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Fußball vom Mittelalter bis zum modernen Volkssport

Wohl kaum ein Sport liegt vielen Deutschen so am Herzen wie Fußball. England gilt als Heimat des Fußballs, das wird unter anderem in der Fußball-Hymne Three Lions deutlich. darin heißt es unter anderem: „It’s coming home, it’s coming home, it’s coming – football’s coming home“. Aber stimmt das tatsächlich, dass Großbritannien das Mutterland des runden Leders ist? Denn viele andere Kulturen weltweit haben bereits früh ähnliche Ballspiele gekannt, die an den heutigen Fußball erinnern. Es lohnt sich also, genauer hinzusehen und die Geschichte und Entwicklung des Fußballs nachzuzeichnen.

Rauer Vorgänger-Sport im Mittelalter

Bereits im Mittelalter gab es eine Art Fußball in England. In Mittelengland wird diese Tradition gepflegt, denn im Örtchen Ashbourne kommen jedes Jahr am Faschingsdienstag und Aschermittwoch zahlreiche Menschen zum Shrovetide Fußball zusammen, einem Ballsport aus dem 12. Jahrhundert. Spielgerät war damals ein medizinballgroßer Ball. Er wurde in die Menge geworfen und dann ging es ohne viele Regeln los. So sind die Mannschaften beliebig groß, das Spiel geht bis zu acht Stunden lang. Das Spielfeld ist mehrere Kilometer groß einschließlich des Flusses vor Ort. Daher standen sich bis im 19. Jahrhundert bei diesen wilden Partien zum Teil auch ganze Stadtviertel oder Dörfer gegenüber. Dabei ging es nicht immer gentleman-like zu, die Spiele endeten oft in wüsten Prügeleien. Für die Obrigkeit war das eine Bedrohung der gesellschaftlichen Ordnung. Verbote scheiterten jedoch immer wieder. Mit der Industrialisierung verlor der Folk Football seinen Reiz und seine Bedeutung und spielte bald keine Rolle mehr, außer bei Folklore-Veranstaltungen wie dem Festival in Ashbourne.

Neue Regeln für den Fußball

Schon im 16. Jahrhundert gab es an den britischen Eliteschulen fußballähnliche Ballspiele. Auch sie kamen ohne Regeln aus und der Nachwuchs der feinen adligen Gesellschaft benahm sich nicht anders als Otto Normalverbraucher, wenn es um den Ball ging. Stoßen, Treten, Schlagen, alles war recht, um den Ball für sich zu gewinnen. Diese Spiele kamen bei den Lehrkräften natürlich gar nicht gut an. Allerdings fehlte es an Autorität und Durchsetzungskraft gegenüber den Adelsfamilien, den Sport zu verbieten. So machten clevere Pädagogen in den1830er Jahren aus der Not eine Tugend. Sie duldeten das Spiel und förderten es. Allerdings nutzen sie den Sport, um den Schülern aus gutem Hause Tugenden wie Fairness, Teamgeist, Disziplin und Selbstbeherrschung zu vermitteln. So entstanden in der mittelenglischen Stadt Rugby im Jahr 1846 die ersten schriftlichen Regeln für das Ballspiel. Viele andere Schulen folgten dem Vorbild. Allerdings waren die Regeln nicht einheitlich und von Schule zu Schule unterschiedlich. So stand entweder das Spiel mit der Hand oder mit dem Fuß im Vordergrund.

