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Wie Duisburg mit den Ideen seiner Bürger umgeht

titelbildWer sich mal die Zeit nimmt und bei Google Duisburg ein gibt, dann die ein oder andere Seite an surft, findet neben Marxloh-Bashing, No-Go-Areas und Finanzprobleme auch kreative Ideen zur Imageverbesserung. Trotz der von der Stadt Duisburg initiierten Kampagne „Ideen für Duisburg“,  scheint es, dass nicht alle Vorschläge, selbst wenn sie kostenlos für die Stadt sind, von den Entscheidern goutiert werden. Einen solchen Vorschlag zur Imageverbesserung und die Odyssee seines Entwicklers kann man auf du-city.de nachlesen. Wir haben uns mit dem Webseitenersteller Michael Schulze unterhalten.

 

„Mach` mit Bürger!“, dachte sich auch Michael Schulze (55) aus Duisburg-Bissingheim. Was daraus dann tatsächlich wurde haben wir von ihm in einem Interview erfahren:

 

xtranews:
Herr Schulze, Sie hatten Anfang 2016 eine gute Idee für Duisburg bzw. für die City?

M. Schulze:
Nun, ich dachte damals auch noch dass meine Idee ganz gut sei. Ich habe mit DU-CITY.DE einfach ein neues Online-Portal für die Duisburger City und für alle die sich über die Duisburger City informieren wollen gegründet, selbst finanziert und umgesetzt.

 

xtranews:
Aber das gibt es schon nicht mehr, was ist passiert?

Michael Schulze

M. Schulze:
Leider haben alle meine Bemühungen die rund 400 City-Geschäftsleuten zum Mitmachen zu bewegen zu keinem Ergebnis geführt. Außer vier kleinen Händlern und einem Café wollte sich niemand beteiligen. Das waren allerdings viel zu wenig Anbieter um inhaltlich sinnvoll ein Webportal zu betreiben. Auch blieb jegliche Unterstützung von offizieller Seite komplett aus. Zwar gab es ein kurzes 30-minütiges Gespräch bei der Stadtspitze (Frau Nellen, Frau Kopka), was aber zu rein gar nichts führte. Und: Weder Einzelhandelsverband, noch Wirtschaftsförderung(GfW), noch IHK, noch City-Marketing, noch DEHOGA, noch DuisburgKontor GmbH usw. waren willens sich mit der Idee zu beschäftigen, obwohl DU-CITY.DE vollkommen KOSTENLOS war. Im Nachhinein betrachtet sind diese Organisationen für Duisburg vollkommen überflüssig, man kann nicht erkennen wie sie Duisburg und speziell die City voranbringen. Es entstand sogar der Eindruck, dass sie sich mit dem miesen Status Quo abfinden. Ihnen selbst schadet das ja auch in keinster Weise. Und auch von großen Einzelhandelsbetreibern (vier Malls -naja das Averdunk kann man z.Z. eigentlich nicht mitzählen- und größtenteils die üblichen Filialisten und Franchiser) kam nichts. Die „Macher“ dort sind wohl ebenso zufrieden.

 

xtranews:
Die Ursprungsidee und -website haben Sie also im Herbst eingestellt. Im Moment kann man auf der Seite die gesamte Geschichte nachlesen, Sie haben aber nicht ganz locker gelassen?

M. Schulze:
Richtig. Ich bin richtig sauer geworden über die Ignoranz vor allem der Stadtverantwortlichen und auch seitens der Leute in Handels- und Wirtschafts-Organisationen, die alle ständig schreiben wie sie Duisburg voranbringen oder voranbringen wollen, dass man sich Bürgerbeteiligung wünscht (s. Ideen für Duisburg usw.) doch, wenn man dann mal was macht, dann kommt nichts. Und die Entwicklung zurzeit ist verheerend.

