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Das Wimmelbild und die Wahrnehmung

Wissenschaftler haben jetzt herausgefunden, wie man jemandem am besten den Weg erklärt – und das anhand von Wimmelbildern. Wimmelbild-Bücher, wie „Wo ist Walter“, sind seit Jahrzehnten beliebt. Die wuseligen Szenerien faszinieren Groß und Klein. Bis heute werden zahlreiche Exemplare der traditionellen Wimmelbücher verkauft. Und auch die moderne Gaming-Szene hat den besonderen Reiz am Suchen und Finden erkannt.

Für viele gilt Ali Mitgutsch als Erfinder des Wimmelbuches. Sein erstes Exemplar veröffentlichte der deutsche Maler und Illustrator im Jahr 1968. Bis heute gibt es eine rege Nachfrage nach seinen berühmten Wimmelbildern. Das Rezept des Erfolges: Die Faszination „Suchen und Finden“ kombiniert mit einfachen Regeln. Finde den Jungen mit der Pudelmütze und dem weiß-rot gestreiften Pullover inmitten einer detailreichen Szenerie. Diese Spielregel versteht jeder, deshalb fällt auch der Zugang leicht. So groß, wie die Freude bei der Suche selbst, ist manchmal auch die Verwunderung über die eigene Wahrnehmung, nachdem das gesuchte Objekt gefunden wurde. Denn manchmal sucht man ewig und am Ende war die Lösung eigentlich ganz einfach. Schon deshalb hat es das Wimmelbild in die moderne Zeit geschafft. Auf Onlineseiten wie dieser findet man Wimmelbilder-Games, die Generationen verschiedenen Alters faszinieren. 2005 kam das Wimmelbildspiel „Mystery Case Files: Huntsville“ auf den Markt. Schnell folgten weitere Rätsel-Games, die Beliebtheit bei Gelegenheitsspielern genossen.

Auch die Wissenschaft beschäftigt sich mit demPhänomen. Mithilfe eines Wimmelbildes nämlich haben Psychologen aus Schottland jetzt herausgefunden, wie man jemandem am besten den Weg beschreibt: Anhand der einfachen Reihenfolge von auffälligen Merkmalen. In einem Wimmelbild, das den Probanden vorgelegt wurde, befand sich eine riesige Sphinx mit herausgestreckter Zunge. Sie war das auffälligste Objekt im Bild. Der gesuchte Gegenstand befand sich links davon. Wer als erstes auf die Sphinx verwies und den Suchenden dann nach links schickte, war am erfolgreichsten mit der Wegbeschreibung. Probanden, die hingegen versuchten anhand von Koordinaten oder Beschreibungen wie etwa „die linke, obere Bildhälfte“ verwendeten, schickten ihr Gegenüber auf eine längere Suche. Wer also jemandem den Weg erklärt, sollte denjenigen anhand von Auffälligkeiten, wie einem besonderen Brunnen oder einem markanten Haus, in geografischer Reihenfolge navigieren. Unsere Wahrnehmung ist, wissenschaftlich gesehen, nämlich relativ. Das heißt, dass der Mensch alles, was er sieht, mit einem Bezugspunkt vergleicht. Im Wimmelbild ist das für gewöhnlich das größte Objekt oder der farblich auffälligste Gegenstand. In der Realität sind es markante Häuser, große Plätze oder bunte Skulpturen. Neurobiologen des Max-Planck-Instituts in München fanden übrigens kürzlich heraus, dass diese relative Wahrnehmung von verschiedenen Teilen des Gehirns erarbeitet wird.


Bildrechte: Flickr Where’s Wally? – Pattern Robbe Haegeman CC BY 2.0 Bestimmte Rechte vorbehalten

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