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Willkommen in Duisburg Neudorf: 1000 Hände für die Flüchtlinge

Es ist ein Stadtteil, in dem die Nazis nie richtig Fuß fassen konnten – obwohl sie es mindestens seit 2004 immer wieder mal zu Weihnachten oder im Winter versucht haben. Ein Stadtteil in der Zugezogene, Studenten und eingesessene Duisburger miteinander leben. Undramatisch, pragmatisch und nüchtern. Vielleicht liegt es an der Universität, dass andere Gesichter und andere Zungenschläge hier in Neudorf als Teil des Alltags wahrgenommen werden. Anders als andere Stadtteile ist Neudorf nie wirklich in den Mittelpunkt der Medien gerückt. Die Memelstrasse ändert das gerade.

Die Memelstrasse – unauffällig, schmucklos. Eine der vielen Querstrassen, die man als Bewohner des Stadtteils Neudorf-West eigentlich nicht so richtig zur Kenntnis nimmt. Was daran liegen mag, dass die Bismarckstraße mit der Ost-Straße in der Nähe ist und obwohl die Memelstraße zur Mülheimer Straße führt – so richtig wahrgenommen wird sie kaum. Vielleicht, wenn man zum Schwimmen ins Hallenbad fährt. Richtige Highlights hat die Straße kaum zu bieten. Dennoch: Gerade hier möbelt die Stadt gerade ein ehemaliges Verwaltungsgebäude auf, in dem bis zu 350 Flüchtlinge Platz finden sollen. Und die Ersten zogen schon ein, als das Gebäude noch nicht ganz fertig war. Wobei Sozialamtsleiterin Andrea Bestgen-Schneeback im Vorfeld ungern von einer „Notunterkunft“ sprach – die Stadt geht davon aus, dass man das Gebäude selbst noch an die 15 Jahre nutzen können wird. Vielleicht sogar noch länger heißt es, wenn man bei der Stadt selbst nachfragt. Dass man bei der Flüchtlingsfrage in Duisburg selbst nicht immer mit Ruhe und Sorgfalt vorgegangen ist, das ist der Stadt klar. Auch der unglückliche Ausspruch von Sören Link in Bezug auf Flüchtlinge und ihre Herkunftsländer hat nicht für eitel Wonne vorab gesorgt. Auf die gewaltige Mengen von Menschen, die momentan aus den Kriegsgebieten in die Stadt kommen war man so ebenfalls nicht eingestellt – und hinter vorgehaltener Hand wird auch Kritik am Management des Landes geäußert, eine längere Vorbereitungszeit wäre durchaus im Sinne von allen. Es war, so hört man, alles dann doch etwas übereilt. Zudem: Nach wie vor erfährt die Stadt erst drei Tage vorher, wann genau nun die Busse mit den Flüchtlingen eintreffen.

Für das Gebäude an der Memelstrasse müssen sich erstmal Strukturen finden. Man fragt sich, warum dies jetzt noch notwendig ist – denn Flüchtlinge wohnen schon seit 2014 an der Koloniestraße, soweit liegen die beiden Orte nun nicht auseinander. Vielleicht, weil der Flüchtlingsrat NRW, der sich für den Standort an der Koloniestraße verantwortlich fühlt, nicht unbedingt bei allen im Stadtteil beliebt ist. Sei es wie es sei: Stefan Müller, Irina Neszeri, Constanze Neidlinger und Peter Proff haben die Flüchtlingshilfe Neudorf – und diese ist seit Oktober im Stadtteil aktiv. Neben ihrem eigentlichen Beruf engagieren sie sich für die Belange der Flüchtlinge. Bisher haben sich feste Teams gebildet, die sich für Sachspenden, Behördenhilfe & Übersetzen, Sport & Freizeit und Deutschkurse engagieren. Dabei können die Mitarbeiter der Flüchtlingshilfe mit der Unterstützung der Kirchengemeinden des Stadtteils rechnen – und auch von weiteren Initiativen. Der kürzlich gegründete runde Tisch soll die Arbeit für die Flüchtlinge erleichtern und Synergien bündeln. Zuerst aber sollen die Menschen erstmal ankommen können, bevor ein großes Willkommensfest in der wärmeren Jahreszeit geplant ist. Schließlich hatten die ersten Neuankömmlinge vorerst nur die ersten zwei Etagen für sich – die Stadt, die alles tut was sie momentan kann, so der Eindruck der Helfer, musste also noch eine Menge tun.

Den ganzen Artikel können Sie in der neuen Bachtalo 1/2016 lesen

 

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