Dementsprechend unverblümt unfreundlich auch die Begrüßung von Frau Kopka -angeblich rechte Hand des OB- bei dem 30-minütigen Erstgespräch im Juli über DU-CITY.DE, zusammen mit Frau Nellen (Referat Marketing, Ideen für Duisburg). Frau Kopka führte sich dabei mit der Frage „Was wollen Sie denn?“ -Betonung auf „Sie“- geradezu paradebeispielhaft auf für jemand, der nun partout nicht genervt werden will. Wohlgemerkt die Dame ist verantwortlich für Bürgerdialog und Stadtkommunikation. Bis dato hatte ich die Funktionen und die Frau noch ernst genommen.

 

xtranews:
Was kritisieren sie denn zum Beispiel an der aktuellen Entwicklung in Duisburg ganz besonders?

M. Schulze:
Das FOC in Hamborn ist nun endgültig vom Tisch ist und fortan wäre Planungssicherheit gegeben, da unterstützt man nun von offizieller Seite auf der Bahnhofsbrache ein DOC (Designer Outlet Center – quasi ein Einkaufszentrum). Und da kommt es gerade recht, wenn sich die IHK im Frühjahr und seit kurzem auch der Rat der Stadt dem Rheinland und den rheinischen Städten wie Düsseldorf und Köln anschließen wollen und der kommende RheinRuhrExpress(www.rrx.de) die Kundschaft aus diesen Städten direkt im Duisburger Bahnhof absetzen kann. Dieser wird übrigens in Kürze aufgehübscht und bekommt wahrscheinlich ein neues Dach.

Tja, nun wird einem auch klar warum sich die Stadtverantwortlichen mit DU-CITY.DE gar nicht so recht anfreunden konnten. Man kann nicht die City fördern, wenn man schon was anderes -aber ähnliches- an ganz anderer Stelle in petto und in Planung hat. Das verschreckt schließlich nur die Investoren. Dafür wird dann die heutige City in wenigen Jahren tot sein. Oberhausen lässt grüßen. Neue Unsicherheit kommt über die Geschäftsleute in der City. Von Planungssicherheit also keine Spur mehr.

 

xtranews:
Das ist aber noch nicht alles was Sie kritisieren?

M. Schulze:
Natürlich nicht. Ich habe das Wesentliche auf du-city.de -quasi als Gesamtabrechnung (lacht)- online gestellt. Kann also jeder nachlesen. Inklusive gewisser Handlungsempfehlungen.

Mein Fazit ist deshalb z.B.:

Wer beabsichtigt seinen Gewerbemietvertrag in der City zu verlängern, zu modernisieren oder gar in eine Neueröffnung zu investieren, dem rate ich abzuwarten bis die Sache am Bahnhof in trockenen Tüchern ist. Oder man pokert und feilscht die Konditionen runter und schließt nur noch kurzlaufende Mietverträge ab.

Im oder am neuen DOC anzumieten wird wahrscheinlich nicht billig. Aber Geld quasi in die jetzige City zu stecken wird wahrscheinlich deutlich teurer, weil es wohl nicht funktionieren wird.

Für einige kleine Betreiber die in der City auf der Strecke bleiben tut es mir einerseits leid und anderseits ist so eben der Lauf der Welt.

Für viele Beschäftigte tut es mir dagegen sehr leid, sie können am wenigsten für wirtschaftliche Entwicklungen und den Dilettantismus damit umzugehen.

Dem Einzelhandelsverband rate ich zur Aufgabe und Auflösung, wäre ich Mitglied würde ich austreten. Das selbe rate ich auch der IHK, Austreten geht leider (noch) nicht.

Dem City-Marketing-e.V. rate ich ebenso zur Aufgabe und Auflösung, wäre ich Mitglied würde ich auch hier austreten. Anmerkung: Es sind eh nicht viele Händler Mitglied.

Bei der DuisburgKontor GmbH muss man sich bzgl. der City neu ausrichten. Das wird -leider- irgendwie klappen, bei dem Jahresgehalt, dass der Geschäftsführer erhält, muß da was kommen.

