen verließen uns. Die erste Klassenlehrerin in der 5. Klasse wechselte aus familiären Gründen an eine Schule, die näher an Moers lag. Die Lehrerin, die uns danach übernahm, verabschiedete sich in den Ruhestand. Von der 7. bis hin zur 10. Klasse kam endlich Ruhe und eine stetige Konstante in unseren Schulalltag. Wir bekamen den besten Klassenlehrer, den man nur haben konnte. Die ganze Schule beneidete uns. Und endlich konnten wir alle zu einer Einheit zusammen wachsen.

In den darauf folgenden Jahren gab es für uns einige sehr emotionale Momente, die uns immer zusammen rücken ließen. Damals zogen einige Klassenkameraden, an die man sich erst gewöhnt und als gute Freunde gewinnen konnten, mit der Familie weg. Diese Abschiede waren für uns nicht immer einfach. Man war nicht aus der Welt, aber für Kinder sind dies immer unglaubliche Entfernungen gewesen. Ein ganz besonders schlimme Zeit hatten wir, als einer unserer Schulkameraden ganz schlimm an Blutkrebs erkrankte und daran leider verstarb. Ich denke oft noch an diese Zeit zurück. Kamen Neue in die Klasse dazu, wurden diese erst einmal argwöhnisch beobachtet, aber irgendwann voll integriert. Wir haben uns gezofft und auch wieder vertragen. Mal war der- oder diejenige der beste Freund oder die beste Freundin, zwei Wochen später jemand anderes der beste Freund oder die beste Freundin. Aber jeden Tag von Montag bis Freitag in der Zeit von 07:55 Uhr bis 15:50 Uhr waren wir eine Gemeinschaft. Ein bunt gemischter Haufen, der trotzdem zusammen hielt. Und wir hatten soooooo viele gemeinsame Songs, die wir in der Klasse zelebriert haben.

In der 5. Klasse standen die Mädchen auf die Weihnachts-Serie „Anna“. Würg! Ich nicht. Mädchenkram… Nun ja, es sei nicht zu vergessen: Ich bin mit älteren Brüdern aufgewachsen. Alle fuhren auf den Song ab. Ich kann mich noch ganz genau an ein gemeinsames Klassenfrühstück erinnern. Unsere Klassenlehrerin brachte einen Kassettenrecorder mit und jeder der wollte, durfte Musik mitbringen. Als irgendwer „My love is a Tango“ von Guillermo Marchena ins Spiel brachte, rasteten alle aus. Außer mir natürlich. Ich wäre am liebsten Heim gegangen. Hätte eh keiner gemerkt, da jedes Mädchen wild darauf war herum zu hüpfen wie Silvia Seidel in der dazu gehörigen Serie. Unser Klassenclown André war damit beschäftigt mit jedem Mädchen der Klasse zu tanzen. Lustig war immer, wenn er Anlauf nahm und wie John Travolta in Grease auf den Knien den Boden entlang rutschte. Obwohl ich mich für meine gleichaltrigen Klassenkameradinnen und Klassenkameraden geschämt hatte, erwischte ich mich schon in dieser Zeit dabei, das ich schon hi und wieder schmunzeln musste. André war nicht umsonst unser Klassenclown. Und ich stand von der 5. bis zur 10. Klasse auf ihn. Und jeder wusste es! 🙂

Immer, wenn wir zusammen kommen, denke ich gerne an diese Zeit zurück. Eine Zeit, die ich ganz ehrlich auch nicht missen möchte. Und ich finde es ganz toll, das wir nicht alle zehn Jahre zusammen kommen, sondern spontan und kurzfristig. Auch wenn nicht alle zu jedem Termin kommen können, sind wir es doch in Gedanken. Obwohl ich diesen Song nach wie vor verteufel, habe ich ihn für Euch heraus gesucht als Song of the Week. Schließlich war es der Erste von vielen weiteren.

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