Unterschiedliche Entwicklungen bei Fußball und Rugby

Vielen ist der Name Rugby natürlich im Bereich Sport bekannt. Doch was hat das mit Fußball zu tun? In England trafen sich viele Studenten aus unterschiedlichen Schulen an der Universität wieder, um Fußball zu spielen. Das Problem war, dass es viel Verwirrung gab, da jeder Student natürlich unterschiedliche Regeln kannte. Also mussten einheitliche Regeln aufgestellt werden. Die Traditions-Universität Cambridge mache 1848 den Anfang. Sie führte die Cambridge Rules ein, die dem Spiel mit dem Fuß den Vorzug gab. Die Regeln wurden mit der Zeit erweitert und ausgefeilter. So gab es eine Grundlage für die Diskussion um die Fußball-Regeln, als 1863 der moderne Fußball geboren wurde. Dazu trafen sich die Vertreter von elf Vereinen in London und legten allgemeingültige Regeln fest, die auch außerhalb Cambridge bekannt sein und gelten sollten. Dazu entstand zunächst der organisatorische Rahmen mit der Gründung des ersten nationalen Fußballverbands der Welt, der Football Association. Das Spiel mit der Hand sollte auf ein Minimum reduziert werden. Anfangs bildeten 14 Regeln die Grundlage für den modernen Fußball. Auffällig waren dabei das Verbot von Tritten, Halten und Tragen des Balles. Das war für die Anhänger des härteren Verwandten Rugby nicht hinnehmbar. Sie verließen die FA und gründeten ihrerseits die Rugby Football Union. Fußball und Rugby gingen getrennte Wege und waren zwei unabhängige Sportarten.

Vom Elitesport zum Massensport

Auch wenn das Reglement zum Fußball von einigen wenigen Herren am Verhandlungstisch entstand, dauerte es nicht lange, dass König Fußball seinen Siegeszug antrat. Schnell entdeckten die Menschen Fußball für sich. Vor allem die Arbeiter in Großbritannien nutzen Fußball zum Zeitvertreib. Als die mehr Geld bekamen und kürzere Arbeitszeiten durchsetzen konnten, hatten sie die Möglichkeit, Fußballspiele zu sehen oder auch selbst zu spielen. Aufgrund der wachsenden Popularität arbeitete die FA weiter an den Regeln und verbesserte den organisatorischen Rahmen für Fußball. 1871 führte die FA den englischen Pokal FA Cup ein. Bereits ein Jahr später gab es das erste offizielle Länderspiel zwischen England und Schottland. Das Spiel fand in Glasgow statt du endete torlos.

Siegeszug um die Welt

Vor allem britische Geschäftsleute und Studenten brachten Fußball nach Südamerika und natürlich auf den europäischen Kontinent. Hier war es die Schweiz, wo englische Schüler Schweizer Privatschulen Fußball einführten. Das galt jedoch nicht nur für Fußball, sondern auch für Cricket und andere typisch britische Sportarten. In St. Gallen wurde 1879 der erste Fußballverein von Studenten gegründet. Die Schweizer brachten den Fußball dann weiter und exportierten den Fußball nach Spanien, Dänemark und in die Niederlande, wo erste nationale Verbände entstanden. Mehr zum Sport kann man unter anderem auf Fussball.com nachlesen.

Fußball in Deutschland

Kein Wunder, dass das Fußball-Fieber auch nach Deutschland überging. Doch hier musste sich Fußball erst gegen ernstzunehmende Konkurrenten durchsetzen. Hier war Turnen Sport Nummer eins und Fußball wurde unter anderem als „englische Krankheit“ bezeichnet. Aufgrund des Widerstandes der Turnvereine konnte sich Fußball in Deutschland erst langsam durchsetzen. Förderer wie der junge Lehrer Konrad Koch aus Braunschweig vermittelte den Schülern Fußball. Die Schüler waren begeistert, Kochs Kollegen und Vorgesetzte weniger. Doch der Siegeszug von Fußball war nicht mehr aufzuhalten, auch nicht in Deutschland. Für Schüler und Studenten war Fußball eine willkommene Alternative zum militärischen Drill der Turnübungen. Erste Fußballclubs entstanden aus Schülervereinen oder waren Gründungen von Engländern. Trotz des anfänglichen Widerstandes setzte sich Fußball in der breiten Gesellschaft durch. In den 1890er Jahren entstanden viele Fußball- bzw. Sportvereine und im Jahr 1900 wurde in Leipzig der Deutsche Fußball Bund DFB gegründet. 1908 spielte erstmals eine deutsche Nationalmannschaft gegen die Schweiz. Das Spiel in Berlin ging 5:3 für die Gäste aus.

Und heute? Viele Fußballfans können sich die Wochenenden ohne Stadionbesuch und Bundesliga nicht mehr vorstellen. Und Europa- und Weltmeisterschaften locken viele Zuschauer vor die Fernseher, zum Public Viewing und in die Stadien.

 

 

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