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Rechenzentren der Zukunft – Die heiße Luft und das Meer

Normalerweise vertragen sich Elektronik und Wasser nicht besonders gut – Microsoft möchte mit dem Projekt Natick nun den Gegenbeweis erbringen. Bereits im vergangenen Jahr verfrachtete der amerikanische Software-Hersteller einen Schrank voller Server ins Meer und testete damit die Realisierbarkeit eines solchen Vorhabens. Geschützt durch eine wasserdichte Stahlhülle und gefüllt mit Stickstoff, arbeiteten die Testserver zehn Meter unter dem Meeresspiegel.

Meerwasser als Kühlmittel

Die Idee hinter dem Projekt ist denkbar einfach: Das Wasser des Meeres soll als natürliches Kühlmittel für die Rechenzentren der Zukunft genutzt werden. Moderne Serverhallen erzeugen viel Wärme, die ihnen mit Kühlanlagen und großem Energieverbrauch wieder entzogen werden muss. Diese Aufgabe könnte bald das Meer übernehmen, wodurch sich der Klimahaushalt solcher Unterwasser-Rechenzentren enorm verbessern würde.

Steigender Datenbedarf

Das Projekt hat auch einen ganz pragmatischen Hintergrund: Der Bedarf an Cloud Computing ist hoch und wird auch in Zukunft weiter steigen. Vor allem mittelständische Unternehmen modernisieren ihre Arbeits- oder Produktionsstrukturen und investieren momentan massiv in die Cloud. Zwei Drittel der Unternehmen gaben in einer Studie von Bitkom an, im Laufe des Jahres weiter investieren zu wollen. Ein virtueller Server von Anbietern wie 1&1 gehört bei vielen Unternehmen bereits zum Standardrepertoire. Weitere Cloudtechnologien wie smarte Werkstätten oder digitale Arbeitsumgebungen werden folgen. Dadurch steigt der Bedarf an Serverkapazitäten unaufhörlich an, weshalb sich die Frage nach energieeffizienten Rechenzentren dringlicher stellt denn je.

Mit Daten heizen?

Um Rechenzentren energieeffizienter zu betreiben, muss man sie aber nicht zwingend im Meer versenken – das beweist ein Modellversuch in Sachsen und Nordrhein-Westfalen. Dort wird versucht, die Abwärme der Server zum Heizen von Wohnungen zu verwenden. Jedes Testhaus hat dabei statt einer Zentralheizung eine eigene kleine Serverhalle im Keller. Die dadurch erzeugte Wärme wird zum Erhitzen des Heizwassers und des Trinkwassers genutzt. Und diese Energie ist nicht zu knapp: Schon eine einfache Google-Suchanfrage erzeugt so viel Wärme wie eine 60-Watt-Birne in 17 Sekunden. Grundsätzlich wäre es möglich, bis zu 90 Prozent des Warmwassers und 30 Prozent der Heizwärme durch lokale Rechenzentren zu erzeugen. Im Vergleich zu heutigen Groß-Rechenzentren könnte dadurch der jährliche CO2-Ausstoß um bis zu 12 Tonnen verringert werden. Ob diese Technik flächendeckend eingesetzt werden kann, bleibt allerdings noch abzuwarten. Bis dahin wird sicherlich noch viel Serverwärme ins Meer hinabgelassen.


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