Die Langzeitarbeitslosigkeit in Europa hat sich seit Beginn der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008 dramatisch verfestigt. Fast die Hälfte (48,5 %) aller Arbeitslosen zwischen 15 und 64 Jahren – elf Millionen Menschen in der EU – suchten im Jahr 2015 bereits länger als zwölf Monate nach Arbeit, jeder Dritte von ihnen wartete schon seit über zwei Jahren auf eine neue Anstellung. Das zeigen aktuelle Zahlen des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE), die soeben als Infografik im Internetportal Sozialpolitik Aktuell veröffentlicht wurden.
„Je länger jemand ohne Job ist, desto schwerer gestaltet sich die Suche nach einer neuen Stelle. Langzeitarbeitslosigkeit kann zu einer dauerhaften Ausgrenzung vom Arbeitsmarkt führen und so selber zu einem Hindernis für eine Einstellung werden“, stellt der IAQ-Forscher Frederic Hüttenhoff fest. Denn Leistungsfähigkeit, Lern- und Mobilitätsbereitschaft sowie die Belastbarkeit am Arbeitsplatz werden umso mehr angezweifelt, je länger der letzte Kontakt zur Arbeitswelt zurückliegt.
Die EU hat zwar den Mitgliedsstaaten Handlungsempfehlungen vorgeschlagen, um Langzeitarbeitslosigkeit zur bekämpfen; ob diese allerdings tatsächlich umgesetzt werden, bleibt abzuwarten. „Zugleich forciert die EU insbesondere in den südeuropäischen Ländern eine Wirtschafts- und Haushaltspolitik, die das Ausmaß der Beschäftigungskrise nicht begrenzt, sondern weiter verschärft“, kritisiert Hüttenhoff. Weil die wirtschaftliche Erholung ausbleibt, wurden die sozialen Probleme und die Armutsrisiken in diesen Ländern weiter verschärft. „Sie laufen Gefahr, dass die ursprünglich konjunkturell bedingte Langzeitarbeitslosigkeit zu einem dauerhaften Strukturproblem führt.“
Weitere Informationen: http://www.sozialpolitik-aktuell.de/tl_files/sozialpolitik-aktuell/_Politikfelder/Europa-Internationales/Datensammlung/PDF-Dateien/abbX22_Grafik_Monat_12_2016.pdf