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Nachhaltiger Kaffee – Zum Fairtrade-Siegel

pixabay©eliasfalla (CC0 1.0)

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Fairtrade steht für fairen Handel, Fairtrade weckt den Fairness-Instinkt gerade der Deutschen – und Fairness boomt: 2.000 verschiedene Produkte in 42.000 Supermärkten, Cafés und Restaurants. 2013 gingen Fairtrade-Waren im Wert von mehr als einer halben Milliarde Euro mit einem Umsatzplus von 23 Prozent gegenüber 2012 über die Ladentheken.

Kaffee bildet dabei die Speerspitze eines Systems, das nicht nur von überzeugten Befürwortern bedingungslos unterstützt wird, sondern eine breite Skepsis unter Forschern und Ökonomen hervorruft.

Fairtrade verspricht den Kaffeebauern einen Mindestpreis, unabhängig von klimabedingten Ernteschwankungen und –ausfällen.

Fairtrade verspricht benachteiligten Regionen einen Marktzugang, bezahlten Urlaub und soziale Vorsorge.

Das klingt vielversprechend und fair, und sollte eigentlich breiten Konsens über alle gesellschaftlichen Schichten hinweg erzielen und vor allem in den satten, westlichen Industrienationen auf breite Zustimmung stoßen.

Jedoch: Wo soll laut Expertenmeinung der Haken im System sein, wieso mehren sich kritische Stimmen? – Eine positive wie kritische Bestandsaufnahme.

Die Faktenlage

Neben Bananen und Reis ist Kaffee das populärste Einzelprodukt, und kann zu 100 Prozent „fair“ gehandelt werden. pixabay©IsaacFryxelius (CCO 1.0)

Über eine Milliarde Euro geben Verbraucher laut SWR-Bericht jährlich für Fairtrade-Produkte aus. Der Begriff „fair“ ist rechtlich nicht geschützt, allein in Deutschland werden 27 Siegel-Varianten vergebenen, die den Begriff verschieden interpretieren. Kaffee ist dabei neben Reis und Bananen das populärste Einzelprodukt und kann zu 100 Prozent „fair“ gehandelt werden. In Mischerzeugnissen müssen 20 Prozent fair gehandelte Ware enthalten sein, damit das Produkt das Siegel tragen darf.

Die Fairtrade-Bewegung arbeitet im Wesentlichen mit Waren, die aus Entwicklungsländern in Industrieländer exportiert werden. Die erfassten und gekennzeichneten Produkte sind laut Fair Trade Deutschland

 

 

Natur. Laut eigenen Angaben profitieren rund 1,5 Millionen Landwirte vom fairen Handel, vertrieben werden fair gehandelte Produkte überwiegend in Naturkost- und Weltläden, mittlerweile aber verstärkt auch in Supermärkten, gastronomischen Betrieben und neuerdings auch in Touristikbüros, die Reisen unter dem Label „Fair Reisen“ anbieten.

 

Kaffeeplantagen in Honduras, Peru, Mexiko und Tansania gelten als wichtigste Anlaufstellen für Fairen Kaffeehandel weltweit. pixabay©sarangib (CCO 1.0)

Der Absatz von fair gehandeltem Kaffee wuchs 2014 um 13 Prozent auf 15.700 Tonnen an – Tendenz kontinuierlich steigend. Der Absatz verdoppelte sich innerhalb der letzten vier Jahre und macht Kaffee mit 38 Prozent am Gesamtumsatz des Fairen Handels zu Endverbraucherpreisen mit weitem Vorsprung zum Spitzenprodukt, gefolgt von Südfrüchten und Rosen. Fast 70 Prozent des fair gehandelten Kaffees waren 2014 bio-zertifiziert. Wichtige Anbauländer für Kaffee aus Fairem Handel sind Honduras, Peru, Mexiko und Tansania.

