Es ist ein Stadtteil, in dem die Nazis nie richtig Fuß fassen konnten – obwohl sie es mindestens seit 2004 immer wieder mal zu Weihnachten oder im Winter versucht haben. Ein Stadtteil in der Zugezogene, Studenten und eingesessene Duisburger miteinander leben. Undramatisch, pragmatisch und nüchtern. Vielleicht liegt es an der Universität, dass andere Gesichter und andere Zungenschläge hier in Neudorf als Teil des Alltags wahrgenommen werden. Anders als andere Stadtteile ist Neudorf nie wirklich in den Mittelpunkt der Medien gerückt. Die Memelstrasse ändert das gerade.
Für das Gebäude an der Memelstrasse müssen sich erstmal Strukturen finden. Man fragt sich, warum dies jetzt noch notwendig ist – denn Flüchtlinge wohnen schon seit 2014 an der Koloniestraße, soweit liegen die beiden Orte nun nicht auseinander. Vielleicht, weil der Flüchtlingsrat NRW, der sich für den Standort an der Koloniestraße verantwortlich fühlt, nicht unbedingt bei allen im Stadtteil beliebt ist. Sei es wie es sei: Stefan Müller, Irina Neszeri, Constanze Neidlinger und Peter Proff haben die Flüchtlingshilfe Neudorf – und diese ist seit Oktober im Stadtteil aktiv. Neben ihrem eigentlichen Beruf engagieren sie sich für die Belange der Flüchtlinge. Bisher haben sich feste Teams gebildet, die sich für Sachspenden, Behördenhilfe & Übersetzen, Sport & Freizeit und Deutschkurse engagieren. Dabei können die Mitarbeiter der Flüchtlingshilfe mit der Unterstützung der Kirchengemeinden des Stadtteils rechnen – und auch von weiteren Initiativen. Der kürzlich gegründete runde Tisch soll die Arbeit für die Flüchtlinge erleichtern und Synergien bündeln. Zuerst aber sollen die Menschen erstmal ankommen können, bevor ein großes Willkommensfest in der wärmeren Jahreszeit geplant ist. Schließlich hatten die ersten Neuankömmlinge vorerst nur die ersten zwei Etagen für sich – die Stadt, die alles tut was sie momentan kann, so der Eindruck der Helfer, musste also noch eine Menge tun.
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