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Die zwei Duisburger-Outlet-Mythen

Max Bauer

Max Bauer

Immer wieder kommen in der Diskussion neue Mythen zum geplanten Outlet-Center in Duisburg auf. Da es langwierig und schwer ist diese alle einzeln zu beantworten, habe ich diese einmal aufgegriffen und beantworte sie komplett.

Mythos 1: Warum baut man kein DOC mitten (integriert) in die Duisburger Innenstadt, zum Beispiel wie in Bad Münstereifel?

Dafür gibt es aus meiner Erfahrungssichtweise vielerlei Gründe. Ein Grund ist die Größe und das Bewohnervolumen unserer Stadt. In Bad Münstereifel wohnen derzeit ca. 17.000 Einwohner, in Duisburg zählen wir derzeit 490.000 Einwohner. Man sieht anhand dieser Zahlen den signifikanten Größenunterschied. In Bad Münstereifel sind alleine die Verwaltungs- und Kontaktwege ganz andere als in Duisburg. In Kleinstädten oder auch dörflichen Regionen gilt immer der „kurze Dienstweg“ oder der „kurze Draht“, man kennt die Immobilienbesitzer und auch der Zusammenhalt ist dort ein ganz anderer, als es in Duisburg jemals der Fall sein könnte. In Großstädten herrscht eine viel zu große und individuelle Interessenvertretung zum eigenen Vorteil – welche marktwirtschaftlich nachvollziehbar ist, jedoch einen gemeinsamen Konsens und Ausrichtung erschwert.

Die einzige wirkungsvolle und sinnige Maßnahme ein Outlet dieser Art in die Duisburger Innenstadt direkt zu bauen, wäre der Aufkauf aller dort befindlichen Immobilien durch die Stadt selbst. Einerseits fehlen hierzu die Finanzmittel, andererseits würde es dazu führen, die Immobilienpreise der Duisburger Innenstadt explodieren zu lassen. Es wird darüber hinaus einige Immobilienbesitzer geben, die bei solch einem geplanten Vorhaben versuchen werden, ihren Megadeal des Lebens einkaufen zu wollen. Eine Enteignung gibt das geltende Gesetz und Recht nicht her.

Die Refinanzierung über einen Investor, welcher die Immobilien der jeweiligen Innenstadt aufkaufen würde, wird es niemals geben. Ein Investor wäre jahrelang damit beschäftigt ansässige Einzelhändler aus komplizierten Pachtverträgen (welche meist immer über eine gewisse Laufzeit ausgestellt werden) herauszukaufen. Stellt man sich beispielsweise vor, 200 Innenstadtläden aus 200 Mietverträgen mit festen unterschiedlichen Pachtzeiträumen herauszukaufen, kann man sich ausmalen, welchen finanziellen Rahmen diese Maßnahmen einnehmen würden – ungeachtet der Folgekosten von Sanierung und Renovierung. Diese Idee wird von keinem Investor mit klarem Sachverstand umgesetzt werden können. Einerseits, weil der Investor dann wirklich die Innenstadt in ein Ladensterben treiben würde, andererseits, weil der behördliche und bürokratische Aufwand Unsummen verschlingen würde.

In Bad Münstereifel standen zum damaligen Zeitpunkt weit über 50 % der Verkaufsflächen bereits über Jahre leer. Die ganze Innenstadt hatte zum damaligen Zeitpunkt eine Verkaufsfläche von 14.000 Quadratmetern. 10.000 davon gehörten damals schon der Investorengruppe. Diese stockten dann nach einer weiteren Negativentwicklung auf 12.500 Quadratmetern Verkaufsfläche auf. Man sieht also, die Gegebenheiten waren ganz andere, als sie in Duisburg oder einer Großstadt jemals der Fall sein könnten. Im Übrigen spielte in Bad Münstereifel der Denkmalschutz eine riesige Rolle, weshalb die Immobilien keiner kaufen wollte, was wiederum den Immobilienpreis hat sinken lassen. Denkmalgeschützte Bauten stehen unter strenger behördlicher Sanierungsaufsicht, welche für mögliche kleine Investoren und Immobilienankäufer unattraktiv ist. Die Folge war also ein günstiger Kaufpreis für die Investorengruppe.

 

Mythos 2: Man sieht anhand von Oberhausen was unserer Innenstadt in Duisburg bevorsteht!

Dem kann und werde ich so nicht zustimmen – weder aus der Sicht meines Erfahrungsschatzes aus der privaten und freien Marktwirtschaft, noch aus Sicht eines Amtsträgers in Duisburg. Die wenigsten kennen die geschichtliche Stadt- und Immobilienentwicklung der Oberhausener, versuchen aber diese Argumentation gegen ein mögliches Outlet in Duisburg voran zutreiben.

