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AWO-Integration: Beratungszahlen stiegen innerhalb eines Jahres um 26 Prozent

Die Migrationsberatung  für erwachsene Zuwanderer (MBE) der AWO-Integration hat ihren Jahresbericht für 2016 vorgelegt. Dabei fällt insbesondere die Steigerung der Beratungszahlen im Jahresverlauf um 26 Prozent auf. Die Mitarbeiterinnen  und Mitarbeiter der MBE unterstützten insgesamt 3.548 Zuwanderer. Im Jahr zuvor waren es noch 2.525 Zuwanderer.

Die Belastung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der MBE sei im vergangenen Jahr enorm gewachsen und an der Grenze des Leistbaren, erklärt Karl-August Schwarthans, Geschäftsführer der AWO-Integration. „Denn unsere Klienten kommen in der Regel nicht mit Kleinigkeiten zu uns. Ganz oft geht es um Existentielles. Die Menschen, die sich beraten lassen, sind wirklich in Not. Das lässt keinen Berater kalt. Vor allem, wenn sie oder er das Gefühl haben, nicht genug Zeit für eine Lösung zur Verfügung zu haben. Draußen im Wartezimmer wartet ja schon der nächste schwere Fall“, so Schwarthans.

Weniger türkische Ratsuchende

Augenfällig ist nicht nur für das vergangene Jahr, dass türkischsprachige Migranten seltener Beratung nachfragen. In erster Linie nehmen EU-Ausländer (Bulgarien – 1623 und Rumänien – 658) das Angebot der MBE in Anspruch. Aber Flüchtlinge aus Syrien bildeten mit 468 Beratungen bereits die drittgrößte Gruppe. Sie haben die Ratsuchenden aus der Türkei (365) inzwischen überholt. Eine weitere große und beständig anwachsende Gruppe sind polnische Migranten (147).

Karl-August Schwarthans sagt zu der Entwicklung: „Obwohl nach wie vor Menschen türkischer Herkunft mit knapp 35.000 Menschen die größte Gruppe unter den Bürger mit Migrationshintergrund in Duisburg stellen, ist die Zuwanderung aus der Türkei für unsere Berater nicht mehr das Thema. Sie haben es vor allem mit EU-Ausländern zu tun und sie müssen sich häufig mit dramatischen Problemlagen auseinandersetzen. Und Vieles wiederholt sich bei den Flüchtlingen aus Syrien und Afghanistan, was wir bei den Zuwanderern aus Bulgarien und Rumänien bereits erlebt haben.“

Duisburg wächst wieder

Zählte Duisburg im Jahr 2011 496.897 Einwohner, lag die Zahl Ende 2016 bei 505.068. Neben dem deutlichen Anstieg der Syrer, die 7.185 Bewohner stellen, ist es vor allem die Zuwanderung aus Bulgarien (8.800) und Rumänien (8.400), die diese Entwicklung erklärt. Die Statistik der Stadt Duisburg zeigte auch im Jahr 2016 einen durchschnittlichen monatlichen Zuwachs von ca. 300 Personen aus beiden Ländern. Von den Bürgerinnen und Bürgern in Duisburg haben inzwischen 36,4 Prozent einen Migrationshintergrund. In Hochfeld liegt dieser Anteil mit 70,7 Prozent und in Marxloh mit 66,7 Prozent besonders hoch.

Der Bericht spricht dabei eine Vielzahl von Problemlagen dieser Neu-Duisburger an. Im Einzelnen zählen die Berater auf: „schlechter bzw. erschwerter Zugang zum Arbeitsmarkt, prekäre Wohnbedingungen, fehlende Krankenversicherung, keine Sprachkenntnisse, eingeschränkter oder auch kein Zugang zur Bildung.“

Karl-August Schwarthans fasst zusammen: „Eine gleichberechtigte soziale Teilhabe ist weiterhin für diese Menschen in Duisburg nicht gewährleistet. Hierbei ist die Lage der rumänischen Zuwanderer durchschnittlich um ein Vielfaches ungünstiger als die der Menschen aus Bulgarien, die häufig über türkische Sprachkenntnisse verfügen.“

Sechs AWO-Teams für Duisburg

Die Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer nimmt sich mit sechs Sozialraumteams der Probleme an. Diese Teams bestehen aus Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der unterschiedlichen Fachbereiche. Dazu gehören u. a. die Schuldnerberatung, die Schulsozialarbeit, der Jugendmigrationsdienst und seit dem Jahr 2016 die Flüchtlingsberatung. Karl-August Schwarthans erklärt: „Wir können so aktuelle Entwicklungen im jeweiligen Sozialraum zeitnah erfassen, aus verschiedenen Perspektiven betrachten und in der Personalentwicklung darauf reagieren.“ Folgerichtig verstärkt seit Herbst 2016 eine arabischsprachige Beraterin das Team der MBE und es werden zusätzliche arabisch- und kurdischsprachige Sprachmittler eingesetzt. Die Hauptbüros der MBE sind Hamborn und Hochfeld. Darüber hinaus bietet die AWO-Integration auch Sprechstunden in Laar und Marxloh an.

Die Einrichtung der Flüchtlingsberatung wurde durch den Kooperationsvertrag der Wohlfahrtsverbände mit der Stadt und eine zusätzliche Landesförderung möglich. Sie bietet ihre Dienstleistungen dezentral in den kommunalen Unterkünften und wohnraumnah in den jeweiligen Geschäftsräumen der AWO-Integration an. Eine besondere Qualität stellt die enge Verknüpfung der Beratungsbereiche in der Hauptgeschäftsstelle dar. Hier arbeiten die Teams der MBE, des JMD und der Flüchtlingsberatung in sehr enger Abstimmung zusammen, um den gestiegenen Herausforderungen im Zuge der Flüchtlingszuwanderung gerecht werden zu können.

Bei den Beratungen des Jugendmigrationsdienstes zeigt sich als ein wesentliches Problem, der Mangel an Schulplätzen insbesondere in der Sekundarstufe II. Bei den Neuzugewanderten besteht allgemein inzwischen eine Wartezeit zwischen sechs und neun Monaten.

Mangelnde Interkulturelle Öffnung

Kritik äußert der Bericht an der noch immer zu geringen Bereitschaft vieler öffentlicher Institutionen zur interkulturellen Öffnung. Sie eine Voraussetzung dafür, die jeweiligen Dienstleistungen der sich verändernden Kundschaft anzupassen.

 

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