Allen Schnäppchenjägerinnen und -jägern rate ich: Wartet auf die Räumungsverkäufe wegen Geschäftsaufgabe. Oder gründet einen Verein zur Rettung der „alten“ City. Jedes Vereinsmitglied muss dann mindestens einmal in der Woche in der „alten“ City einkaufen gehen und bekommt den Treuerabatt für heimatliches shoppen.

Oder man weitet einfach das Rotlichtviertel aus, das bedeutet immerhin ordentliche Sexabgaben pro qm fürs Stadtsäckel. Zurzeit liegen die Sexsteuereinnahmen bei 800.000 bis 1 Mio. EURO pro Jahr. Da ist also noch viel mehr möglich, wenn man mehr qm zum Anschaffen anschafft.

 

xtranews:
Das meinen Sie ernst?

M. Schulze:
Ja klar, wäre ich HändlerIn in der City käme ich mir ziemlich verarscht vor, vor allem wenn ich laufend von offizieller Seite erfahren muss wie schön doch alles ist und wird, so jedenfalls „tönen“ jährlich wieder die Websites, Online-News, Zeitungsartikel, Umfrageergebnisse usw. Natürlich auch immer mit ein wenig negativem Touch, aber eigentlich doch recht zuversichtlich. Vielleicht wird ja die neue Pflasterung alles noch zum Besseren wenden. Blödsinn.

Zum Schluss möchte ich aber trotzdem noch ganz wild spekulieren: Das DOC kommt am Ende doch nicht und Duisburg kauft das Gelände für irrsinnig viel mehr Geld als es eigentlich wert war, ist und jemals sein wird.

 

xtranews:
Sie haben aber auch noch was anderes gemacht? Können Sie uns etwas zu „DUISTOP-WENN-ENDLICH…“ sagen?

M.Schulze:
Warum http://www.duistop.de/ und warum der Zusatz „wenn endlich …“?

Nun könnte ich die Angelegenheit mit du-city.de unter „blöd gelaufen“ abhaken, oder unter „gut gemeint und schlecht gemacht“. Doch obwohl ich das Nicht-Reagieren der Anbieter absolut nicht verstehen kann, akzeptieren kann ich es, so ist eben der Markt. Gründe für die Ablehnung erfuhr ich allerdings nicht, auch nicht auf Nachfrage.

Das Nicht-Reagieren der wichtigen Personen und Persönlichkeiten der Stadt kann ich auch nicht verstehen, aber akzeptieren kann und will ich es NICHT.

Angesichts eines seit des Love-Parade-Unglücks besonders desolaten Rufs, angesichts eines desolaten Haushalts, angesichts von zig Skandalen bei den Millionen versenkt wurden und ev. noch werden, angesichts von desaströsen Baumängeln an Schulen, angesichts von Personalentlassungen usw., aber vor allem angesichts einer zeitgleichen Veranstaltungsreihe „Ideen für Duisburg“ kann ich das Verhalten der wichtigen Personen und Persönlichkeiten der Stadt eben nicht akzeptieren.

 

xtranews:
Uns verwundert das Verhalten auch.

M. Schulze:
Und viele andere auch. Ich habe inzwischen den Eindruck, dass ich es mit einer hochnäsigen, selbstverliebten Clique zu tun habe, die zwar u.a. den Bürger vertreten soll, dies angeblich auch tut, die ihn vollmundig zur Beteiligung ermuntert (Stichwort Bürgerdialog), aber wehe dieser Bürger macht das dann auch, ist neugierig, will mehr wissen, will mitmischen, ev. sogar mitentscheiden.

Dann wird er mit absoluter Missachtung „bestraft“, wie ein Aussätziger behandelt. Da könnte ich in meinem Alter (Jahrgang 1961) echt drüberstehen, wäre da nicht noch was anderes. Spätestens an dieser Stelle mag der Einwand kommen, dass es doch durchaus Projekte gibt bei denen der Bürger Einfluss nehmen kann. Ja, diese -ich nenne sie Alibiprojekte- gibt es. Nehmen wir z.B. „Ideen für Duisburg“. Laut einer Auskunft von Frau Nellen kostet diese Veranstaltungsreihe angeblich 100.000 EURO.

