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Ein Trauerspiel: Die auf unbestimmte Zeit geschlossene Stadtbibliothek in Beeck

Beeck Denkmal. Photo: Spließ

Sie könnte einer dieser „Lost Places“ sein, ein Ort, der wie eine Zeitkapsel die Vergangenheit aufbewahrt und der dem durch die Schaufenster blickenden Passanten ein Gefühl aus Nostalgie und Verzweiflung vermittelt. Die Prospekte auf der Fensterbank bleichen allmählich aus, ab und an scheint zumindest noch das ein oder andere Plakat gewechselt zu werden, aber ansonsten herrscht dort, wo normalerweise Kinder, Jugendliche und Erwachsene sich mit Lesestoff versorgen eine bedrückende Stille.

Dabei, so heißt es doch immer wieder, sei Bildung so enorm wichtig. Lesen lernen, sich die Kultur des Landes zu eigen machen, in die man aus diversen Gründen einwanderte – meistens, weil die Kinder es einmal besser haben sollen im Leben – die Knüpfung von Kontakten, Freizeitangebote, Hausaufgabenbetreuung … all das kann eine Stadtteilbibliothek leisten. Sie kann Grenzen überwinden, sie kann die Eingliederung in die Gesellschaft – also das, was eigentlich dauernd Thema ist und war – nämlich die Integration der einzelnen Gruppen in die Gesellschaft fördern. Und vor allem der Norden Duisburgs, der Diejenigen anzieht, die nicht so viel Patte auf der Täsch haben und daher billigen Wohnraum bevorzugen – dass immer noch damit Schindluder getrieben wird, keine Frage – vor allem der Norden braucht Education-Angebote, braucht die Vermittlung von kultureller Vielfalt. Und gerade das leistete die Stadtteilbibliothek in Beeck bis vor Kurzem noch:

Die Stadteilbibliothek Beeck ist ein besonders von Kindern und Jugendlichen im Stadtteil Beeck gern genutzter Aufenthaltsort. An jedem Öffnungstag kommen nachmittags Schülerinnen und Schüler einzeln oder in kleinen Gruppen in die Bibliothek, um Hausaufgaben zu machen oder einfach die vor Ort vorhandenen Medien zu nutzen oder zu entleihen.
Einmal in der Woche kommt eine Gruppe von Grundschülern der Willi-Fährmann-Schule an der Neanderstraße im Rahmen des offenen Ganztags zur Leseförderung in die Stadtteilbibliothek Beeck.

Hausaufgaben machen, Mediennutzung – dazu muss man schon deutsch können oder gerade lernen – und Leseförderung. Dinge, die für den Duisburger Norden immens wichtig sind. Allerdings bleibt die Stadtteilbibliothek – so ist es auf der Webseite der Stadt zu lesen –   bis auf Weiteres für unbestimmte Zeit geschlossen. Eine extrem flexible gestaltete Formulierung, die letzten Endes auch heißen kann, dass die Bibliothek am Sankt-Nimmerleins-Tag und damit gar nicht mehr geöffnet werden wird.

Gerade auch viele Mädchen können hier Medien nutzen, zu denen sie daheim keinen Zugang haben. Deswegen sei es für Beeck tatsächlich eine Katastrophe, wenn die Schließung nicht kurz oder mittelfristig aufgehoben würde: „Wenn es Personalmangel gibt“, sagt Keser, „muss die Verwaltung entweder Abhilfe schaffen, oder es muss nach kreativen Lösungen gesucht werden. Es gibt sicher lesebegeisterte Freiwillige, die hier einspringen würden.“ WAZ, Februar 2018

Man hört wenig davon, dass die Stadt willens sei Abhilfe zu schaffen. Es drängt sich der Eindruck auf, dass bestimmte Stadtbezirke bewusst gefördert und andere dagegen bewusst vernachlässigt werden. Anders kann man sich nicht erklären, warum Personal aus Beeck nach Ruhrort abbestellt wird und nicht gleichzeitig – denn eine solche Stellenverschiebung kommt ja nicht aus heiterem Himmel – rechtzeitig für Ersatz in Beeck besorgt wird. Es gäbe sicherlich das ein oder andere Modell, das man für die Übergangszeit mit den Bürgern entwicklen könnte, vielleicht würde sich sogar der Bundesfreiwilligen-Dienst dafür als Option anbieten. Man müsste es halt nur mal prüfen. Nur: Das wird anscheinend unterlassen, auch wenn heftig betuert wurde, man sei an einer Lösung interessiert. Je länger man aber wartet, desto länger suchen sich Jugendliche anderswo ihre Kultur und ihre Bildung.

Zum Ende des Gesprächs zeigt Melih Keser auf ein Haus an der Hauptstraße. Dieses Haus gehöre der türkisch-ultranationalistischen Organisation Milli Görüs. Gerade verlassen vier Jugendliche das Eckhaus: „Wissen sie, was da auf türkisch steht? Bibliothek und Jugendclub.“ Es gibt also doch noch Bibliotheken für die Beecker Jugend. Solche mit „alternativen Fakten“. WAZ, s.o.

Es wird höchstes Zeit, Duisburger Verwaltung. Jammert bitte nicht hinterher darüber, dass eine zunehmende radikale Islamisierung im Norden stattfindet, wenn ihr es nicht schafft eine Lösung für das Problem zu finden.

 „Es gibt in Beeck praktisch keine Räume, keinen Ort, an dem sich Jugendliche in ihrer Freizeit treffen können“, sagte Wilma Hohmann nachdem die allgemeine Situation von Kindern und Jugendlichen im Brauerei-Stadtteil besprochen wurde. – WAZ, Juni 2018

Höchste Zeit, dass sich was dreht.

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