Das heutige Oberhausener „Centro“ war zu seinen Anfangszeiten kein klassisches Einkaufszentrum wie wir es heute kennen, sondern ein Freizeitpark. Gebaut wurde das damalige Centro im Sinne eines offenen Freizeit- und Vergnügungsparks, in welchen sich nicht die klassischen Innenstadtläden des Einzelhandels ansiedeln sollten. In den Anfängen des heute allseits bekannten „Centro Oberhausen“ liefen dort die damals sehr bekannten Zeichentrickfiguren „Looney Tunes“ in Form von „Bugs Bunny“, dem „Road Runner“ oder andere bekannte Figuren in der offenen Parkstruktur herum. Jedes Wochenende gab es in dem ehemaligen Themen-Freizeitpark eine 3D-Lasershow im Oberhausener Himmel. Die damals dort angesiedelten Einzelhandelsgeschäfte waren in der Überzahl mit Themen-Souvenir-Geschäften bestückt, so wie es heute im Freizeitpark Moviepark der Fall ist. Darüber hinaus waren dort Geschäfte angesiedelt der Marke „K.K. NAMCO“, welches als japanisches Unterhaltungsunternehmen und als Entwickler von Videospielen bekannt geworden ist. Sie betrieben dort über drei Etagen eine neue Art von Spielothek, welche mit hochmodernen amerikanischen Spielegeräten und Automaten ausgestattet war. „Planet Hollywood“ war unter anderem, neben Dutzenden gastronomischen Bereichen, ein weiterer großer Player im Freizeitparkmodell und zu damaligen Zeiten einzigartig in Deutschland. Der Außenbereich der Anlage war mit einem riesengroßen Labyrinth und einem begehbaren Piratenschiff für Kinder ausgebaut, neben Dutzenden anderen Attraktionen. Ein kleines Überbleibsel gibt es sogar heute noch zu bewundern, nämlich den „Chinatower“ mit unterschiedlichsten Rutschen.

Das heutige Centro Oberhausen wurde also zu seinen Anfangszeiten niemals als direkte Konkurrenz zum innerstädtischen Einzelhandel erbaut. Ganz im Gegenteil versuchte man durch einen Freizeitpark dieser neuen Art, einen Publikumsmagneten aus Marken und Erlebnis zu schaffen. In der weiteren Entwicklung baute die Stadt Oberhausen aufgrund eines ungebrochenen Besucherstroms aus ganz Deutschland den Nahverkehr zum Freizeitpark aus. Über die Jahre und dem Einbruch der Ruhrgebietsstädte fing der Freizeitpark aus marktwirtschaftlichen Gründen an, sich nicht mehr zu tragen. Der ausländische Investor beschloss die Gesamtimmobilie, inklusive vorhandener Infrastruktur, zu veräußern.

Wie ich bereits aus marktwirtschaftlicher Sicht in einem anderen Artikel beschrieben habe, setzte der Strukturwandel des klassischen innerstädtischen Einzelhandels mit der Neuausrichtung des Internets ein und den daraus resultierenden großen Playern wie Amazon, eBay und so weiter. Die Folge war die Überlegung der Stadt Oberhausen, die Gesamtimmobilie welche bereits vorhanden war und welche eine komplett ausgebaute Infrastruktur aufwies, als „Neue Mitte“ und Gegentrend zum Internethandel weiter auszubauen. Wie man heute ersehen kann, mit Erfolg. Denn wenn man heute durch die Oberhausener Altstadt läuft, wird man feststellen, dass diese genau die selben Problemen aufweist wie die Duisburger Innenstadt – lediglich schaffte es Oberhausen ein innerstädtisches Gegengewicht zu schaffen, dessen Besucherzahlen aus marktwirtschaftlicher Sicht für sich selbst sprechen. Viele Großstädte, u. a. Duisburger, dümpeln immer noch auf der Stelle.

Die angebliche Misswirtschaft („ärmste Stadt“) der Stadt Oberhausen, mit welcher versucht wird zu kokettieren, möchte ich nicht bewerten – dies steht mir in keiner meiner Funktionen zu. Dies nennt man Akzeptanz der Regierungssouveränität. Aber es ist positiv hervorzuheben, dass es die Stadt Oberhausen geschafft hat, dem Trend etwas entgegenzusetzen. Wäre dies nicht der Fall gewesen, hätte Oberhausen heute ein großes Problem, denn die Oberhausener Altstadt würde genau so aussehen – ob mit oder ohne „Neue Mitte“.

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