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Duisburgs soziale Hängematte

Duisburg, eine Stadt mit vielen Facetten, vor allem aber mit vielen scheinbar unlösbaren Problemen. Liest man die Statistiken zu Duisburg, dann gibt es nur eine einzige Quote und Zahl, die über 10 Jahre konstant Bestand hat: 15 % Arbeitslosenquote.

Ich bin selbst Amtsträger dieser Stadt und kenne daher auch die typischen Monoreaktionen der überwiegenden Amtsträger zu diesem Thema: „Arbeitslosenzahlen sind Bundesangelegenheiten!“ – jener Moment, in welchem ich ausbrechen möchte wie ein Vulkan, jedoch die Diplomatie und die mir anerzogene gute Erziehung walten lassen muss. Diese Sätze werden durch die verantwortlich regierende Partei meist ergänzt durch: „Das Ruhrgebiet befindet sich in einem Umbruch, welcher dauert …“.

Sehr geehrte Damen und Herren und Verantwortlichen dieser Stadt, wie lange soll dieser Umbruch Bitteschön noch dauern? Möchten Sie Ihren Urenkel noch den gleichen monotonen Satz herunterleiern und um Verständnis bitten?

Foto: https://pixabay.com/de/mann-obdachlose-obdachloser-armut-937665/

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Wir haben ein Problem und zur Lösung von Problemen gehört eine klare Benennung von Ursachen, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, ob ich eventuelle Wähler verprelle. Beim besten politischen „Good-Well“, es gehört zum politischen Handwerkszeug ordentlich die Rohre frei zu pusten, damit die ganze ranzige Gülle abfließen kann. Vorwärts, das ist die Marschrichtung. Ideologie ist was für akademische Schlappschwänze und hat nichts mit reellen Gegebenheiten zu tun.

Während Sie immer noch das Problem bewundern und deren Verantwortlichkeit herumreichen, treten Sie 85 Prozent Ihrer arbeitenden Bevölkerung in dieser Stadt ins Gesicht. Jene, die dafür Sorge tragen, dass diese Stadt überhaupt noch einen Cent einnimmt. Jene, die den Selbstanspruch haben, für sich und Ihr Leben Verantwortung tragen zu wollen. Jene, die lieber einen Putzlappen schwingen für einen Mini-Job, statt sich selbstverständlich in die soziale Hängematte zulegen. Jene, denen Sie eigentlich wohlgesonnen gegenübertreten sollten, weil Sie unter anderem dafür Sorge tragen, dass Sie Ihren Italiener bezahlen zu können.

Es ist absolut nicht akzeptabel und tolerierbar, in einer Stadt mit einer 15-prozentigen Arbeitslosenquote, eine Stellenausschreibung über 200 freie Arbeitsplätze acht Wochen vom jeweiligen Unternehmen massiv bewerben lassen zu müssen und jenes Unternehmen immer noch offene Stellen ausweisen muss. Zu hohe Anforderungen? Mitnichten, wenn die minimalen Einstellungsvoraussetzungen nicht einmal ein Hauptschulabschluss sind. 

Politik ist manchmal wie ein alter lahmer Gaul, bei dem nichts mehr läuft, aber man sein imaginäres Einhorn bis zum Exitus und eintreten der Leichenstarre aufgrund vorhandener Bequemlichkeit weiter reiten möchte. Ich war letztens erst wieder beim berufspsychologischen Dienst in Duisburg und habe mit Menschen an der Basis gesprochen. Dies mache ich sehr gerne, da die meisten Informationen über reelle Begebenheiten vor Ort bis zum Ankommen in der Chefetage meist entschärft und glattgebügelt sind. Wie nicht anders zu erwarten, bestätigten mir die Basis meine politische Marschrichtung, welche davon ausgeht, dass es von einem Großteil der 15 Prozent Arbeitslosen lieber gewollt ist, Kinder in die Welt zusetzen, als für ihr eigenes Leben die Verantwortung zu übernehmen. Es werden Wege und Möglichkeiten gesucht, um Terminen bewusst auszuweichen und andere Sperenzchen. Als Amtsträger dieser Stadt schwillt mir bei dieser gesellschaftlichen Entwicklung der Kamm, da das soziale Sicherungssystem nicht die soziale Hängematte bedeutet. Es bedeutet jenen Menschen zu helfen, welche kurzzeitig Hilfe benötigen, nicht können, zu alt, zu krank oder sonstig gravierende Gründe haben nicht arbeiten gehen zu können.

Jeder Amtsträger dieser Stadt, der weiter diesen Umstand billigend in Kauf nimmt und nicht klar die Fakten auf den Tisch legt, tritt 85 Prozent unserer Stadtgesellschaft offen ins Gesicht. Es muss sich maßgeblich etwas ändern innerhalb der politischen Gremien und vor allem muss diese Änderung, eine Änderung der Grundhaltung unserer Stadtverantwortlichen herbeirufen. Es ist weder tolerierbar, noch politisch guter Stil und ehrlich, solche wissentlichen Umstände hinzunehmen und die Verantwortlichkeit auf alle anderen externen Gremien abzuwälzen. Sehr geehrte Damen und Herren, wenn Sie keine Verantwortung für diese Stadt und dessen Entwicklung übernehmen wollen und stattdessen die Verantwortung nur immer weiter reichen, dann geben Sie doch bitte Ihr Mandat einfach ab und räumen den Platz für Vollblutpolitiker. Denn es gibt durchaus Möglichkeiten mit einer gewissen, jedoch fairen, politisch gewollten Härte Gegenmaßnahmen einzuleiten – auch auf kommunaler Ebene. Denn von „bestmöglicher“ Bildung für unsere Zukunft zu reden bringt uns jetzt nichts, da diese ihre Wirkung erst in 13 bis 20 Jahren entfalten kann.

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