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Song of the Week: Die 1. richtige Liebe

Diese Woche habe ich einen Song ausgesucht, der mich an einen besonderen Menschen erinnert. Jeder von uns ist in seinem Leben diesem Menschen schon begegnet. Man vergisst nie seine 1. Liebe. Verliebt sein zählt da nicht. Ich meine das völlig geflasht sein. Jemanden nicht mehr aus dem Kopf zu bekommen. Sich zu verstecken, wenn diese Person auftaucht, weil man nicht möchte, das der- oder diejenige merkt, wie dir das Blut in den Kopf schießt und man kein Wort heraus bekommt oder kurz vor der Ohnmacht steht, wenn man von der- oder demjenigen angesprochen wird. Dies ist mir bisher nur zweimal in meinem Leben passiert. Zuletzt mit Thomas 2010. Aber heute schreibe ich von der Person, bei der es mir tatsächlich zum ersten Mal in meinem Leben passiert ist. Ich kann mich noch ganz genau an die Zeit erinnern. Ich war gerade 18 Jahre alt geworden. Natürlich gab es andere Jungs zuvor, die ich toll fand. Von der 5. bis zur 10. Klasse war ich unglücklich in André Schulmeister verliebt. Bis er mir übern Weg lief: Rolf. 

Rolf arbeitete nebenan. Er hatte seinen Schreibtisch direkt vor dem riesigen Schaufenster des Ladenlokals. Immer wenn ich Heim kam, lief ich so, das ich an dem Schaufenster vorbei musste. Mit ihm waren noch 6 weitere Personen in dem Unternehmen tätig. Mit der Zeit entwickelten sich zwischen einem seiner Arbeitskollegen und mir eine sehr gute Freundschaft. Wir tauschten untereinander die neueste Musik aus. Ein weiterer Kollege war schwer verliebt in unsere Schäferhündin die wir damals hatten. Immer, kurz vor 18 Uhr, musste ich mit ihr dort einen Besuch abstatten. Habe meist die Firmenpost mitgenommen, da ich mit der Hunderunde an dem Briefkasten eh vorbei kam. Wenn er da war, schlug mir meist das Herz echt bis zum Hals hoch. Anfangs nahm er kaum Notiz von mir. Bis meine Röcke kürzer wurden und ich meine Brille gegen Kontaktlinsen eintauschte. Und schon kam es dazu, das man mit der Zeit lockerer ins Gespräch kam. Zu der Zeit schossen Video- und CD-Verleihe wie Pilze aus dem Boden. Auf der Mülheimer Straße gab es „Videoland“. Dort war ich ohnehin schon mit meinen Geschwistern Dauergast. Einmal die Woche sind wir grundsätzlich hin. Einen Abend lief ich mit meiner Schwester die Lerchenstraße entlang, waren auf den Weg zur Frittenbude an der Ecke. Arthur und Dimi gehörten zu unserem Freundeskreis und meine Schwester war in Arthur verliebt. Als wir dann so die Straße entlang gingen, blieb mir die Luft weg. Ich wollte mich verstecken. Da war er! Rolf! Meine Schwester quiekte auf und meinte: „Schau mal! Jetzt weißte wo er wohnt.“ – Oha. Ich kann mich noch ganz genau dran erinnern, wie er aus dem Wagen ausstiegt, uns sah, mich anlächelte und „Hallo“ sagte. Ich dachte, mir bleibt das Herz stehen.

Mit der Zeit wurde ich ruhiger, wusste mit meinem Gefühl-Chaos umzugehen. Und nun wusste ich, wo er zu Hause war. Irgendwann musste ich mal wieder Leih-CD´s zurück bringen. Eines Tages fragte er mich: „Kann ich dich mitnehmen? Dann hast du es nicht weit. Ich wohne ja eh um die Ecke rum.“ – Und so kam es, das er mich nicht nur einmal mitnahm, sondern öfter. Irgendwann sagte er zu mir: „Du kannst auch gerne mal aufm Kaffee rauf kommen.“ Dieses Angebot nahm ich tatsächlich wahr. Wir saßen in seiner Küche und quatschten stundenlang. Irgendwann bot er mir an, das ich ruhig öfters vorbei kommen könne. Man würde ja von der Straße aus sehen können, wenn er Daheim sei. Mit der Zeit trafen wir uns öfter und es entwickelte sich mehr als nur Freundschaft. Manchmal wartete ich sogar bei ihm vor der Haustüre, weil ich wusste, das er entweder beim Volleyball-Training war oder bei seinem Modellauto-Rennclub. Dann kamen Übernachtungen hinzu. Manchmal ging ich von dort aus zur Schule rüber oder fuhr mit ihm Heim, wenn er auf dem Weg zur Arbeit war. Ergab sich ja. Die Jungs aus der Oberstufen guckten immer ganz blöd, wenn ich mit Rolf aus dem Haus kam. Ich muss auch zugeben, das war eines meiner schönsten Lebensjahre. Doch irgendwann trennten sich unsere Wege. Rolf zog weg aus Duisburg, ich lernte Marco kennen (das ist aber ein anderes Kapitel, auf das ich später mal eingehen werde). Auf einem Klassentreffen sagte mir ein Schulfreund: „Es gab damals schon ein paar Jungs die dich toll fanden, aber keiner traute sich mehr zu dir rüber zu kommen oder dich anzusprechen, weil du ja mit einem älteren zusammen warst.“ – Rolf war fast 20 Jahre älter, aber uns war das egal. Ich ahnte ja auch nicht, was dies für eine Auswirkung auf die Jungs in meinem Wirkungskreis hatte.

Vor einigen Jahren stand ich an der Tankstelle auf der Kardinal-Galen-Straße. War ganz in Gedanken, bis jemand neben mir stand und „Hallo“ sagte. Ich sah auf und da war es schon wieder. Das Gefühl-Chaos, das ich als 19-Jährige zum ersten Mal hatte. Es war Rolf. Er erzählte mir, das er gegenüber einen eigenen Laden jetzt habe. Ich könnte ja mal vorbei schauen, wenn ich mag. Ich bin nie dort gewesen. Wer weiß, was dann passiert wäre. Vor einigen Jahren hat mich dann die Nachricht ereilt, das er verstorben sei. Diese Nachricht hat mich sehr erschüttert. Man konnte mir nicht genau sagen, wo er begraben wurde, aber ich habe seine Grabstelle innerhalb weniger Minuten gefunden. Noch heute besuche ich ihn gelegentlich. Denn er war einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben. Eben die erste Liebe. Und uns brachte 1996 die Fugees zusammen. Immer, wenn ich diesen Song höre, denke ich an ihn und die Zeit zurück. Wir standen beide sehr auf diesen Song.

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