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Strukturwandel: Von der Zeche zum CentrO, von der Berufskleidung zum Lifestyle-Ausstatter

mst_5291Am 20.10. hat gegenüber des CentrO der neue Flagship-Store von Engelbert Strauss eröffnet. Auf gut 2000 Quadratmetern Verkaufsfläche bedienen rund 60 Mitarbeiter die Kunden im Bereich Berufsbekleidung.

So weit, so normal.

Und vermutlich keiner längeren Nachricht wert, denn  Geschäfte öffnen und schließen jeden Tag, ohne das man besonders darüber nachdenken müsste. Bei dem 4. Store der Marke aus Frankfurt verhält sich das jedoch ein klein wenig anders.

Fährt man aber an einem beliebigen Tag, zum Beispiel an einem Samstag nach Oberhausen, reibt man sich verwundert die Augen:

Arbeiter in Berufsbekleidung, Väter, Mütter, Kinder, Jugendliche stehen vor dem Laden Schlage und warten geduldig auf Einlass.

Szene, die man ohne Väter und Mütter sonst nur von In-Stores amerikanischer Label kennt.

Was verbirgt sich also dahinter?

Mehr, als es zunächst den Anschein hat, denn der neue Store passt zu Oberhausen wie kein anderer:

Wie auch die Stadt im Ruhrgebiet, befindet sich das familiengeführte Unternehmen in einem Wandlungsprozess.

 

Während die Händler unter dem zunehmenden Druck des Internets ausgesetzt sind, müssen sich Marken und Unternehmen kontinuierlich neu erfinden. Wie aber kann man ein Geschäft für Berufsbekleidung „up to date“ bringen und so am Markt positionieren, dass die Menschen bereits sind, eine Stunde zu warten, nur um den Laden betreten zu dürfen?

Als es absehbar mit Kohle und Stahl zu Ende ging, hat die Stadt Oberhausen eine mutige und bis heute heiß umstrittene Entscheidung getroffen:

Auf dem ehemaligen Hüttengeländer der ehemaligen GHH, dass über 143 Hektar groß war, wurde ein Einkaufszentrum eröffnet. Das CentrO war 1996 das Größte seiner Art in Europa.

Und der Erfolg gab den Stadtplanern recht. Läßt man die erwarteten Einbussen im ehemaligen Innenstadtbereich außer acht, ist die „Neue Mitte“ ein pulsierender Ort mitten im Pott geworden. Von Stahl zum Shopping.

Einen ähnlichen Weg ist Engelbert Strauss gegangen. Durch modernes Design der Kleidung ist es gelungen, den Kundenkreis vom reinen Arbeitskleidungs-Umfeld auf den Freizeitbereich auszudehnen. So sieht man heute nicht nur Mitarbeiter zuahlreicher Unternehmen mit dem einprägsamen Rot-Weissen-Logo: Vor allem im „Outdoorbereich“ und hier beim Kletter, Geocachen und einigen anderen aktiven Sportarten, hat sich der Vogel aus Frankfurt einen Namen gemacht.

Engelbert Strauss punktet dabei vor allem über die sprichwörtliche unzerstörbarkeit der Kleidung und den niedrigen Preis. Letzerer dürfte vor allem aus der Produktion unter anderem in Albanien und 26 weiteren Ländern resultieren. Aber auch aus einer eingeschränkten Produktpalette, die ein technisches Modell einfach in zahlreichen Farben und Größen abbilden kann.

Insbesondere bei den Größen ist Engelbert Strauss einen interessanten Weg gegangen, weil es seine Produkte nicht nur Erwachsenen, sondern auch dem Nachwuchs anbietet. In leuchtenden Farben aussehen wie der Papa oder die Mama scheint, gemessen an der Anzahl der Kinder im Store, ziemlich genau ins Schwarze getroffen zu haben. In sofern kein Wunder, dass es auch eine Mal-Ecke und Kinderrutsche gibt.

Für Oberhausen stellt die Ansiedlung des neuen Store ein weiterer Erfolg dar. Nicht nur im Bezug auf Gewerbesteuer und Arbeitsplätze. Sondern vor allem auch, weil ein Store in dieser Größe ein Einzugsgebiet hat, dass weit über Oberhausen hinaus reicht. Und so Menschen in die Stadt lockt, die nicht zum klassischen Klientel des CentrO gehören.

Denn wenn man ja eh schon da ist, kann man ja z. B. auch das Gasometer besuchen. Oder in den nahegelegenen Restaurants etwas essen gehen. Geld, dass in der Stadt ankommt und das sie gut gebrauchen kann. Von dem zweistelligen Millionenbetrag Investition ganz zu schweigen, der zu einem guten Teil auch wieder an heimische Unternehmen geflossen sein dürfte.

Engelbert Strauss selbst hat nach eigenen Angaben im Ruhrgebiet bereits jetzt eine 6stellige Kundenzahl, die nun neben der klassischen Bestellung via Katalog oder Internet auch vor Ort einkaufen kann. Dabei hat man darauf geachtet, den Store an die Umgebung anzupassen, wie z. B. ein 6 Meter durchmessender Kronleuchter aus Grubenlampen signalisiert, der prominent im Laden hängt.

Und Oberhausen einen Major Player mehr auf einer Industriebrache untergebracht, bei der sich vor 20 Jahren niemand so recht vorstellen konnte, dass sei einmal das Vorzeigeobjekt für den unternehmereischen Wandel des Ruhrgebiets sein würde.

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