Nachprüfen konnte ich das noch nicht und von anderer Seite habe ich auch etwas von 150.000 EURO gehört, aber im Moment erstmal egal. Viel interessanter ist, dass alle Ideen gesammelt, gesichtet, gebündelt und dann als Essenz dem Rat der Stadt an die Hand gegeben werden sollen. Auf mehrmalige Nachfrage wollte man mir bisher nicht mitteilen, warum denn nicht einfach ALLE Ideen online veröffentlicht werden. Auf einer Internetseite gibt es dazu viel Platz.

Inzwischen habe ich auch den Eindruck, dass die Veranstaltungsreihe viel mehr kostet und dass, aus welchen Gründen auch immer, nur bestimmte Ideen veröffentlicht werden. Am Ende werden vielleicht noch nicht einmal die Ideen der Bürger präsentiert, sondern die Ideen einer bereits heute beauftragten Agentur, die dann ein längst vorhandenes Konzept richtig teuer an die Stadt verscherbelt.

Oder die wirklich guten Ideen der Bürger werden einfach als Ideen der Agentur ausgegeben, wer weiß.

 

xtranews:
Sie wollen also vor allem Missstände anprangern?

M. Schulze:
Ja, wegen vieler anderer großer und kleiner Missstände habe ich unter http://www.duistop.de u.a. meine DUISTOP-WENN-ENDLICH-Initiative ins Leben gerufen. WENN ENDLICH mal genau geguckt und nachgefragt wird, WENN ENDLICH Schluß ist mit vielen vermeidbaren Mißständen. Ich will auch nicht länger abgespeist und abgewimmelt werden, wenn ich mal kritisch nachfrage oder Ideen vorschlage.

Ich will wissen warum so und nicht anders entschieden wird, warum Geld dafür und nicht hierfür ausgegeben wird. Ich will wissen warum es sog. goldene Handschläge und Abfindungen gibt, warum die Stadt Duisburg dermaßen schlecht dasteht, wer schuld ist am Loveparade-Desaster, warum Stadtteile im Müll versinken und scheinbar „aufgegeben“ sind.

DARUM habe ich begonnen Fragen zu stellen. Z.B. die Frage nach den Erfolgen (und Misserfolgen) der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung(GFW) in den Jahren 2011 bis 2015. Immerhin ist die Stadt größter Gesellschafter mit 50% und zahlt im Jahr rund 1,2 Mio EURO an die GFW.

Auf Anfrage an die GFW selbst erhielt ich keine Auskunft. Ich nehme aber an, man hätte mir gerne Auskunft gegeben, wäre diese positiv ausgefallen.

Die Stadt wiederum musste mir Auskunft erteilen und tat dies auch. Und jetzt kommt’s: Die Stadt hat keine Zahlen über die Erfolge oder Misserfolge der GFW, zahlt aber jährlich 1,2 Mio EURO an die GFW.

WOW. Das ist schon ein Hammer. 1,2 Mio. EURO Steuergeld an eine Firma von der man nicht weiß was sie leistet. Für mich als angesichts der schlechten Zahlen ein Unding.

 

xtranews:
Und jetzt suchen Sie Leute die mitmachen und Ihnen Infos liefern?

M. Schulze:
Genau, denn ich bin ja nur ein Einzelkämpfer. Wer also Lust hat und „mitmachen“ will, Fragen, Tipps, Hinweise und vielleicht Antworten hat, der kann sich an mich wenden. Ich bin übrigens weder in einer Partei noch in einem politischen oder wirtschaftlichen Interessen-Verband bzw. -Verein.

 

xtranews:
Herr Schulze, vielen Dank für interessante Gespräch und viel Erfolg mit duistop.de.

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