Pionier Kaffee

Kaffee war Vorreiter der Fairtrade-Produkte und gilt als wichtigstes Agrargut im weltweiten Handel. Als Exportrohstoff nimmt es auf globaler Ebene nach Erdöl die zweite Position ein. 80 Prozent des Kaffees wird von 25 Millionen Kleinbauernfamilien produziert, die weniger als 10 Hektar Land besitzen.

Fairtrade soll gerade den Kleinbauern helfen, ihnen ein höheres Einkommen sichern; Kleinbauern werden dabei unterstützt, sich zu einer Kooperative zusammenzuschließen. Hier haben die Bauern durch gemeinsame Weiterverarbeitung der rohen Kaffeekirschen überhaupt eine Chance, sich gegen die großen Plantagenbesitzer halten zu können, zumal ihnen ein Festpreis garantiert wird. Er macht sie weniger abhängig von Geldverleihern und Zwischenhändler, wie Das Erste in einem Fairtrade-Bericht die wirtschaftliche Situation für die Bauern beschreibt.

 

Fairtrade-Kaffeesorten in Deutschland

Fairtrade-Kaffee gibt es inzwischen nahezu überall, auch beim Discounter um die Ecke. Hinter dem Siegel steht in Deutschland der Verein TransFair, der wiederum von über 30 Mitgliedsorganisationen aus den Bereichen Entwicklungszusammenarbeit, Kirche, Sozialarbeit, Verbraucherschutz, Genossenschaftswesen, Bildung, Politik und Umwelt getragen wird.

Noch in den Ernteländern werden die Kaffeekirschen entkernt, gewaschen und getrocknet. pixabay©tristantan (CCO 1.0)

Inzwischen gibt es Hunderte von Fairtrade-Sorten, der Bio-Anteil steigt ständig und beträgt derzeit rund 65 % aller „Fairtrade“-Produkte. Bio liegt besonders im Trend und wird stärker nachgefragt denn je. Deshalb haben sich viele Anbieter nicht nur auf Fairtrade-Sorten, sondern ergänzend auch auf Bio-Kaffee spezialisiert.

So informiert Gourmesso.de beispielsweise nicht nur über Fairtrade und die entsprechenden Produkte, sondern auch über eine Bio-Fairtrade-Variante. Bio-Fairtrade-Kaffeesorten tragen zusätzlich das EU-Bio-Siegel oder das Naturland Zeichen.

Bio-Labels

Das EU-Bio-Logo ist laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft seit dem 1. Juli 2012 verbindlich für alle vorverpackten, ökologisch erzeugten Lebensmittel, die in einem EU-Mitgliedsstaat hergestellt werden und die strengen Normen der EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau erfüllen.

Ökologische Erzeugung und fairer Handel vereint Naturland Fair seit 2010 in einem Nachhaltigkeits-Zeichen, das folgende Maßnahmen unterstützt und fördert:

 

 

Forscher und Wissenschaftler bemängeln das Fairtrade-System zunehmend als ineffizient, wirtschaftliche Vorteile würden durch die hohen Zertifizierungskosten wieder aufgefressen. pixabay©Christoph (CCO 1.0)

Kritische Stimmen

Obwohl der Fairtrade-Kaffeepreis knapp über dem Weltmarkt-Niveau gehalten wird, reicht er für viele Kleinbauern und Erntehelfer auf Grund gesunkener Weltmarktpreise, die auch die Löhne drücken, kaum zum (Über-)Leben.

Das Fairtrade-Siegel kann auch nichts daran ändern, dass die Gewinne in den Röstereien der Industrieländer statt in den Ernteländern abgeschöpft werden, so die gängige Kritik aus Expertensicht.

Fair sei aus ihrer Sicht eine eigene, geschlossene Produktionskette in den Herkunftsländern, von der Ernte über die Röstung bis hin zu eigener Vermarktung und Vertrieb. Was das Fairtrade-System den Bauern vor Ort lediglich biete sei eine minimale Aufstockung ernteunabhängiger Löhne, die nur den berühmten Tropfen auf den heißen Stein seien und ein Almosen darstellten.

 

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